Donnerstag, 23. Juni 2011

Huahine Iti

Mit meinem Roller losgetuckert und über die Brücke ins noch ruhigere, beschaulichere Huahine. Kaum jemand unterwegs, aber hinter jeder Kurve ein noch gigantischerer Ausblick. Die Strömung zwischen den Inseln ist deutlich, obwohl ja beide in einem Atoll liegen. Mein Benzinanzeiger geht schneller als gedacht gegen Reserve und die einzige Tankstelle ist in der Hauptstadt Fare. Umkehren wäre eine Möglichkeit die andere bei einem Motel wo auch Scooter stehen fragen, ob nicht irgendwo ein Kanister zum Auffüllen ist. Ich finde sogar einen Scooter Verleih, der mir meinen Tank vollmacht. Überglücklich zottele ich weiter. Ignorierend, daß der Helm nicht gut sitzt, er drückt auf den Kopf (die Isolierung fehlt teilweise) und ich schwitze drunter meine Haare klatschnaß. Aber ich will das zweistöckige Marea sehen. Was dann letztendlich enttäuschend ist, auch nur ein paar Steine am schönsten Meeresstrand mit Ausblick auf kleine Moto‘s. Das gebräuchlichste Gerät ist hier ein Kantenfreischneider, dieser mit zwei Fäden, den ich auch im Garten verwende, allerdings nicht zum Rasen mähen. Hier werden sogar große Rasenflächen damit geschnitten und unterwegs fahre ich an einer Gruppe Gemeindearbeiter vorbei, der Vorarbeiter mit Warnjacke vorneweg, die mit dicken Stiefeln, langen Hosen und das Gesicht mit Schals vermummt (bei uns ist es ein Plastikschild oder Brille) links und rechts das Bankett trimmen. Das sieht außerirdisch aus, aber irdisch ist der Schmerz, als mir beim Vorbeifahren ein Hölzchen oder Steinchen ans nackte Wadl prallt.
Die Straße ist teils ganz am Meer und manchmal hundert oder zweihundert Meter landeinwärts. Der Wind bläst mich schier um, die Bäume zeigen am Wuchs die häufigste Windrichtung, das Gelände ist tropisch zugewuchert. Neben der Straße sehe ich eine sich bis zum Berganstieg hinziehende große, kurz getrimmte sonst unbewachsene Rasenfläche und einen riesigen Brotbaum und ein paar Baumstumpen, die, wenn es heilige sind, nicht entfernt werden. Neugierig steige ich ab und gehe in die Wiese, das Schild „tapu“ sehe ich erst beim Weggehen, und schwebe glücklich auf einer Wolke.
Um einen kleinen, mit blauen Lotus (es schwirren keine Bienen herum) bewachsenen Teich, ich schrecke einen Vogel beim Baden auf, liegen vereinzelt, aber sichtlich ringsrum im Kreis, verschieden große, schöne Findlinge. Der Teich (vielleicht ein bisserl größer wie mein Nordseitenteich) ist unterhalb der Rasenfläche und alles ist perfekt getrimmt. Ich muß mich auf den Bauch legen um zu probieren, ob es – wie ich vermute – Süßwasser so nah am Meer ist. Es ist! Weshalb ich das so ausführlich beschreibe? Dieser Platz hat ein Energiefeld wie die Fraueninsel und manch andere Plätze der Welt. Seit der nördlichsten Spitze von Neu Seeland (Cape Reinga) habe ich kein solches Gefühl mehr gehabt und mich schon gewundert, daß es an heiligen Stätten wie diesen Marea‘s nix zu spüren gibt oder ich schon abgestumpft bin. Der Wind bläst die sonst auf dem Wasser liegenden Blätter in die Höhe, ganz wenige Auto’s fahren vorbei und ich sitze im Schatten eines Steinriesen und fühle und spüre, alles ist gut!. Als ich nach langer Zeit aufbreche, wird der Wind ein Sturm, das Wasser kräuselt sich und die aufsteigenden Wasserperlen der Quelle sind jetzt deutlich sichtbar. Es wird grau und ich erwarte den täglichen Regenschauer (der gerade draußen runter geht, während ich das am Abend schreibe), der aber nicht kommt. Ich entdecke das Tapu Schild und frage mich, wer diesen Platz betreut (ein Senator von Tahiti). Nicht Raiatea ist für mich die „Ile sacre“, sondern Huahine Iti.

mein Kraftplatz

das Motu wär`s, die Punkte drüber sind Kiter



nur blau

Huahine Nui

Auf die nächste Insel gehopst, die Flüge waren einfacher zu organisieren wie die Bootsverbindungen. Die gebuchte Pension Fare Maeva ist nah an der „Hauptstadt“ Fare aber zum Laufen doch zu weit. Wir Ankömmlinge werden zum Einkaufen mitgenommen. Der kleine Ort Fare auf Huahini Nui ist wirklich noch das einfache Insel Leben. Ein kleiner Marktplatz, alte Frauen und Männer die die Produkte des Gartens verkaufen, und in leeren Wasserflaschen das Fertigprodukt Kokusnußmilch zum Kochen. Die Post hat am Samstag zu. Der große Supermarkt bietet alles, jeder kauft noch ein fürs Wochenende, ich auch damit ich nicht immer essen gehen muß. Der Strand ist nicht so schön zum Schwimmen oder ich habe den richtigen Platz noch nicht gefunden. Überhaupt in der Lagune ist das Wasser meistens zu flach und meine Technik (die ich auch in der Mühlener Bucht anwende) funktioniert hier nicht. Ich schwimme auf dem Rücken, so stoße ich mir die Knie nicht an, dafür habe ich mir den Rücken und den Arme an Korallen aufgeschrappt. Am Sunset Beach gab es einen langen Steg raus ins tiefere Wasser. Die Insel, eigentlich sind es zwei „Nui“ und „Iti“ und die Große und die Kleine sind mit einer Steinbrücke verbunden, sie sind in einer Lagune und sie sind zusammen grad mal so groß wie der Chiemsee. Hua heißt Sex und (Va)Hine Frau und mit viel Phantasie kann man an der Inselform eine schwangere Frau erkennen. Und Gott Hiro hat die Insel mit seinem Auslegerkanu durchtrennt, sie wird auch Garten Eden genannt. Die 5.600 EW leben vom Fisch, schwarzen Perlen, Vanille und Tourismus. Sie machen schöne Pareo`s und ich würde gerne allen Damen einen mitbringen aber mein letztes Paket von Tahiti ist wohl nicht angekommen. Schade ums Geld, das Porto und meine Zeit. Um 850 bereits besiedelt, Cook war hier 1769 und die königliche Familie Pomare hat hier ihre Wurzeln. 1808 kamen die ersten Missionare und nach königlichem Beschluß (wie bei uns auch) mußten alle zum Protestantischen Glauben konvertieren. Während andere Inseln komplett katholisch sind, ja wer zuerst kommt! Auf dem Tahiti Stadtplan war ein „Temple“ verzeichnet konnte ihn aber nicht finden. Nur eine Kirche (Eglise), daß eine Protestantische Kirche „Temple“ heißt war mir neu. 1897 kamen dann die Franzosen. Von hier kam auch Pouvaana A Opu der sich politisch sehr stark für die Autonomie einsetzte und die Inseln in den 50iger Jahren in Frankreich vertrat.
Ich versuchte einen Internet Zugang zu bekommen, aber niemand war an der Rezeption. Ein paar Koreaner arbeiteten mit dem PC und ich fragte nach Art der Verbindung. Das Team macht einen Film über die einheimischen Tänze hier und auf anderen Inseln. Sie gaben mir das Passwort und ich konnte Mails beantworten bis meine Batterie alle war. Später nochmal versucht, dann war wieder überhaupt kein Netz erreichbar.
Was macht ein Huahiner am Sonntag? Er geht Brunchen! Meine Pension mit Restaurant bot am Sonntag ein Brunch an, die meisten Gäste waren Einheimische. Die Kinder tobten am Pool und die 3er Band spielte Evergreens wie che sara, weiße Rosen aus Athen, das ganze Alleinunterhalter Repertoire, aber mit Ukulelen klingt´s halt doch wie Südsee. Es gab Hummer, den üblichen rohen Fischsalat mit Kokos, Taroblätterspinat (lecker)mit Hühnchen, Poi aus Papaya und Bananafritters. Das Abendessen bestand dann nur noch aus Obst. An der Rezeption gibt es in einer großen wunderschönen Schale - aus einem Stück Holz gefertigt - Obst, eigentlich war es die Babybadewanne der Besitzerin. Edel…
Einen Scooter ausgeliehen und hiesige Marea`s besichtigt. Ein kleiner Inlandsee, der vom Meer gespeist wird, beherbergt bei Maeva die größte, freigelegte restaurierte Anlage. Jedenfalls das, was noch übrig ist. Die großen Seefahrer wie Cook hatten immer Kunstmaler dabei, um das Gesehene zu dokumentieren. Diese Zeichnungen sind heute oft das Einzige, was das damalige Leben anschaulich macht, bevor die Zerstörer (Missionare, Besatzer) kamen. Ein Bild zeigt Cook und seine Mannen, bei einer Menschenopfer Zeremonie. Daneben wird ein Schwein gegrillt, für den Schmaus danach. Die Anlagen sind auf erhöhten Steinplateaus, es gab überdachte Bereiche und steinerne Altäre und Stufenpyramiden ähnlich den Inkas. Die Steinplateau’s sind heilig und auch heute noch, wird außen rum gegangen. Übrig ist nur der Unterbau der Altäre aus schönen Steinen und neuen, hölzernen geschnitzten Stelen. Die Blütezeit war das 11. und 12. Jahrhundert und ging noch bis 1500, die Entdecker erlebten schon eher eine untergehende Kultur (ähnlich die Inkas). Stammesfehden untereinander mag ein Grund gewesen sein, über andere wird nur spekuliert. Der japanische Archäologe der hier so fleißig ausgegraben hat würde sicher enttäuscht sein, das kleine Museum ist geschlossen und die Anlage Marea Mata’ire’a rahi den Berg hinauf wird wieder vom Urwald überwuchert. Einst Tane, dem Gott des Lichtes geweiht unter dem Mt. Tapu (429m). Das aktuellste ist ein weiß/roter Sendemast. Schade ein bisserl mehr Leben täte dem Ganzen sicher gut und wenn`s nur ein Standl mit Infomaterial ist. Mono’i Öl steht alleine zum Verkauf, aber kein Mensch weit und breit. Um diesen Inlandsee sind noch wirklich alte Fischerhütten, fensterlos mit Läden die nach aussen geklappt werden können. In den Gärten schöne Orchideen, im Wassergraben neben der Straße dunkelblauer Lotus wo sich die vollgefressenen, fast fluguntauglichen Riesenbienen tummeln. Das interessanteste sind Steinreusen. Ähnlich unseren historischen Weiden Werchen an der Alz wurden hier im Flachen Steinirrgärten gebaut und die Fische dann nur „eingesammelt“ wenn sie nicht mehr rausgefunden haben. Sie werden immer noch benutzt und an manchen Stellen wurden gleich Hüttchen im Wasser gebaut um in Schatten fischen zu können. Klever.
Mein kleiner Roller ist ja nicht PS stark und rauf zum Belvedere hatte ich schon bedenken ob wir das schaffen. Ein paar Bauarbeiter haben mir zugerufen „sigsag, sigsag“ und das hat dann wirklich gut funktioniert, kann man allerdings auch nur machen wenn kein Gegenverkehr ist. Die Ausblicke auf Buchten, Lagunen, Berge, tosende Wellen am Außenriff sind atemberaubend. Hinter jeder Kurve ein anderer Ausblick. Landwirtschaftliche Flächen mit Folienhäuser für Vanille, Ananas und die Spezialität hier sind Cantaloupe und Wassermelonen. Felder über Felder und in der tahitischen Baywa standen Gitterpaletten voll mit Obst zum Abtransport per Schiff bereit.
Das Einmalige hier sind knalle blauäugige heilige Ohren Aale immenser Größe, die gefüttert werden. Die Jugendlichen machen das, auch für die Touristen und erwarten „kein“ Trinkgeld dafür. Sowas hab ich auch noch nicht erlebt. In einem Bach beim Ort Faie an einer Brücke kommen sie aus den Lücken der mit Steinen befestigten Ufer, reißen das Maul auf fressen das eingeweichte Brot.
Im Örtchen gebummelt, mit Ladenbesitzerin über das langsame, beschauliche Leben hier geredet. Für 20 Euro eine neue 7/8 Hose gekauft, denn meine andere ist schon fadenscheinig und total ausgebleicht. Internet geht mal wieder nicht, aber die letzten Tage hab ich alle alten Mails aufgearbeitet, fast alle fehlenden Foto`s in den Blog gestellt, das Hotel in Madrid gebucht, Flüge von Südamerika nach Madrid gecheckt usw.


links ein Kirchturm der wie ein Minarett aussieht, Hüttchen über Steinreusen

der Blauäugige reißt das Mauk ganz schön weit auf



eine besonders schöne Allee

Montag, 20. Juni 2011

Raiatea die Heilige

Auf der einst heiligen Insel der Polynesier mache ich mal wirklich nichts, d.h. Wäsche waschen, Blog schreiben, mich mit dem Internet rumschlagen, lesen und Sudoku`s am Strand und mit dem Kajak in der Lagune die Küste entlang paddeln und schnorcheln. Hier kann ich mir „for free“ das Equipment ausleihen und ich hab mal wieder ein Paddel in der Hand und ein Kajak unterm Hintern. Es ist ein offenes Seekajak, richtig gemütlich. Heute werden mir mal ausnahmsweise die Arme weh tun, nicht wie üblich die Knie, aber es ist ja egal wo ich Creme hin schmiere. Über mir setzt Air Tahiti zum Aufsetzen auf der Landebahn in der Lagune an und ich ziehe instinktiv den Kopf ein. Über blauem Wasser einzuschweben ist schon was Besonderes. Boote liegen in der Lagune die auch um die Welt schippern. Carin, eine junge Französin macht eine Weltreise per Schiffsanhalter. Sie wartete in Hiva Oa auf eine Mitsegelgelegenheit nach Tahiti. Manchmal gegen Bezahlung, manchmal Kost und Logis, eine helfende Hand wird oft gebraucht und wir Weltenbummler hatten interessante Gespräche. Ich war schon angekündigt von Therese-Marie und Philipp (von Nuku Hiva) die mir vorausgereist waren.
Ich habe immer das Gefühl was zu versäumen aber bevor ich zum Endspurt ansetze, muß ich mich etwas regenerieren und „Urlaub“ vom Reisen machen. Elke und Rebecca holen mich am 14. August in Madrid (nicht wie geplant Südafrika) ab und wir fliegen am 20. August nach München und dann bin ich am 21. August wieder zuhause in Breitbrunn. (Konrad du hast mich gebracht, holst du mich auch wieder ab?)

Raiatea ist das Sagen umwobene Hawaiki der Maori und aller Polynesier. Von hier legten die vier Auslegerboote nach Aoreatoa NZ ab und hierher kehrt der „Spirit“ vom Cap Reinga der Nordspitze der Nordinsel NZ zurück. Es war das spirituelle, religiöse und politische Zentrum der Alt Polynesier, der Maohi. Hier gibt es den einzigen –zumindest mit kleinen Booten – befahrbaren Fluß. Auf dem Plateau unterhalb dem Mt. Temehani gedeiht zwischen 550 und 800 Höhenmetern die Tiare Apetahi (nach dem Botaniker H. Baillon Apetahia raiatenensis) eine weißblühende, mit einseitigen Blütenblättern den Campanulacees zugehörende Art (Glockenblume). Vom Foto sieht sie aus wie meine Fächerblumen, die immer im Sommer in den blauen Töpfen vor dem Haus sind. Versuche diese Pflanze tiefer und anderswo anzusiedeln, sind mißlungen. Im Botanischen Garten von Nizza, Brest, Kopenhagen, Arhaus Dänemark gedeiht sie im extra geschaffenen Raiatea Klima. Dazu gibt es wieder eine traurig, schaurig schöne Geschichte. Apetahi, die nach einem Streit mit ihrem Mann alleine und traurig auf das Plateau ging und sich in diesem schönen Panorama den Arm brach und hier verstarb. Die Blüte wuchs aus ihrem Arm und sie sieht aus, wie die fünf Finger ihrer Hand. Schluchz…

Eine andere heilige Blüte die Tiare Tahiti, oder Tiare ma’ohi das „Geschenk der Götter“ ist hier überall zu sehen und zu riechen. Die Gardenie (gardenie tahitiensis)! Es ist die Blume Tahiti’s. Sie ist das Landesemblem und ein kulturelles Element. Tiare heißt heutzutage Blume aber es bedeutet auch Juwel und Wohlgeruch. Ein großzügiges Geschenk von Gott Ätea an die Sterblichen. Er gab seine göttliche Liebe in das Herz der Blume als Geste des Friedens und der Harmonie. Ursprünglich aus Mikronesien, kam sie mit der großen Migrationswelle von West-, nach Ost Polynesien. Der Busch liebt sandigen Boden, sonnigen Standort und ist auf allen Inseln – in jedem Garten - anzutreffen. Sie leuchtet in der Nacht durch ihr intensives weiß. Sie kann fünf bis acht Blütenblätter (Petale) an derselben Pflanze aufweisen, bleibt nach dem Aufblühen geöffnet und wird mit Zeigefinger und Daumen abends abgeknipst. Kränze, Girlanden werden daraus geflochten und in (fast) jeder Unterkunft mit Hibiskus und/oder Basilikum die Dekoration. Über das Ohr wird die „Knospe“ für Männer gesteckt, für Frauen ist es die „Blüte“. Das linke Ohr zeigt den Single Status an, rechts heißt man ist vergeben. Wurde als Heilpflanze bei Wund Infektionen und Bronchitis eingesetzt. Wenn eine Frau träumt sie erntet offene Blüten dann bekommt sie ein Mädchen, einen Jungen bei einer Knospe. Auch heute noch wird an diese Vorzeichen geglaubt. Beim Tod einer geliebten Person ist die Blume das Einbalsamieren der Seele in den ewigen Frieden. Jedes Jahr werden 110 Millionen Blüten geerntet, das sind durchschnittlich 300.000 pro Tag. Das Gardenien Öl Mono’i wurde bei körperlichen Deformationen eingesetzt und wird durch marcerisieren in Kokosöl gewonnen. Der Name Mono’i Öl ist geschützt wie Champagner oder Bordeaux. Für einen Liter reine destillierte Essenz werden 600 Kilo oder 320.000 Blüten gebraucht. Sie wird verwendet für Parfüms und Kosmetik und ist eine Geruchsmischung aus „Honig, Schokolade und Zimt“. Dieser Geruch ist an allem und überall, Vanille mischt sich hier noch dazwischen, es verdrängt sogar das Salzige des Meeres. Das olfaktorische der Frangipani (weiß und weiß mit gelb) und der Ylang Ylang (unscheinbare Blüte aber ein kosmischer Duft) und das kokosölige, zitronige der tropischen Früchte schwängert die Luft. Vielleicht ist das, das mythische (Geheimnis) der Südsee.



Frangipani

Gardenie

Tiara Apetahi

Donnerstag, 16. Juni 2011

Hiva Oa

Wieder durch Nebel die zwei Stunden zum Flughafen und mit Air Tahiti zur nächsten Insel gehopst. Hiva Oa, auch Atuona nach der „Hauptstadt“ hier genannt. Fast alle 2.000 EW leben hier. Flächenmäßig die größte Insel und sieht wie ein liegendes Seepferdchen aus. Bewaldet, steile, hohe Berge wie auch Nuku Hiva. Das besondere hier sind zwei Persönlichkeiten die ich sehr schätze, einen als Maler (nicht so sehr als Mann) und den anderen als Lyriker, Schauspieler, Filmemacher und faszinierende Stimme, es sind der Franzose Paul Gauguin und der belgische Chansonnier Jaques Brel.
Es gibt nicht viele Unterkünfte, Einzelzimmer sind sowieso rar und meistens muß ich das Doppel bezahlen. Nachdem auch die Glasbodenhütten unerschwinglich sind, habe ich mir hier eine Hütte über der Bucht im Temetiu Village geleistet. Ich bin nur zwei Nächte hier und habe nicht damit gerechnet, daß Pfingsten mich hier mit einem geschlossenen Museum betrifft. (Liebe Grüße an alle Pfingstzeltler, nächstes Jahr bin ich wieder da! Habt Ihr das große Zelt ordentlich auf- und abgebaut?)

Ein Spaziergang zum Friedhof – mit einem Blick über die Bilderbuch Bucht - das Grab von Brel ist gleich am Anfang, ist aktuell geschmückt, auch CD Hüllen liegen da. Das von Gauguin wurde erst später für den Tourismus aufgemotzt, aber einen goldenen Pinsel hatte ihm jemand kürzlich hingelegt. Auch eine Skulptur –massiv befestigt – steht daneben. Wenn ich an Südsee denke, habe ich Bilder von braunhäutigen, exotischen jungen Schönen vor Augen mit einer Blume (Frangipani, Hibiskus) im Haar unter tropischen Bäumen sitzend in einem Spiel aus Sonne die sich durch Blätter mogelt. Eben Gauguin. Sein bewegtes Leben war hier am 8.3.1903 beendet und seinen großen Ruhm hat er nicht mehr erlebt. Ein braves Leben als Banker, 5-facher Familienvater, Börsenspekulant wird mit malen kompensiert. Nach einem totalen Crash malt er nur noch, kann seine Frau und die fünf Kinder nicht ernähren, wird geschieden. Geht nach Martinique und kommt desillusioniert zurück, lebt bei van Gogh, der sich während eines Streites mit ihm einen Teil des Ohres abschneidet, und kommt 1891, als 43-jähriger nach Tahiti. Er hofft hier das (Insel) Paradies zu finden und nur die Freuden des L(i)ebens genießen zu können. Das ist für ihn Sex mit 13-jährigen und Malen. Ob die Reihenfolge stimmt? Könnte man ihn den Vater des Sextourismus nennen?
Geht wieder nach Frankreich und kehrt – mit Syphilis im Endstadium zurück, diesmal 1600 km weiter nach Hiva Oa und hofft hier, noch die ursprünglichere freie (Sex) „Lebensart“ zu finden. Auch hier eine kindliche Geliebte, das gemeinsame Kind stirbt, ebenso eines Zuhause, und er unternimmt einen Suizidversuch. Er kommt mit Kirche und Bevölkerung in Konflikt und wird verurteilt, seine Strafe tilgt sein Tod. Sein Haus wird niedergebrannt und sein Leben hier lange negiert. Erst mit einsetzender Berühmtheit wird ein Museum eingerichtet, das Wohnhaus wieder aufgebaut aber leider sind keine Originale hier verblieben. Außer ein paar Skulpturen die eher Südseemitbringsel Charakter haben.

Jaquec Brel kam mit seiner guadaloupischen Lebensgefährtin Madly Brum und verbrachte die letzten Kranken Jahre hier. Seine große Leidenschaft war fliegen und seine Jojo, die seine Fliegerkollegen wieder hergerichtet haben, steht hier im Museum. Er klapperte damit alle einsamen Inseln ab, flog regelmäßig nach Tahiti um Filme für sein Freilichtkino zu holen. Die antiken Filmapparate stehen hier und es wird seine Musik gespielt. Er war ein Vollblut Musiker spielte diverse Instrumente und stand oft mit Juliet Greco und Charles Aznavour auf der Bühne. Seine Texte sind nicht oft übersetzt und schwierig zu verstehen, aber das was ich kenne ist sehr feinfühlig und tiefsinnig. Er starb mit 49 an Krebs.

Mit der Führerin Frieda und anderen Gästen im CatCat die Insel erkundet. Schlechte Straßen, abenteuerliche Serpentinen an steilen Hängen entlang, nur die Ziegen machen uns Konkurrenz. Einen lachenden Tiki und Hieroglyphen mitten im matschigen Dschungel gesucht und gefunden. Nach den Totenkopfähnlichen Gestalten richtig freundlich, niedlich süß. Unterwegs die großen Steinterrassen die der Priesterschaft für Zeremonien gebaut wurden. Im Nordosten der Insel beim Dorf Puama’u ist der Te l’i Pona kurz Oipona der bedeutendste Kultplatz der Insel. Die Anlage ist von Archäologen und Einheimischen restauriert worden. Der größte polynesische taka i’i Tiki (2,67m) steht hier und diverse andere Figuren. Eine einmalige Darstellung einer bäuchlings liegenden Frau mit einem „Lamakopf“ am Sockel gibt wieder den wildesten Siedelungs Theorien Nahrung. In historischer Zeit glaubte man, daß nur durch die Berührung der Figur „maki’i tau’a pepe“ eine Schwangerschaft zustande kommt. Ich vermute, daß auch heute noch die Eine oder Andere hierherkommt. Die Gräber von Prinzessinnen und Königinnen gesehen. Die Gesellschaft war und ist (O-ton Frieda) sehr patriarchalisch ausgerichtet und als Pendent zu Priestern mußte es Königinnen geben. Ein Mittagessen aus rohem Fisch, Backbananen, Brotfrucht Frites, Schwein- und Ziegengeschnetzeltes mit Reis. Sternfrucht/Karambole Saft und als Dessert Kokosschnitten und Poi aus Guaven. Aus Bananen hab ich schon öfter diesen schwarzen Batz gegessen, aber mit den fruchtigen Guaven und darüber die Milch der Kokosnuß, ein Genuß. Ob ich das nachkochen kann ist fraglich, denn Guaven und die Stärke die man dazu braucht gibt es vermutlich nicht mal im französischen Supermarkt. Schaun mer mal! Aber es schmeckt kalorienreich tropisch köstlich.

Mein Flug geht erst um 10.45 und so habe ich am Dienstag doch noch die Gelegenheit (die Museen öffnen um 8 Uhr) beide Museen zu besichtigen. Eine schöne Anlage, gute sachliche Dokumentation und Brel Chanson’s.  Ich werde von meinen netten Vermietern hingefahren und am Museum gleich für den Flughafen abgeholt. Timing ist alles.
Das hat Air Tahiti nicht drauf. Einchecken ohne Computer, Boarding Pass per Hand, keine Sicherheitskontrollen und wir kommen ewig nicht weg. Zwischenlandung nochmal in Nuku Hiva und ich befürchte, daß ich meinen Weiterflug verpasse. Aber Rückenwind treibt uns an, und über Atolle die nur aus einem Randstreifen bestehen und wir gewinnen Zeit. An Bord ist eine Schulklasse auf dem Weg zum Schüleraustausch nach Tahiti Iti und der Lehrer gibt Privat Unterricht eine Reihe hinter mir. Puh! Ist französisch schwer bei einem Diktat!
Ich erreiche meinen Flieger bei strömenden grad noch und lande nochmal in Huahine und bin dann endlich auf der heiligen Insel Raratea. Der Vollmond steht schon bei Sonnenuntergang am Himmel, ich beziehe meinen Familien Bungalow am „Sunset Beach“ nahe dem Hauptort Uturoa.
Und damit es nicht langweilig wird, mache ich morgen gleich einen Ausflug auf die Nachbarinsel Taaha.
tattou zum Fürchten

Gauguin

"Der raucht koan guad`n“ sagt man bei uns

Mave Mai

Heißt Willkommen und so heißt auch meine Pension und auch der laute Ruf aus vielen Kehlen, der die Paddler bei der Ankunft begrüßen. Heute ist sowas wie eine Ruderregatta. Nach mehreren sintflutartigen Regenschauern kommen die Ruderer von Hooumi (wo ich gestern per CatCat war) von der nächsten Bucht in unsere Bucht herein. Der Erste kommt ziemlich alleine und auch die nächsten kommen einzeln und liefern sich kein spannendes Kopf- an Kopfrennen. Bei den letzten Wellen nochmal umschauen ob man nicht aufsitzt und raus sprinten und mit der Hand anschlagen. Der Erste lieferte auch eine Bestzeit für die Strecke. Die Boote sind windschlüpfrige, enge, schmale, spitz zulaufende  Kajak`s aus Kunststoff ohne Spritzdecke und haben einen einseitigen Ausleger um bei den Meereswellen bessere Stabilität zu haben. Ein einzelnes kurzes breites Paddel wird je nach Richtung nach jedem Schlag gewechselt. Die Verpflegung ist ein Wasserbehälter mit Schlauch. Der Ankömmling bekommt ein Blumenband umgehängt und eine Cola. Weitere Rennen für die Jüngeren finden in der Bucht statt. Die lokale Presse ist da, Air Tahiti sponsert, und es ist wohl ein lokales Highlight das heute Abend mit einer Tanzveranstaltung gefeiert wird.
Im Ort ist ein kleiner Markt, ein Krankenhaus, ein Rathaus und der Sitz der Marquesas Verwaltung (ursprünglich nach einem spanischen Grande, die Franzosen sagen Marquis), ein Postamt, ein paar Souvenir Shops und das übliche. Das Tourist Büro ist mit einem Protestplakat gegen die Regierung geschloßen. Eine neue Kathedrale mit dem Bischofssitz, auf die die Einwohner sehr stolz sind. Überhaupt werden neue Gebäude nicht mehr am Ufer gebaut, sondern etwas höher. Die ca. 3000 Bewohner der Insel denken vor. Die Kirche wurde mit Steinen aller Marquis gebaut und die einheimischen Künstler schufen die Inneneinrichtung. Eine Schneckenmuschel ist das ewige (Kunst) Licht, die Kanzel Ideenreich aus einem Stamm geschnitzt. Statt Orgel Trommel und ein eigenes Kreuz haben die Insulaner auch, worauf sie sehr stolz sind.
An der Uferpromenade ist der Versammlungsplatz wo die „Chiefs“ früher Hof hielten. Tiki`s unterschiedlichen Alters stehen herum. Die neueren wurden während des Festivals geschaffen. Außerdem wird gerade ein ursprüngliches Wohnhaus daneben gebaut. Eine auf schönen geschnitzten Posten ruhende, nach vorne offene, mit geflochtenen Palmwedeln gedeckte Hütte. Hütte will ich eigentlich gar nicht sagen, eher ein Unterstand. Auch der größte Traditionalist will so heute nicht mehr wohnen. Vor den Unterständen war ein Naturstein gemauertes großes Erdloch und das war sozusagen die Speisekammer. Gekocht wurde im Umu’kai einem Erdofen. Erhitzte Steine darauf die in Bananenblätter gewickelte Speisen, Fleisch, Fisch, Gemüse und zugedeckt durfte das stundenlang schmurgeln. Auch in die Stämme von einheimischem Bambus wurden Speisen gefüllt und über Hitze gegart. Unser Fahrer in Tahiti schwärmte davon, daß die Familie das am Sonntag hatte und es wird auch noch als vorgefertigtes Gericht am Sonntag am Markt verkauft. Bei Yvonne im hinteren Garten war ein solcher Umu’kai Ofen (ich hab auch ein Kochbuch dafür gesehen) und sie benutzt ihn nur, wenn eine größere Schar von Gästen kommt. Wie die Aranui III Kreuzfahrer. Die Aranui ist das Tahiti Versorgungsschiff und es fährt in 16 Tagen alle Inseln an und es bringt das Sperrige, was anders nicht transportiert werden kann z.B. Auto’s, Geräte, Zement, Baumaterial und Anderes. Außerdem ist es ein komfortables Kreuzfahrtschiff mit 85Kabinen und so werden die Transportkosten den Touristen aufgeschlagen. Die ersten beiden Aranui konnten bei Yvonne in der Bucht ankern, die Aranui III nicht mehr, also werden die Touri`s auch per CatCat über den Berg gefahren. Das Schiff kam gerade an und das Boot das die Leute an Land brachte war Rollstuhl geeignet. Wenn ich also nicht mehr ins Beiboot klettern kann, dann kann ich immerhin noch auf dem Schiff mit schippern. Dann lerne ich unterwegs so nützliche Dinge wie traditionelles Flechten mit Palmwedeln und 101 Arten einen Pareo um meine tausend Runzeln binden und endlich Tamure tanzen. Erfreuliche Aussichten.
Auf dem historischen Platz ist auch eine Schautafel die die Besucher des großen „Chiefs“ und somit die ersten Kontakte zur westlichen Welt dokumentieren. Unter anderem steht hier „In 1804, the Russian Captain Von Krusenstern met the great chief“. (Frieder von Krusenstjern ich weiß, daß du den Blog nicht liest, außerdem beim Pfingstzelten bist, aber Knut wird dir und den Freunden auf der Wiese berichten). Die Cook Inseln wurden von James Cook (er war bescheiden) Harvey Inseln getauft. Erst Admiral Adam Johann Baron von Krusenstern, der die erste russische Weltumsegelung durchführte (und soweit ich weiß Hawaii entdeckte) hatte den Einfall sie nach ihm, dem größten Entdecker zu benennen. Frieder gibt es eigentlich eine Krusenstern Insel?
der erste Paddler


geschnitztes Netz einer Petrusfigur in Kathedrale




Kreuz der Marquis

Vallee de Taipi

Marcel holt mich und ein französisches Rentner Pärchen (alle ohne englisch) zu einer Inselrundfahrt mit dem CatCat (4x4d, Allrad) ab. Rund ist die Fahrt nicht, es gibt nur Stichstraßen ab von der Hauptroute und die sind Schüttelpisten pur. Zuerst über den Teavaitapuhiva Pass (490m) in das Vallee de Taipi, das sich in weitem Bogen hinunter nach Hooumi  an die Küste schwingt.  Überall sind Schüsseln/Antennenmasten  und trotzdem ist WiFi fast nicht möglich. Das Tal ist das Fruchtbarste hier und hauptsächlich wird die Kokospalme (Himmelsgeschenk) angebaut und die Stämme mit einem Metallstreifen vor hochkletternden Mäusen und Ratten geschützt. Kooperativen oder einzelne Hütten zur Trocknung von Kopra sind zu sehen. Aus der Nuss werden Speisefette (für billiges Eis), Kokosflocken, Öle für Kosmetik hergestellt. Eine 10 %ige Beimischung zu Treibstoff (ohne Motorschaden) senkt die ohnehin negative Importbilanz. Besuch der Kirche und der Künstler die hier arbeiten. Die Knochen-, Samen-, und Hornschmuckstücke werden mit meinem Lieblingswerkzeug der Dremel (Mini Bohr,- Schleif-, Trennmaschine) hergestellt. Holz wird mit Handstichel und Meißel bearbeitet. Der amerikanische Schriftsteller Hermann Melville , desertierte 1841 wegen der unmenschlichen Bedingungen von einem Walfängerschiff und versteckte sich hier, in „Taipi“ sind seine Erlebnisse dokumentiert, berühmter wurde sein Cäpt`n Ahab in „Moby Dick“. Der Tsunami von Fukushima war in der Bucht mit einem Meterhohen Meeresanstieg zu spüren, Schäden sind keine ersichtlich. Hier fand 2009 das Marquesas Kulturfestival statt und so sind einige Stätten wie Kamuhei und Hikokua freigelegt und mit Stein Skulpturen der Besucher (Südsee Insulaner, Maori NZ, Osterinsler) geschmückt. Einige Marea sind immer noch „Tapu“. Felsgravuren an großen Steinen unter 500 jährigen Banyan´s zeugen von der frühen Besiedelung vor 2000 Jahren. Viel gemeißelte runde Vertiefungen in Felsen für die Tattoo Farbenherstellung. Meine Jugendlektüre „Kon Tiki“ von Thor Heyerdahl dem Norweger (und fünf weiteren Mitstreitern) der 1947 mit seiner abenteuerlichen Floßfahrt die Besiedelung von Südamerika aus beweisen wollte und nach 7.000 km im Tuamotu Atoll landete, gilt per DNA Analyse als überholt. Taiwanesen, Malayen sind eher verwandt, 40.000 Jahre alte Faustkeile wurden gefunden und die Kartoffel war hier! Vor 4.000 Jahren kam eine neue Einwanderungswelle (auch das Schwein) aus Südostasien mit der Lapita Keramik (feine geometrische Muster). Also so genaues weiß man immer noch nicht und das ist spannend. Die Polynesier hatten hochseetüchtige Auslegerboote (ohne Nägel), waren die besten Navigatoren aller Zeiten und anhand von Wind, Wetter, Sternen, Strömungen, Wasserfarbe, Wolkenformationen und dem Zug der Fische und Vögel segelten sie durch die Südsee. Karika (Ian Karika, ein Nachfahre hat das erforscht, beschrieben und nachvollzogen) ein samoanischer Seefahrer war im Konvoi mit bis zu 400 Kriegern um 1200 hier überall noch vor den großen Seefahrern. All diese frühen Kulturzeugnisse werden in einem kleinen, netten Museum in Hatiheu ausgestellt. Ein französisches Archäologen Ehepaar arbeitet hier, unterstützt von einer alten einheimischen Dame namens Yvonne, der ihre Heimat und die Geschichte Polynesiens am Herzen liegt.
Tiki in Hikokua
Dokumentiert ist auch die auf den Marchesas sehr spezielle Tattoo Kunst. Tatau kommt von „richtig schlagen“ und lautmalerisch von Capt`n Cook als Tattoo zu uns gelangt. Mit kleinen Kämmen aus Horn, oder spitzen Fischzähnen wurde die Farbe (Ruß und Kokosöl) von den „Meistern des Bilderklopfens“ unter die Oberhaut gebracht. Das heilte nach vier Wochen ab und es blieb ein durch die Haut blau scheinender, lebenslanger Schmuck. Die bedeutendste Erforschung der Muster machte der Deutsche Ethnologe Karl von den Steinen Ende des19 Jhrts. Und ein Bildband seiner Forschungen liegt hier aus, außerdem ist in Stuttgart (mein nächster verwandtschaftlicher Besuch wird auch ein Museumsbesuch werden) sein gesamtes Werk ausgestellt. Die Motive spiegeln Ereignisse aus dem eigenen Leben wieder und Geschichten der Ahnen. Auch sprechen die speziell verzierten Körperpartien eine eigene Sprache. Die Ornamentierung ähnelt der, für die Lapita Kultur typischen Keramik, und kam vermutlich von Papua Neu Guinea, Melanesien mit der ersten Besiedelungswelle hier an. Die Söhne der Götter waren verziert und so wird eine Verbindung von Mensch zu den Göttern hergestellt, eine Zuordnung zu einem Stamm, ein Initiationsritus und ein Schutz vor Bösem. Es wurden auch sehr Schmerz empfindliche Stellen an Kniekehlen, Ohrläppchen, hinter den Ohren, Lid, Zunge und im Genitalbereich verziert. Nach Gesichts Tattoo`s war die Ernährung nur über einen Trichter möglich um Entzündungen vorzubeugen.
Chez Yvonne ist das bekannteste Marchais Restaurant und sie „Yvonne“ hat ein paar kleine, teure Bungalows zu vermieten. An der, von den amerikanischen  Schriftstellern Robert Louis Stevenson (1888) und Jack London als schönste Bucht bezeichnet, wollte Club Med ein Resort einrichten, aber Yvonne war nicht bereit zu verkaufen, obwohl sie sonst sehr geschäftstüchtig ist. Ein gutes, zu üppiges typisches Mittagessen mit Maniokbratkartoffeln, frittierten Brotfruchtbällchen, Shrimps-Beignets, Fisch und Fleisch, Soße und wenig Gurken. Verdauend den Berg nach Anaho hoch gerannt, zum zugigsten, windigsten Plätzchen mit Blick auf atemberaubende Buchten. Unterwegs wilde Mangobäume geschüttelt und das Mittag Essen für den nächsten Tag aufgeklaubt. An schroffen Felsen vorbei wo ganz oben, weit sichtbar, eine weiße Madonnenstatue über Meer und Land wacht, weiter zum Aussichtsplatz Aakapa. Ein Blick zum Rhinozeros Felsen, bizarre Felsnadeln in der untergehenden Sonne und seltene Orchideen und Tauben die nur noch in wenigen Exemplaren hier vorkommen. Wildschweine und wilde Hühner überall, auch im Ort, die leider sehr früh krähen.


ich klein vor 500 jährigem Banyan in Kamuhei


die Buchten von Anaho


Samstag, 11. Juni 2011

Nuku Hiva

Der Fahrer holt mich pünktlich, um kurz vor 5Uhr morgens ab, das ist der Fluch der günstigen Tickets. Am Flughafen bekomme ich einen Schock, als die Dame mir sagt, daß nur 10 kg Gepäck mit diesem Ticket erlaubt sind und außerdem diese Ermäßigung nur für „Einheimische“ gilt. Hier ist alles ohnehin so teuer und nochmal das Doppelte für das Ticket zahlen, würde mein Budget sprengen. Es ist ja nicht so, daß ich mir diesen Vorteil erschlichen habe, sondern mir wurde der Prospekt in die Hand gedrückt und ich habe die Flüge bei Air Tahiti im Hauptbüro buchen lassen. Langes Palaver und sie verlangt dann immerhin nur den Aufpreis fürs Gepäck und das gleich für alle Flüge aber ich darf das Ticket benutzen. Der Flug ist mit freier Sitzwahl und ich setze mich an einen freien Fensterplatz. Es kommt ein junger Mann neben mich, der nicht nur an der Kabinendecke oben anstößt, sondern auch noch breit ist. Er quetscht sich mit aller Wucht in den Sitz ich tu dummerweise die Armlehne hoch und er quetscht mich mit einem excuse moi an die Wand. Er hört Musik, bewegt sich und singt dazu. Verspeist schon mal eine Tafel weiße Schokolade und dann bekreuzigt er sich, murmelt ein Gebet, bekreuzigt sich nochmal und ist ein halbes Baguette. Er Ist ständig unterwegs zu Frau und Kind und jedesmal zittern alle Stuhlreihen wenn er sich abstützend hinein-oder hinaus quält. Er hält mal das Kind, als es quengelt gibt er´s zurück. Bei der Zwischenlandung will seine Frau – die das Kind trägt – ihm ihre Tasche geben, aber er lehnt ab, weil er hat ja auch eine Tasche.
Wir landen nach dem Überflug mehrerer Maquesas Inseln auf der Hauptinsel Nuku Hiva (ca. 3000 EW). Diese Inseln zeigen sehr gut im Zeitraffer die Entstehung eines Atolls. Schroffe Berge fallen steil ins Meer ab und sind Vulkan Bergstöcke die teilweise unter Wasser sind. Die Vulkane sind vor 5 Millionen Jahren erloschen und wenn nochmal 10 Millionen Jahre ins Land gehen, dann sind die Berge abgebröckelt und haben um den Berg herum das Geröll ins Meer verfrachtet wo wiederum knapp unter der Wasseroberfläche Korallen das zusammenwachsen lassen. Die dann durch den Meeresspiegel Anstieg wieder verschwinden. Interessant wäre zu wissen, wieviele Kulturen sprichwörtlich schon untergegangen sind.
An Bord ist ein Französiches Ehepaar, sehr modisch gestylt mit schulpflichtigem Kind, noch in der Pinkphase. Kleidung und Schulranzen und auf dem lila Koffer steht Penelope. Sie haben immenses Gepäck und es wird bei uns im Stationwagen verstaut. Wir sitzen ganz eng, nur die Mutter sitzt bei uns. Wie ich mitbekomme sind sie aus Antibes, wollen auf der Insel leben, er ist der neue Arzt im neuen Taioaha‘e Hauptstadtkrankenhaus. Aber da müssen wir erst einmal hinkommen. Der Flughafen Nuku Ataha liegt 53 km entfernt am anderen Ende der Insel in der Terre Dèserte und ist nur über Piste erreichbar. Oder für eilige mit Heli, den ich aber nirgends sehe. Es gibt da eine ebene Fläche für ein Rollfeld, das Gelände ist arid und sieht ganz anders aus als beim Überflug. Dann fängt eine betonierte Piste an und wir fahren in Serpentinen immer höher und höher, es regnet und wird neblig und sattes grün von Pinienwälder –mit einigen Schirmakazien - glänzt uns entgegen und über dem Kamm geht’s nach unten auf das 800 Meter Hohe Plateau To’ovo’i, ist wie Samerberg nur etwas größer. Holsteiner und Schweizer Kühe grasen friedlich miteinander und die Alpen lassen grüßen. Ich wußte, daß hier, rund 1600 km nordöstlich keine Lagunengesäumten Koralleninseln sind, aber Heidiland hätte ich unter dem 1224 Meter Hohen Mt. Tekao grad nicht erwartet.
Meine Pensionwirtin Irene bekränzt mich mit einem Blumenkranz und ich habe ein Zimmer mit Meerblick. Sie spricht kein Englisch (wo ist Regina? mit der ich e-mail Kontakt hatte) und ist wenig bereit langsam für mich zu sprechen. Gäste zwischen englisch/holländisch helfen beim Abendessen aus.
Für den nächsten Tag haben Theres-Marie und Philipp aus Frankreich – die auch pensioniert sind - eine Tour zum dritthöchsten (1. Niagara, 2. Angel Venezuela) Wasserfall der Erde gebucht, und ich schließe mich an. Ich muß das jetzt mal glauben, denn ich kann nicht googeln, denn das Internet ist so langsam. Unser Führer ist Erique und wir brauchen eine Brotzeit und Wasser (kein Trinkwasser hier?) die wir vor Abfahrt auf dem Markt kaufen. Wir steigen an der Mole in ein kleines Boot und fahren hinaus aus der Bilderbuch Bucht. Vor den steil ins Meer abfallenden Felswänden, ist die See ganz schön kabbelig. Wir fahren in eine noch kleinere Bucht – ein paar schöne Yachten liegen vor Anker – und paddeln mit dem kleinen Beiboot ans Ufer. Schuhe wieder an, dann gehen wir ein kleines Tal entlang, wo eifrig mit der Motorsense gemäht wird. Das Tal war vor 50 Jahren noch mit 1000 Menschen besiedelt, jetzt sind es grad noch 10. Dem Land sieht man noch an, daß es bewirtschaftet wurde und wird. Erique hält sich hier Schweine auf die ein Hund aufpaßt, der uns aber heute begleitet. Die Tüte Baguettes bringt er einer alten Frau mit, die Motorsense mäht und wir bekommen auf dem Rückweg Bananen. Wir biegen um eine Ecke und da ist doch tatsächlich eine Telefonzelle. Am Weg ein Marienaltar und ein Marea. Diese Plätze sind nicht wie Maori Versammlungshäuser, sondern erhöhte Steinpodeste die heilige Plätze markieren. Sie können riesige Ausmaße haben, aber hier nur ein kleines Podest aber auch mit Tiki`s. Diese Figuren wurden auf die Marea‘s gestellt, konnten riesig sein und stellten die Verbindung Mensch und Gott her. Hier sind es ein paar kleine niedliche Hausgötter. Die Figuren sind Totenkopf ähnlich durch die leeren übergroßen Augen, die stumpfe Nase und breitem Mund (wie Botox aufgespritzte Lippen) und manchmal mit heraushängender Zunge. Die Natur-, Kulturpflanzen sind breit gefächert. Alle Arten von Zitrusfrüchten (wilde Orangen sind grün) auch Bäume die sich unter den schwer gewichtigen Pomelos biegen. Ingwer, Brotfrucht, Pistazien, Noni, Avocado, Mango, Banane, Ananas , Guaven, Papaya verschiedene Melonen, Vanille (so gut riecht es auch), Passions-, Sternfrucht Karambole, Kaffee, Chilistrauch (sogenannte Vogelpflanzen weil die durch Vögel verteilt wurden). Ein Ciderapfel der roh nicht genießbar ist (wohl aus Griechenland kommt), Waschnüsse (Christa du benutzt die doch) die aus Persien und Vorderasien sind. Das äußere der Nuß enthält Saponin, eine seifige Sustanz. Rosenholz das gut zum Schnitzen ist. Mape eine Art Kastanie die lange gekocht werden muß. Maniok (heißt wo anders Cassavat, Tapioka) und Taro. Kapok (Füllungen, Polster, Matratzen usw.) das früher ganz wichtig war und nun kaum noch gebraucht wird. Unterwegs Wälder mit dem wilden gelben Hibiskus der wuchert aber sonst zu nichts nutze ist. Der Weg ist beschwerlich, es geht über Stein und Wurzel und wir durchqueren mehrere Bäche. Ich muß jedesmal meine Lowa ausziehen und Gummilatschen an, denn es gibt scharf schneidende Muscheln. Teilweise sehr tief und reißend, ein Seil wäre hilfreich. Es ist heiß schwül und Nono’s sind unterwegs, das sind die hiesigen Sandflöhe. Also ständig mit stinkiger Chemie einsprühen, trotzdem habe ich eine Beule. Manchmal frage ich mich schon, weshalb ich mir das immer und immer wieder antue. Nach beschwerlichen Stunden sehen wir endlich den Te Vaipo oder Ahui’i Wasserfall der seine 350 Meter aber nicht zur Gänze zeigt da wir nicht näher ran kommen. Foto’s sind auch schlecht, da genau die Sonne drüber steht und meine Notlösungskamera auch nicht das Wahre ist. Aber die Szenerie ist gigantisch, wir stehen im tiefsten Dschungel über uns steht die Sonne und scheint auf begrünte, steile, erkaltete Magmastelen in einer halbrunden Caldera. In einer Höhle ganz oben in den Felsen ist der weiße Sarg eines Häuptlings bestattet und auf einem kleinen Felsvorsprung grast eine weiße Ziege. Ob die weiß, daß sie keine Gemse ist? Brotzeit am Bach und ein paar Brösel locken einen riesigen Aal an, der fast zur Gänze das Wasser verläßt. Zurück zum Boot und wir schwimmen alleine in der schönen Bucht, die Damen zum Boot und wir müssen akrobatische Verrenkungen machen um ins Boot zukommen. Die Rückfahrt ist stürmisch und ich muß mich festkrallen damit es mich nicht hin- und herbeutelt. Eine Dusche, die dreckigen Klamotten in die Wäsche, zum Halbpensions Abendessen mit Muskelkater die Treppe runter.



Sternfrucht, Karambole
wächst wie Kakao am Stamm "interessant"



einer der vielen Blüten Kränze
sorry, nicht gedreht, der Wasserfall mal horizontal

Sonntag, 5. Juni 2011

Pape’ete


Air Tahiti fliegt mich nach französisch Polynesien zur „Endstation Sehnsucht“. Ein kleines Inselchen sehen wir unterwegs, sonst ist unter uns nur blaues Wasser. Es ist bereits dunkel als wir einschweben und auf dem Rollfeld läuft eine große Krabbe spazieren, wo will die denn hin ohne Boardingpaß. Musik begrüßt uns und blumenbekränzte Hüte waren schon im Flieger und wir bekommen die obligatorische Blüte fürs Haar. Ich weiß nicht welche Seite, denn das ist genauso wie bei uns Dirndlschürze binden (ich bin noch zu haben oder nicht!). Ich werde abgeholt – mit Namensschild – und merke sofort, daß ich wieder in der EU Welt bin. Wir fahren rechts, die Auto´s sind Peugeot, Renault, Citroen usw. und nicht mehr „Eisuzu“ und andere Asiaten oder Holden (wer kennt den schon bei uns). Die Sprache ist Französisch (manchmal auch noch Tahiti Maori statt Kia ora heißt es jetzt Ia Orana) und englisch gehört nicht zu den erlernten Sprachen, wozu auch. Mein Französisch muß wieder hervorgekramt werden. Diese Inselgruppe ist ein französisches POM Überseeland (pays d’otre-mer). Nur den Euro gibt es hier nicht dafür den CFP (Comptoirs Francais du Pacifique Franc XPF). Im Umrechnungsprogramm habe ich die Formel erst unter CFP nicht gefunden. Die Währung ist nicht variabel und mit 119,33 CFP für einen Euro an diesen angepaßt. Zeitdifferenz ist nun 11 Stunden. Die Scheine sind richtig große Lappen, schön bunt und mit exotischen Frauen drauf. Vielleicht die berühmte Königin Pomare, als sie noch jung war? Das Preisniveau ist leider wie der (T)Euro. Meinen Strom bekomme wieder ohne Adapter, die Seifenopern – in der Pension sehr beliebt und laut– sind französisch. Zwar kein volles dunkles Brot aber immerhin richtiges Baguette mit österreichischem Weichselbrotaufstrich. Wo die den herhaben? Ist nur in Deutsch beschriftet und schmeckt gut.
Geschätzte 260.000 Menschen leben hier 63 % Maohi Polynesier, 15 % sind „demis“ und 12 % Asiaten. Mir kommt es hier in der Hauptstadt so vor, daß die meisten Franzosen sind. 118 Eilande mit so schönen Namen wie Bora Bora, Nuku Hiva, Hiva Oa, Taha’a, Mo’orea sind auf fünf Archipele verteilt. Die Gesellschafts-, (Tahiti), Austral-, Gambier-Inseln, die Tuamotogruppe und die Marquesas abgeschieden im Norden. Auf Tahiti gibt es den 2241 Meter hohen Mount Orohena und manche Inseln erheben sich kaum aus dem Meer. Die 14 Gesellschaftsinseln teilen sich in die Iles du vent und die Iles sous le vent d.h. dem Passatwind zu,- oder abgewandt. Ob ich davon was merke? Den Namen gab Cook weil er von der „königlichen britischen Gesellschafft der Wissenschaft“ gesponsert wurde. Tahiti Nui (groß) und Tahiti Iti (klein) sind die Hauptinseln. Die Haupteinnahmequelle (ist Frankreichs Sarkozy) der Tourismus (wundert mich nicht bei den Preisen) dann die Tahiti Perle dank dem Unternehmer Wan. Exportiert wird auch Kaffee, Vanille und Noni Früchte.
Die Hauptstadt ist Pape’ete und die Insel heißt Te Ao Maohi, Porinetia Farani besser bekannt als Tahiti. Die Stadt ist laut, überall wird musiziert und Marilyn Monroe ist oft mit der Ukulele abgelichtet, die sie als Instrument in „manche mögens heiß“ weltberühmt gemacht hat. Einen Markt mit allen exotischen Früchten und Fischen begeistert mich. Hier fangen die Mangos grad an zu reifen, und die ersten werden auf meinem Speisezettel stehen, ebenso wie die unterschiedlichsten Bananen auch richtig rote sind darunter. Anstehen ist hier üblich, heute hatte ich das zweimal, deswegen werden Nummern vergeben z.B. bei Air Tahiti und der Bank. Ich war nicht sehr erfolgreich meine Flüge zu organisieren, zu kompliziert mit Rabattstaffeln und diversen „beneficaires“ z.B. für Personen über 60. Das finde ich gut und bei speziellen Abflugzeiten kann das bis 50 % ausmachen! Einen dementsprechenden Ausweis mit Lichtbild habe anfertigen lassen und sechs Inseln gebucht (siehe Foto). Von den Marquesas muß ich nochmal über Tahiti. Das war Schwerstarbeit für mich und die 4-fache junge Mutter am Schalter. Die Kids sind 11, 8, 3, 1 Monat und sie muß schon wieder am Samstag arbeiten und war noch nie auf den Marquesas, weil das zu teuer ist). Jetzt muß ich nur noch die Hütten am Meer buchen per Internet oder Telefon. Urlaub ist das nicht.  Aber es gibt ja l’internet sont fil (auf gut Deutsch WiFi), aber sehr teuer. 

Lappen

Blütenkränze vom Markt

Franz.Polynesien Reiseroute


Donnerstag, 2. Juni 2011

Aitutaki



Bereits vorgebucht war ein Ausflug auf das Atoll Aitutaki, damit mir nichts auskommt, so wie das Whale watching. Die schönste Lagune der Südsee, nur Bora Bora macht das streitig. Der Bus holt mich und andere im Dunklen ab und eine kleine Saab Propeller wartet schon auf uns. Die Berge Raro`s hinter uns lassend, über blaues, unberührtes Wasser schweben wir nach 225 km über der Bilderbuch Lagune ein. Land Rover mit bekränzten Fahrern (nicht Blüten sondern trockene Blätter, Lorbeer ist`s nicht) machen mit uns eine Inselrundfahrt. 2200 Einwohner, unzählige, auch obskure Kirchen (Breitbrunn 2000 EW und nur zwei Kirchen) in Arutanga der „Hauptstadt“. Die einzige befestigte Straße (und der große Flughafen) ist amerikanischen Ursprungs (II Weltkrieg) um die Japaner abzuhalten. Gleichzeitig und zur Tarnung brachten sie ein immergrünes, schnell wachsendes Rankgewächs mit, das heute die ganze Insel über wuchert. Felder mit satter brauner Erde wurden gerade mit Taro-, und Arrowwurzeln bepflanzt. Sonst wachsen Bananen, Mango`s (leider blühen sie erst), Brotfucht,  Papaya und Kokos Palmen. Einmal im Monat kommt ein Versorgungsschiff das alles bringt was die Inselchen nicht haben und das ist fast alles. Eine kleine ausgebaggerte Furt (von den Ami`s) macht das möglich. Die Missionare haben die heidnische Kultur ausgerottet (die heute wieder gesucht wird), aber auch viel Gutes gebracht (O-Ton Fahrer). Die Abwanderungsrate junger Menschen ist hoch und ein (Über) Leben ohne Subventionen, Hilfsgütern (z. B. Regenwassersystem, Generatoren usw.), Entwicklungshilfe von den großen Staaten und der Rückfluß von Einkommen der Abwanderer ist nicht möglich. Auch könnte die Klimaerwärmung dazu führen, daß die ohnehin kleinen ebenen Anbauflächen unter Wasser sind und auf dem ansteigenden Gelände ein Überleben unmöglich ist. Das ist der (Alp)Traum der Südsee. (während ich schreibe, ist draußen eine Kokosnuß runtergefallen, gut daß ich nicht drunter war.) „Ja Sagen“ auf der Insel ist der Hit, mit anschließendem Honeymoon im teuren Edelresort.
Geologisch eine Besonderheit da sie einerseits eine 124 Meter  (Mt. Maungapu) hohe Vulkaninsel in einem Atoll ist, das wiederum zwei kleine Vulkaninseln enthält. Das umgebende Barriere Riff umhüllt eine Anzahl von kleinen Inselchen Motu genannt und die Lagune ist wie flüssiger Himmel. Draußen am Riff brechen sich die Wellen des Pazifiks, in Regenbogenfarben glitzernden Funken. Das türkis-, aquarell-, kobalt-, nacht-, aquamarinblaue Wasser mit den durchscheinenden beigen Sandbänken und den schwarzen Korallenstöcken ist die kitschigste Postkartenidylle, aber echt. „Echt“ ist auch unser Führer der uns auf dem „Vaka, Titi ai Tonga“ dem traditionellen, polynesischen Katamaran begrüßt. Von Motu zu Motu fahren, schnorcheln, schwimmen und Geschichten. Korallenbänke, grellbunte Fische, gestreifte Sträflingsfische, Schwärme von kleinen durchsichtigen, große Grimmige, Kofferfisch und riesen Muscheln mit grellgrünen Punkten am gezackten Rand. Auch Zuchtmuscheln in Käfigen in denen die schwarze Südseeperle heranwächst
Der Käpt`n ist auch der Tuna Barbecue „Cook“ und die Mädels sammeln Blätter, wischen sie ab und darauf wird serviert. Es wird vor dem Essen einheitlich „gebetet“ das Amen ist sowieso gleich. Das Buffett übliche und schwarzen Glibber (Bananenpudding), Brotfruchtsalat, grünschalige, innen rote, sehr saure Zitronen zum Fisch, Grapefruits, Papayasalat, Kokusnuss das schmeckt alles sehr lecker. Der Abwasch findet im Meer statt und mit Süßwasser wird nur nachgespült.
Mein Pass hat einen Eintrag (siehe Foto) von der Onefoot Island. Kurze Geschichte dazu: Nach einer Stammesfehde blieben nur der Vater und sein kleiner Sohn über. Der Sohn mußte in großen Schritten gehen und sich auf einem dicht belaubten Baum verstecken. Der Vater ging in seinen Fußstapfen (one foot) und weiter, wurde von den Gegnern gestellt und nieder gemetzelt. Der Sohn konnte sich retten und hat als Erwachsener sich wiederum gerächt. Ein kleiner Haka (Kriegsgeschreitanz) wurde mit ein paar Pakehas choreografisch eingeübt. Sich auf die Brust schlagen, mit der flachen Hand auf den Bizeps des anderen Arms schlagen, die Hand zur Faust geballt und das abwechselnd mit dem notwendigem Geschrei dazu. Als die Vorführung flüssiger wird konnte ich sehr gut heraushören: Wwwe arrre stu pitt. Der Humor enthält auch eine Portion Verarschung in sich. Kokosnuß öffnen ist interessant. Die drei Punkte sind die Augen und der Mund eines Aals, der sich in eine Prinzessin verliebte aber den ersehnten Kuß nicht bekam. Er wurde beerdigt und daraus wuchs die Kokospalme. Geöffnet wird sie mit einem Schlag längs zwischen die „Augen“ und springt dann quer hinter ihnen auf. Nun hat man zwei Hälften und wenn man daraus trinkt, küßt die „Prinzessin“ den Aal. Und die Moral von der Geschicht? Der Baum kommt aus Samoa, die Frucht kann zwei Jahre im Salzwasser verbringen und noch keimen. Alles davon wird verwendet.
Pareo binden wird geübt für Männlein  und Weiblein, Kokosnuss BH und Genitalienschutz wird witzig und kurzweilig erläutert, das reinste Entertainment und das in der schönen Lagune. Hoher Besuch kommt mit einer Jacht angerauscht, tut sich an unserem Buffet gütlich, hält eine Ansprache, sitzt im Wasser, fliegt mit uns zurück und ist die Tourismus Ministerin der Cook Island. Ihr gestyltes Konterfei ziert das Journal das in der Flugzeug Sitz Tasche ist. Ist von ihr auch der Slogan?
„Zuhause“ im Hüttchen erstmal das Salzwasser abgeduscht und dann die letzten spannenden Kapitel von „the whale rider“ gelesen. Danach schreibe ich den Blog bevor die Eindrücke des Tages von denen des nächsten verdrängt werden.
Landeanflug

mein Reisepass

ohne Worte