Sorgfältig packen. Mein kleiner Rucksack und mein voluminöser
Schlafsack wird das Pferd bekommen. Ich habe nur meine Bauchtasche aber da geht
nur eine kleine Wasserflasche rein. Tashi übernimmt dankenswerter-weise meine
große Trinkflasche sonst müßte sie am Gürtel baumeln und meine Regenhose die wir
aber nicht brauchen. Anna will ihren
voluminösen Rucksack selbst tragen, eine Kleinigkeit bekommt das Pferd und
Tashi.
Wir fahren - mit Birgit - zum
Kloster Sangchen Choekhor das wie eine Festung hoch über dem ParoTal thront.
Wir sind bereits auf 2.800 m. Von hier starten wir (Anna und ich, Birgit hat
eigenes Programm) unseren Trek. Beate Lidl die Chefin von Laya Tours wird mit
vier ihrer sechs Hunde mit uns gehen. Sie hat das Camp noch nicht mit eigenen
Augen gesehen und will sich überzeugen ob sie diesen "Pilgertrek" um
das Tigersnest in ihr Programm aufnehmen will. Am Kloster macht sich eine
größere Gruppe Einheimischer auf den Weg. Wanderstöcke und viele Geschenke für
die Mönche oben am Berg. Das führt zu Diskussionen weil sie bringen viele
Snacks in Alutüten mit und das führt dazu, daß die Mönche oben im Müll
ersticken und bei den seltenen Besuchen im Tal, die Müllabfuhr spielen müssen.
Beate bespricht die Thematik sehr sachkundig und eindringlich und empfiehlt
Obst oder andere Lebensmittel die in Papier oder anderer recycelbarer
Verpackung sind. Die Wanderer sind eine Firma aus dem Osten die mit Tourismus
zu tun hat und sie schauen sich ihr eigenes Land an. Die sportliche Fitness ist
sehr unterschiedlich so sind einige schnell wie Bergziegen und andere keuchen
noch mehr wie wir. Wir wandern durch die schönsten Wälder und es geht stetig
bergauf. Begleitet immer von Lucky und den anderen Hunden. Anna und ich gehen
konstant (sie paßt sich meiner Langsamkeit an) und wir sehen wunderschöne
blauweiß gestreifte kurzstielige Enziane und Edelweiß. Das letzte Edelweiß hier
hab ich bestimm vor 20 Jahren im Rofan gesehen. Unser Boy ist schon voraus
gelaufen empfängt uns am Choechongtse Lhakhang (erbaut im 17. Jhdt. von Lama
Dragpa Gyatsho) mit einem Tee in einer Thermostasse und hat einen Teppich
ausgelegt mit Fußablage und hat schon unser üppiges Mittagsmahl
ausgebreitet. Die Firmengruppe gräbt Löcher für Pfosten es wird die Bhutanfahne
(Drache auf gelb/orangenem Hintergrund) zu den vielen anderen Gebetsfahnen gehisst.
Der Blick runter auf Paro ist gigantisch. Wir sehen den Flughafen und
beobachten einen Flieger der sich durch die Täler zur Landebahn hinein windet.
Es gibt nur wenige - ausländische - Piloten die, die Erlaubnis haben auf diesem
Flughafen zu starten oder zu landen.
Birgit hat mit dem Handy ein
Fußballmatch vom Fernseher in Deutschland aufgenommen und das zeigt ein Spiel
Bhutan gegen Indien wo sie sich sehr erfolgreich geschlagen haben. Der
bhutanesische Mannschafts Kapitän ist Pilot und er wurde im Cockpit interviewt
und es wurde auch der Anflug auf Paro gezeigt. Ganz schön diffizil.
Beates Hunde vertragen sich nicht
mit dem Hund des hier lebenden Mönchs und so wird dieser eingesperrt und wir
müssen ihn in seinem Gefängnis trösten.
Es geht jetzt etwas steiler
bergan und auf einen kleinen Pass zu und um eine Bergkuppe drum herum. Unser Boy macht uns
immer Mut, daß es nicht mehr weit ist. Aber es sieht noch weit aus. Die Luft
ist merkbar dünner aber mit einem gleichmäßigen Schritt ist das Gehen und Atmen
wie Meditation. Aus dem Wald draußen kommen wir auf eine große freie Fläche mit
vielen majestätisch wirkenden Yaks, nicht so gemütlich, freundlich wie Kühe und
wir sehen auf den Bumdrag 3.800 m.
Die Yaks gehören einer Familie -
wir sehen nur weibliche Erwachsene - die in einer mit Planen überdachten
Stein-umrundung leben und dort auch ihre Produkte verarbeiten. Fleisch, Würste,
Speck und Käse zum Trocknen aufhängen und diverse Milchprodukte erzeugen, auch
einen Butterstampfer sehe ich. Über schöne Weiden mit bimmelnder Yak
Begleitung, Hütehunden und neugierigen Kindern erreichen wir das Camp. Unsere
Pferdefrau ist auch schon da und unser Gepäck liegt schon an unserem
Dinner-Zelt parat. Das sind keine kleinen Zelte zum Reinschlüpfen sondern alles
Zelte mit Stehhöhe. Es stehen ganz bequeme Liegestühle bereit und ein Tischchen
für den Tee (in Termostasse, damit er nicht so schnell auskühlt) und ein Dusch-
und Toilettenzelt. Für die Liegestühle ist es schon zu kalt, die Sonne wird
bald hinter den Bergen verschwinden. Unser Zelt hat ein Doppelbett mit dicker
Steppdecke, einen Vorraum mit Regal und
unser Dinner-Zelt hat einen Gasheizofen. Fühlten wir uns im ersten Camp schon
sehr verwöhnt, soweit das mit der einfachen Ausstattung möglich war. Was für ein
Luxus, den wir wirklich nicht erwartet hätten. Eine Wärmflasche mit schöner
Webstoffhülle kommt in unser Bett und auch eine Leistungsstarke Stirnlampe
gehört mit zum Service. Sowie ein opulentes, sehr gutes vielfältiges Abendessen.
Was die Köche hier in diesem einfachen Küchenzelt zaubern ist unglaublich aber
sehr, sehr vielfältig und frisch und gesund.
unser Bett im Camp!!!!!! |
Die Energie hier nimmt mich ganz
gefangen und läßt mich wackelige Knie und Luftknappheit vergessen. Chorten und
Gebetsfahnen kündigen den geheiligten Bezirk an. Dieser Platz wurde einst von
Machig Labdron besucht (Sie lebte in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts
und zählt zu den berühmtesten Weissheitsfrauen Tibets) sie fand dort eine
riesige Gruppe von Dakinis vor, die dort ein Festmahl hielten. Seither heißt
der Platz Bumdrag was soviel wie "Der Felsen der 100.000 Dakinis"
bedeutet. Eine Dakini ist ein tantrisches Geistwesen, eine Himmelstänzerin /wandlerin welches der
Mythologie nach die Seelen der Toten in den Himmel bringt. Sie sind weiblich
mit einem sehr wandelbaren Wesen. Sie können als friedliche, zornvolle und
gemischt friedlich-zornvolle Gestalten auftreten. Sie repräsentieren die
Ermutigung und Inspiration für den spirituellen Weg. Es wird gesagt, daß der
Felsen hier 100.000 Fußabdrücke aufweist.
Zu spät um noch den Berg der "Himmelsbestattung"
zu besteigen, aber die vielen weissen Gebetsfahnen zeigen ihn an. Eine sonst im
Buddhismus unübliche Bestattungsart. Aber wo Brennholz (und Flüsse) fehlen, der
Boden gefroren ist wurde diese Art gewählt. Auch die (Zoroastrier) Parsen
bringen die Toten in die "Türme des Schweigens" und überlassen sie
den Geiern. Verbreitet in Tibet und der Mongolei. Unterschiedlich ist ob der
Körper im Ganzen der Verwesung ausgesetzt wird oder noch zerteilt wird. Beate
erzählt von einem - für uns - gruseligen Film über die Bestattung.
Obwohl nah am Friedhof, zwischen
all den Geistwesen die hier ihre Energie hinterlassen haben ist es ein ruhiger,
friedlicher und sehr, sehr mystischer Ort. Ich schlafe gut - mit Anna in einem
leicht abfallenden Bett unter einer Decke - im eigenen Schlafsack der viel zu
warm wird und ich nach und nach mich entblättere.
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