Montag, 23. Mai 2011

Cape Reinga

Das nördlichste Zipfelchen Festland ist Cap Reinga (Te Rerenga Wairua), der nördlichste Punkt die Kings Islands etwas weiter draußen. Auch das Cap war eine Insel und wurde mit Dünen zugeschwemmt. Hier treffen sich die westliche Tasman See und der östliche Pazifik. Synchron sind sie nicht, denn die Flut des Pazifiks ist eine Stunde schneller und auf der Westseite mit 3 Metern höher. Laut Maori Legende wurde NZ (der Fisch) aus dem Meer geangelt, die Südinsel ist der Kopf und der Norden der Nordinsel der Schwanz. Dieser Norden ist den Maori´s heilig, denn von hier geht der Geist heim nach Hawaiki (Südsee) von wo sie mal ursprünglich hergekommen sind. Fast die ganze Halbinsel ist geschützt, aber es gibt noch viele Farmen (Schaf, Rinder, Strauße, Truthähne, Gänse, Alpakas) und Obstplantagen wie Mandarinen, Orangen, Feijojas, Oliven, Kiwi`s, Trauben und Avocado`s. Das argentinische Pampasgras sieht malerisch aus, verdrängt das einheimische. Die kleine braune, rauhe chinesische Stachelbeere wurde zur NZ Kiwi hochgezüchtet und leider nicht geschützt. So ist heute Italien der weltweit größte Produzent. Die neue Gold Kiwi ist geschützt, sie ist heller, süßer und saftiger und viele Einheimische schwören auf die grüne. Eine neue roséfarbene Sorte ist im Kommen mit dem Namen Champagner. Mir schmeckt die Gold. Der Cabbage Tree, der gar nicht so krautig aussieht und eher palmig ist,  wurde von Captän Cook so getauft. Auf der Suche nach vitaminträchtigem Grün hat er – den einheimischen abgeschaut – ihn probiert nach Kraut schmeckend befunden und eingesetzt. Das auch bei uns benutzte Teebaum Öl (Toni du bist doch ein Fan davon) ist vom endemischen Manuka Busch (Leptosperum scoparium) und wird von Bienen für Honig und sonst für Kosmetik und medizinische Zweckeeingesetzt.

Ich war schon mal kurz in Auckland und bin mit dem Magic Bus in den Norden an die Bay of Islands gefahren. Hier in Paihia bin ich mit dem Boot rausgefahren um nachzuzählen, ob es wirklich 150 Inseln sind. Kleine Buchten, kleine Inselchen, Höhlen in die das Boot millimetergenau reinfährt, schmale Durchgänge die durchfahren werden und Delfine die uns ihre Hüpfer und Kapriolen vorführen. Russell war ein paar Tage mal die Hauptstadt (nach dem Vertrag von Waitangi) und eher als Piraten-, Räuber-, Huren-, Gold und Glücksucher Nest bekannt und hat die ältesten Holz und Stein Gebäude in NZ.
Sehr früh morgens holte mich der große, neue Reisebus zum Tagesausflug in den Norden ab. Wir fahren durch lauter Ortschaften mit Maori Namen wie Kerikeri, Waipapa, Whangaroa (sprich Fangaroa), Mangonui, Taipa (hier landete Kupe der erste Maori), Awanui, Karikari. Millionen Dollar View´s Häuser über Buchten, kleine flache, von Mangroven gesäumte seichte Wasserarme, Fischerboote die auf die Flut warten, Zäune die mit alten „Radl“ dekoriert sind begleiten uns zum „Neunzig Meilen Strand“ der aber nur 60 Kilometer lang ist. Ochsen brauchten drei Tage für die Strecke und normalerweise legten sie 30 km am Tag zurück. Hier am Strand aber weniger. Wir biegen am Schild „Ninety Mile Beach“ ab und fahren bei Ebbe am Strand. Hier gilt die STVO nur bedingt, wer wann, wo, wie vorbei will, zeigt das an. Viele sind ohnehin nicht unterwegs. Es gibt nur drei Ein/Ausfahrten wer drauf ist bleibt es auch. Das Tempo ist normal und die Fahrrinne eher im Wasser als beiden Dünen. Ab und zu kommt ein kleines Süßwassergerinsel rein, das zügig durchquert wird. Wenn einer steckenbleibt (Bus gab es erst einen) dann wird er von der Flut mit Sand begraben. Der Bus wurde wieder leer geschaufelt. Auch von Australien wird ab und an was angeschwemmt z. B. ein herrenloses Fischerboot. Wir halten auf sicherem Grund und spazieren am Strand. Die Wellen sind tückisch, jede siebente ist ein Brecher und denen niemals den Rücken zuwenden, ist die Maori Weisheit dazu. Die großen Schwarzrücken Möven fischen sich einen Schellfisch, lassen ihn aus großer Höhe mehrmals auf den Strand dotzen und fressen ihn dann. Haben die sich mit unseren Krähen (Walnüsse) verständigt? Der kleine Godwit fliegt direkt von Alaska nonstop hierher zurück über China. Als jagdbares Wild wurde er früher mit Fischernetzen gefangen (Italien läßt grüßen).
Beim Einsteigen in den Bus müssen sich in einem Eimer Süßwasser die Barfüßler die Füße waschen, und die Schuhträger an Bürsten die Schuhe schruppen. Danach geht es einen kleinen Süßwasserlauf (damit wird auch gleich Unterbodenwäsche gemacht) zu den großen Te Paki Dünen. Jeder der will – die Älteste ist 76 Jahre – bekommt ein kleines Surfboard und eine kurze Einweisung und wir gehen im Entenmarsch, schnaufend die größte Düne hinauf. Einen Schritt vor, einen halben zurück. Oben sich mit dem Oberkörper Bäuchlings aufs Brett legen, die Hände an die vordere Kante, die Ellenbogen aufs Brett. Bremse sind Füße und das Hochziehen des Brettes, gelenkt werden kann mit Körperverlagerung. Es geht steil nach unten, über die erste Kante kann ich gar nicht schauen und los geht´s. Als es mir zu schnell wird kralle ich meine Füße rein, aber stehen bleiben könnte ich nicht und dann bin ich leider auch schon unten, noch vor dem Bachbett. Ich gehe gleich nochmal rauf, weil es so schön war.

Am heiligen Maori Cap an der Spirit Bay ist eine außergewöhnliche Energie (wie auf der Fraueninsel) zu spüren. Am Durchgang (mit Maorikunst) zum Leuchtturm wird auf Muschelblassinstrumenten Sound gemacht, Musik möchte ich das nicht nennen es klingt wie Äolsharfe oder sphärisch. Zur Aufforstung können Pflanzen gekauft werden und selbst gepflanzt. Schaufeln und Gießwasser stehen zur Verfügung. Ich habe keine Zeit mehr zu pflanzen und lasse das machen und bekomme dann ein Foto per Internet und eine Postkarte für den nördlichsten Briefkasten hier. Ich habe mich für eine blau blühende Hebe Diosmifolia entschieden die buschartig bis zu einem Meter hoch wird. Pflanz Certificate S: 34.42, E: 172.68.

Eine Mittagsrast am Strand, auf dem Rückweg an Dünen aus ultraweißem, reinstem Silikatsand vorbei, das früher zur Glasherstellung benutzt wurde. Heute wird recyceltes verwendet. Beim Kauri Dome (Beschreibung Kauri Baum folgt) einen Kaffee getrunken. In einem 45.000 Jahre alten (Bestimmung durch Radio Carbonanalyse) ausgegrabenen Kauri Baum - der innen zu einer Wendeltreppe ausgehöhlt wurde - in den ersten Stock gegangen. Einzigartig schöne Möbel aus diesem elastisch weichen, erstaunlich leichten Holz bewundert. Und durch einen kleinen nicht abgeholzten Kauriwald spaziert und die einzige endemische Palme, die Nikau bewundert.

Unser Maori Busfahrer hat viel erklärt und wunderschöne Liebes- und Schlaflieder gesungen. Ich muß mir die Noten und den Text besorgen.

der Bus auf der St(r)andspur

Sanddünen Surfen

Treppe im Kauribaum

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