Donnerstag, 14. April 2011

Tranzalpin Kiwi Railway

Wen Reiseliteratur interessiert dem sei Bill Bryson empfohlen, ich habe gerade als Nachlese sein „Frühstück mit Kängurus“ gelesen. Ich hab mich kringelig gelacht und einige meiner Blogs könnte ich noch um weitere Kuriositäten ergänzen.

Im Gegensatz zur Tranzcoastal, ist diese Strecke von der Ost- (Pazifik), an die Westküste (Tasman Sea) wieder befahrbar. Ich habe von LHI mit Internet mein Ticket gebucht, es war keine „Senior“ oder sonstige Ermäßigung zu sehen also habe ich 164 ND bezahlt. Im Jail schlage ich eine Touri-Zeitung auf und fühle mich leicht verarscht, denn es gibt ein Sonderangebot für89 ND. Da mein Weg in die Stadt ohnehin an der Bahnstation vorbeiführt gehe ich hin. Menschleer und der ältere Herr am Schalter ist eingenickt. Ich bringe meine Verärgerung freundlich vor und wir diskutieren ein bisserl über Internetbuchung und Rabatte. Er schaut sich meine Buchung an und weil es eine Vollbuchung ist, kann sie auch storniert werden. Er bucht mir eine neue mit dem Angebot des Tages für 55 ( ca. 30 Euro für 223 km) Neuseeland Dollars.

Ein Shuttle holt mich und noch ein paar vom Jail ab und bringt uns zum nun rammel vollen Bahnhof. Und es geht los über die Canterbury Plains. An den ersten kleinen Stationen steigen noch ein paar Fahrgäste zu und ich bewundere die satten weiten Weiden, die grasenden geschorenen Schafe und Rinder vor nebelumwabernden Bergen. Der Zug schlängelt sich an Flüssen vorbei und über Brücken und erreicht den eher kahlen Arthurs Pass auf 730 Meter Höhe, die Main Divide der Südinsel. Zuerst wurde 1864 für die Goldgräber von Arthur Dudley ein Weg gesprengt (auf den Handelswegen der Maori) und später für den Kohletransport (2,4 Millionen Tonnen pro Jahr) die Schmalspur Eisenbahn gebaut. Dazu wurden vor den Zug fünf je 4000 PS starke Loks gespannt. Heute mit Leichtgewicht Touristen haben wir auch zwei, aber eine hat nur noch 1600 PS. 40 Jahre wurde daran gebaut (zwischenzeitlich gingen einige Firmen Pleite) und die größte Herausforderung zur damaligen Zeit war der 14 km lange Otira Tunnel mit der größten Steigung, es ist nur lang dunkel sonst merke ich nichts. Keine Dampflok im Tunnel, sondern elektrisch, gespeist aus einem kleinen extra gebautem Kraftwerk. Heute sind es Dieselloks. Ein Ventilationssystem sorgt dafür, daß die Loks nicht überhitzen und nach einem bergaufwärts fahrenden Zug muß der Tunnel eine halbe Stunde lüften.

Die Landschaft ist grandios, Schluchten, kahle Hügel und schneebedeckte Berge. Die Sonne scheint und durch das Fenster fotografiere ich mich selbst, aber es gibt auch offene Waggons. Wir fahren talwärts an Seen vorbei und durch sattgrüne fast menschenleere Landschaft. Die alte Straße ist manchmal noch zu erahnen, die neue kreuzen wir öfters und einmal überqueren wir „Beide“ den Grey River auf verschiedenen Etagen einer Brücke, beide nur einspurig.

Greymouth heißt die GRÖSSTE (10.000 EW) Stadt an der Westküste. Der Goldrausch ist vorbei, die Kohle auch nicht mehr der Hit und so ist es heute ein verschlafenes Städtchen. Ich wohne nach Kirche (Tassie), Gefängnis nun im ehemaligen Missionarshaus, heute JH.
Mein Ausflug zu den versteinerten Wellen fällt aus weil nicht genug Teilnehmer (öffentlichen Nahverkehr gibt es nicht) also erkunde ich die Mündung ins Meer und den Ort. Das kleine Museum hat geschlossen, die Galerie im protzigen Jahrhundertwende Bankgebäude ist nett, aber besonders ist das Jadehaus.
Hier war beim Eintreffen der ersten weißen eine große Maori Ansiedlung. Der Grund dafür war das Vorkommen (gibt es nur auf der Südinsel) von grünem Stein, Pounamu in Maori, Jade. Eigentlich ist es kein Jade sondern Nephrit und den gibt es auch in unseren Alpen, auch in Bayern. Es ist ein Calcium/Eisen/Silikat das Kriställchen bildet und die Mikrostruktur im Gegensatz zu Einkristallern wie Rubin, Smaragd und Diamant verfilzt und faserförmig ist. Was zu einer besonderen (die Mohshärte ist damit nicht gemeint) Härte führt. Ein dünner Nagel kann mit einem Hammer in hartes Holz geschlagen werden und bricht nicht.

Da die Maori´s kein Metall kannten waren Messer, Breitäxte, Meißel und Angelhaken daraus gemacht. Zu den physikalischen Eigenarten kamen die sympathetischen wie Magie und so wurden und werden Amulette daraus gemacht. Eine besondere Waffe war ein Knüppel mit Verzierung, der ca.40 cm lang ist, und ein Loch für eine Trageschlaufe hat. Es wird auch als Zeremoniengerät benutzt und entwickelte sich - in allen Größen - zum Verkaufsschlager für Touristen,. Der Stein wurde sogar nach Idar Oberstein verschifft und das fertige Produkt wieder zurück. Denn die Verarbeitung ist schwierig.
Und schon das finden. Der Stein schaut grau aus (Greymouth am Grey River, viel ist den Engländern zur Namensgebung nicht eingefallen) und nach Regenfällen kann im Flußbett danach gesucht werden. Die meisten werden tauchend gefunden. Er kann nicht gesprengt und nicht abgeschlagen werden. So wurde gesägt, geschliffen und poliert. Gebohrt wurde mit Obsidian, Flint und Quarz,  mit Drillbohrern wie sie schon von den Kelten benutzt wurden.
Daraus entstehen die von Fischhaken inspirierten, spiraligen Amulette und andere wunderschöne Schmuckstücke. Nicht nur die Verarbeitung ist einmalig, auch das Spiel der verschiedenen Farben (nicht nur grün) und die Textur ist besonders, sondern auch der metallische Klang ist angenehm.

Übrigens habe ich heute gute Angelköder gegessen!!! Kleinste Fischchen in ein Omelette eingebacken, ist hier die Spezialität. In schlechten Jahren kann das Kiloschon mal 150 NZ kosten. Auch für die Fischerei dieser Waitbait gibt es schon lange Gesetze wie oft gefischt werden darf,  wie groß das Netz sein darf und wie groß die Maschenweite.
Erinnert mich an unser erstes Fischereigesetz von 1556, denn ohne Reglementierung wäre der Whitefisch schon ausgestorben wenn immer die Jungbrut aufgegessen wird.

vom Zug aus

hier hat mal die junge Queen Elizabeth übernachtet

1 Kommentar:

  1. Ich finde auch die Sachen aus dem "Greenstone" Nephrit sehr schoen, aber etwas einfallslos, da es ja immer die gleichen Motive sind. Finde auch, dass der Greenstone sich sehr angenehm in der Hand anfuehlt. Vorsicht ist angesagt: nicht alles Greenstone ist aus NZ, vieles billigeres kommt entweder aus China oder Canada. Ich wollte unbedingt lose Perlen kaufen, konnte aber keine aus NZ finden, die kamen alle aus Canada.

    AntwortenLöschen