Montag, 20. Juni 2011

Raiatea die Heilige

Auf der einst heiligen Insel der Polynesier mache ich mal wirklich nichts, d.h. Wäsche waschen, Blog schreiben, mich mit dem Internet rumschlagen, lesen und Sudoku`s am Strand und mit dem Kajak in der Lagune die Küste entlang paddeln und schnorcheln. Hier kann ich mir „for free“ das Equipment ausleihen und ich hab mal wieder ein Paddel in der Hand und ein Kajak unterm Hintern. Es ist ein offenes Seekajak, richtig gemütlich. Heute werden mir mal ausnahmsweise die Arme weh tun, nicht wie üblich die Knie, aber es ist ja egal wo ich Creme hin schmiere. Über mir setzt Air Tahiti zum Aufsetzen auf der Landebahn in der Lagune an und ich ziehe instinktiv den Kopf ein. Über blauem Wasser einzuschweben ist schon was Besonderes. Boote liegen in der Lagune die auch um die Welt schippern. Carin, eine junge Französin macht eine Weltreise per Schiffsanhalter. Sie wartete in Hiva Oa auf eine Mitsegelgelegenheit nach Tahiti. Manchmal gegen Bezahlung, manchmal Kost und Logis, eine helfende Hand wird oft gebraucht und wir Weltenbummler hatten interessante Gespräche. Ich war schon angekündigt von Therese-Marie und Philipp (von Nuku Hiva) die mir vorausgereist waren.
Ich habe immer das Gefühl was zu versäumen aber bevor ich zum Endspurt ansetze, muß ich mich etwas regenerieren und „Urlaub“ vom Reisen machen. Elke und Rebecca holen mich am 14. August in Madrid (nicht wie geplant Südafrika) ab und wir fliegen am 20. August nach München und dann bin ich am 21. August wieder zuhause in Breitbrunn. (Konrad du hast mich gebracht, holst du mich auch wieder ab?)

Raiatea ist das Sagen umwobene Hawaiki der Maori und aller Polynesier. Von hier legten die vier Auslegerboote nach Aoreatoa NZ ab und hierher kehrt der „Spirit“ vom Cap Reinga der Nordspitze der Nordinsel NZ zurück. Es war das spirituelle, religiöse und politische Zentrum der Alt Polynesier, der Maohi. Hier gibt es den einzigen –zumindest mit kleinen Booten – befahrbaren Fluß. Auf dem Plateau unterhalb dem Mt. Temehani gedeiht zwischen 550 und 800 Höhenmetern die Tiare Apetahi (nach dem Botaniker H. Baillon Apetahia raiatenensis) eine weißblühende, mit einseitigen Blütenblättern den Campanulacees zugehörende Art (Glockenblume). Vom Foto sieht sie aus wie meine Fächerblumen, die immer im Sommer in den blauen Töpfen vor dem Haus sind. Versuche diese Pflanze tiefer und anderswo anzusiedeln, sind mißlungen. Im Botanischen Garten von Nizza, Brest, Kopenhagen, Arhaus Dänemark gedeiht sie im extra geschaffenen Raiatea Klima. Dazu gibt es wieder eine traurig, schaurig schöne Geschichte. Apetahi, die nach einem Streit mit ihrem Mann alleine und traurig auf das Plateau ging und sich in diesem schönen Panorama den Arm brach und hier verstarb. Die Blüte wuchs aus ihrem Arm und sie sieht aus, wie die fünf Finger ihrer Hand. Schluchz…

Eine andere heilige Blüte die Tiare Tahiti, oder Tiare ma’ohi das „Geschenk der Götter“ ist hier überall zu sehen und zu riechen. Die Gardenie (gardenie tahitiensis)! Es ist die Blume Tahiti’s. Sie ist das Landesemblem und ein kulturelles Element. Tiare heißt heutzutage Blume aber es bedeutet auch Juwel und Wohlgeruch. Ein großzügiges Geschenk von Gott Ätea an die Sterblichen. Er gab seine göttliche Liebe in das Herz der Blume als Geste des Friedens und der Harmonie. Ursprünglich aus Mikronesien, kam sie mit der großen Migrationswelle von West-, nach Ost Polynesien. Der Busch liebt sandigen Boden, sonnigen Standort und ist auf allen Inseln – in jedem Garten - anzutreffen. Sie leuchtet in der Nacht durch ihr intensives weiß. Sie kann fünf bis acht Blütenblätter (Petale) an derselben Pflanze aufweisen, bleibt nach dem Aufblühen geöffnet und wird mit Zeigefinger und Daumen abends abgeknipst. Kränze, Girlanden werden daraus geflochten und in (fast) jeder Unterkunft mit Hibiskus und/oder Basilikum die Dekoration. Über das Ohr wird die „Knospe“ für Männer gesteckt, für Frauen ist es die „Blüte“. Das linke Ohr zeigt den Single Status an, rechts heißt man ist vergeben. Wurde als Heilpflanze bei Wund Infektionen und Bronchitis eingesetzt. Wenn eine Frau träumt sie erntet offene Blüten dann bekommt sie ein Mädchen, einen Jungen bei einer Knospe. Auch heute noch wird an diese Vorzeichen geglaubt. Beim Tod einer geliebten Person ist die Blume das Einbalsamieren der Seele in den ewigen Frieden. Jedes Jahr werden 110 Millionen Blüten geerntet, das sind durchschnittlich 300.000 pro Tag. Das Gardenien Öl Mono’i wurde bei körperlichen Deformationen eingesetzt und wird durch marcerisieren in Kokosöl gewonnen. Der Name Mono’i Öl ist geschützt wie Champagner oder Bordeaux. Für einen Liter reine destillierte Essenz werden 600 Kilo oder 320.000 Blüten gebraucht. Sie wird verwendet für Parfüms und Kosmetik und ist eine Geruchsmischung aus „Honig, Schokolade und Zimt“. Dieser Geruch ist an allem und überall, Vanille mischt sich hier noch dazwischen, es verdrängt sogar das Salzige des Meeres. Das olfaktorische der Frangipani (weiß und weiß mit gelb) und der Ylang Ylang (unscheinbare Blüte aber ein kosmischer Duft) und das kokosölige, zitronige der tropischen Früchte schwängert die Luft. Vielleicht ist das, das mythische (Geheimnis) der Südsee.



Frangipani

Gardenie

Tiara Apetahi

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