Donnerstag, 3. Dezember 2015

Samstag, der 7. November 2015, Bumdrag Trek


 
Sorgfältig packen. Mein kleiner Rucksack und mein voluminöser Schlafsack wird das Pferd bekommen. Ich habe nur meine Bauchtasche aber da geht nur eine kleine Wasserflasche rein. Tashi übernimmt dankenswerter-weise meine große Trinkflasche sonst müßte sie am Gürtel baumeln und meine Regenhose die wir aber nicht brauchen.  Anna will ihren voluminösen Rucksack selbst tragen, eine Kleinigkeit bekommt das Pferd und Tashi.

 

Wir fahren - mit Birgit - zum Kloster Sangchen Choekhor das wie eine Festung hoch über dem ParoTal thront. Wir sind bereits auf 2.800 m. Von hier starten wir (Anna und ich, Birgit hat eigenes Programm) unseren Trek. Beate Lidl die Chefin von Laya Tours wird mit vier ihrer sechs Hunde mit uns gehen. Sie hat das Camp noch nicht mit eigenen Augen gesehen und will sich überzeugen ob sie diesen "Pilgertrek" um das Tigersnest in ihr Programm aufnehmen will. Am Kloster macht sich eine größere Gruppe Einheimischer auf den Weg. Wanderstöcke und viele Geschenke für die Mönche oben am Berg. Das führt zu Diskussionen weil sie bringen viele Snacks in Alutüten mit und das führt dazu, daß die Mönche oben im Müll ersticken und bei den seltenen Besuchen im Tal, die Müllabfuhr spielen müssen. Beate bespricht die Thematik sehr sachkundig und eindringlich und empfiehlt Obst oder andere Lebensmittel die in Papier oder anderer recycelbarer Verpackung sind. Die Wanderer sind eine Firma aus dem Osten die mit Tourismus zu tun hat und sie schauen sich ihr eigenes Land an. Die sportliche Fitness ist sehr unterschiedlich so sind einige schnell wie Bergziegen und andere keuchen noch mehr wie wir. Wir wandern durch die schönsten Wälder und es geht stetig bergauf. Begleitet immer von Lucky und den anderen Hunden. Anna und ich gehen konstant (sie paßt sich meiner Langsamkeit an) und wir sehen wunderschöne blauweiß gestreifte kurzstielige Enziane und Edelweiß. Das letzte Edelweiß hier hab ich bestimm vor 20 Jahren im Rofan gesehen. Unser Boy ist schon voraus gelaufen empfängt uns am Choechongtse Lhakhang (erbaut im 17. Jhdt. von Lama Dragpa Gyatsho) mit einem Tee in einer Thermostasse und hat einen Teppich ausgelegt mit Fußablage und hat schon unser üppiges   Mittagsmahl ausgebreitet. Die Firmengruppe gräbt Löcher für Pfosten es wird die Bhutanfahne (Drache auf gelb/orangenem Hintergrund) zu den vielen anderen Gebetsfahnen gehisst. Der Blick runter auf Paro ist gigantisch. Wir sehen den Flughafen und beobachten einen Flieger der sich durch die Täler zur Landebahn hinein windet. Es gibt nur wenige - ausländische - Piloten die, die Erlaubnis haben auf diesem Flughafen zu starten oder zu landen.

Birgit hat mit dem Handy ein Fußballmatch vom Fernseher in Deutschland aufgenommen und das zeigt ein Spiel Bhutan gegen Indien wo sie sich sehr erfolgreich geschlagen haben. Der bhutanesische Mannschafts Kapitän ist Pilot und er wurde im Cockpit interviewt und es wurde auch der Anflug auf Paro gezeigt. Ganz schön diffizil.

Beates Hunde vertragen sich nicht mit dem Hund des hier lebenden Mönchs und so wird dieser eingesperrt und wir müssen ihn in seinem Gefängnis trösten.










 

Es geht jetzt etwas steiler bergan und auf einen kleinen Pass zu und um eine  Bergkuppe drum herum. Unser Boy macht uns immer Mut, daß es nicht mehr weit ist. Aber es sieht noch weit aus. Die Luft ist merkbar dünner aber mit einem gleichmäßigen Schritt ist das Gehen und Atmen wie Meditation. Aus dem Wald draußen kommen wir auf eine große freie Fläche mit vielen majestätisch wirkenden Yaks, nicht so gemütlich, freundlich wie Kühe und wir sehen auf den Bumdrag 3.800 m.


Die Yaks gehören einer Familie - wir sehen nur weibliche Erwachsene - die in einer mit Planen überdachten Stein-umrundung leben und dort auch ihre Produkte verarbeiten. Fleisch, Würste, Speck und Käse zum Trocknen aufhängen und diverse Milchprodukte erzeugen, auch einen Butterstampfer sehe ich. Über schöne Weiden mit bimmelnder Yak Begleitung, Hütehunden und neugierigen Kindern erreichen wir das Camp. Unsere Pferdefrau ist auch schon da und unser Gepäck liegt schon an unserem Dinner-Zelt parat. Das sind keine kleinen Zelte zum Reinschlüpfen sondern alles Zelte mit Stehhöhe. Es stehen ganz bequeme Liegestühle bereit und ein Tischchen für den Tee (in Termostasse, damit er nicht so schnell auskühlt) und ein Dusch- und Toilettenzelt. Für die Liegestühle ist es schon zu kalt, die Sonne wird bald hinter den Bergen verschwinden. Unser Zelt hat ein Doppelbett mit dicker Steppdecke, einen Vorraum mit  Regal und unser Dinner-Zelt hat einen Gasheizofen. Fühlten wir uns im ersten Camp schon sehr verwöhnt, soweit das mit der einfachen Ausstattung möglich war. Was für ein Luxus, den wir wirklich nicht erwartet hätten. Eine Wärmflasche mit schöner Webstoffhülle kommt in unser Bett und auch eine Leistungsstarke Stirnlampe gehört mit zum Service. Sowie ein opulentes, sehr gutes vielfältiges Abendessen. Was die Köche hier in diesem einfachen Küchenzelt zaubern ist unglaublich aber sehr, sehr vielfältig und frisch und gesund.
unser Bett im Camp!!!!!!


 

Die Energie hier nimmt mich ganz gefangen und läßt mich wackelige Knie und Luftknappheit vergessen. Chorten und Gebetsfahnen kündigen den geheiligten Bezirk an. Dieser Platz wurde einst von Machig Labdron besucht (Sie lebte in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zählt zu den berühmtesten Weissheitsfrauen Tibets) sie fand dort eine riesige Gruppe von Dakinis vor, die dort ein Festmahl hielten. Seither heißt der Platz Bumdrag was soviel wie "Der Felsen der 100.000 Dakinis" bedeutet. Eine Dakini ist ein tantrisches Geistwesen, eine  Himmelstänzerin /wandlerin welches der Mythologie nach die Seelen der Toten in den Himmel bringt. Sie sind weiblich mit einem sehr wandelbaren Wesen. Sie können als friedliche, zornvolle und gemischt friedlich-zornvolle Gestalten auftreten. Sie repräsentieren die Ermutigung und Inspiration für den spirituellen Weg. Es wird gesagt, daß der Felsen hier 100.000 Fußabdrücke aufweist.

Zu spät um noch den Berg der "Himmelsbestattung" zu besteigen, aber die vielen weissen Gebetsfahnen zeigen ihn an. Eine sonst im Buddhismus unübliche Bestattungsart. Aber wo Brennholz (und Flüsse) fehlen, der Boden gefroren ist wurde diese Art gewählt. Auch die (Zoroastrier) Parsen bringen die Toten in die "Türme des Schweigens" und überlassen sie den Geiern. Verbreitet in Tibet und der Mongolei. Unterschiedlich ist ob der Körper im Ganzen der Verwesung ausgesetzt wird oder noch zerteilt wird. Beate erzählt von einem - für uns - gruseligen Film über die Bestattung.

Obwohl nah am Friedhof, zwischen all den Geistwesen die hier ihre Energie hinterlassen haben ist es ein ruhiger, friedlicher und sehr, sehr mystischer Ort. Ich schlafe gut - mit Anna in einem leicht abfallenden Bett unter einer Decke - im eigenen Schlafsack der viel zu warm wird und ich nach und nach mich entblättere.

 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen