Donnerstag, 21. Juli 2011

Valparaiso

Perugia liegt auf fünf, Rom auf sieben und Valparaiso auf zweiundvierzig (42) Hügeln (Cerro). Pablo Neruda sagte: „Wie absurd du bist, du kämmtest dich nie, du hattest nie Zeit dich zu kleiden, das Leben hat dich immer überrascht“. Die hier lebenden Mapuche wurden zweimal überrascht erst von den aus dem Norden kommenden Inka´s und dann von den Spaniern. Umschlagplatz für „Schätze“ die vor dem Panamakanal ums Kap Horn mußten, machten es zu einer boomenden Stadt, die auf die Hügel hinaufwachsen mußte. Der Hafen ist immer noch Zentrum und die Region bis Santiago (dazwischen die riesigen Weinanbaugebiete) die am dichtesten besiedelte Region in Chile und Weltkulturerbe. Die Häuser die sich farbenfroh oft gefährlich über Kanten hängend die Berge hinaufziehen sind abenteuerlich. Treppauf und –ab ist angesagt oder die „Ascensor“ Zahnradbahn Aufstiegshilfen aus den Jahren 1883 (Original mit Dampf) bis 1906 sind elektrifiziert zu benutzen. Allerdings die „Spirito sancto“ (Nomen est Omen) ist außer Betrieb. An der See entlang eine oberirdische Metro, diverse Bustypen und ein Oberleitungstrambahnbus aus dem Jahr 1947 der Nostalgie ist. Die nettesten Kleinbusfahrer der Reise überhaupt, bieten mir den Schaffnersitzplatz an und wenn ich nur vage weiß wo ich rauskommen will klemmen sie sich meinen Stadtplan ans Lenkrad und fahren lesend, mit rasender Geschwindigkeit – auch wenn andere Verkehrsteilnehmer quietschend bremsen müssen - die steilen Serpentinen nach unten, zeigen mir noch die Richtung in die ich dann laufen muß. Auch auf der Straße wenn ich im Plan schaue werde ich immer gefragt ob ich Hilfe brauche. Im Hafenviertel (der Führer warnt vor Taschendieben) sieht es schon verlassen aus z.B. das ehemals schöne Gebäude des Fischmarkts (Mercado Puerto). Danach die himmelblau renovierte Ex-Intendencia Valparaiso am heroischen Denkmal für die Gefallenen von Iquihue deren am gestrigen Tag mit einem nationalen Feiertag gedacht wurde. Es sind Winterschulferien und so sind viele chilenische Familien unterwegs. Die Kirchen sind meistens geschlossen aber die sehenswerten Friedhöfe sind offen. Häuser für Familien sind das und die Namen aller Welt vertreten. Nach jeder Ecke aus ist die Aussicht noch gigantischer und der schönste Platz ganz oben auf dem Cerro Carcel (ehemaliges Gefängnis, das Projekt des brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer wurde gestoppt) ist die Plaza Bismarck und die Av. Alemania führt wieder zum Hafen. Überhaupt sind die Deutschen Schulen die gebräuchlichsten. Die haben an der Pisa Studie wahrscheinlich nicht teilgenommen. Ich wohne auf dem Cerro Bellavista und nach einem Tag Stadtbummel ist der Anstieg über die steilen Treppen Mühsal. Zur Labsal am Wegesrand gibt es das „Museo da Cielo aperto“ (offener Himmel) wo angesagte Künstler Häuser und Wände mit schönen Graffiti gestaltet haben. Eine Stadt zum verlieben…… (wenn auch nicht für Fußkranke)

Ganz oben auf dem Cerro Bellavista ist „La Sebastiana“ ein weiteres Pablo Neruda Haus. Die zahlreichen Besucher werden mit Nummern versehen und nach entsprechender Wartezeit darf man das Allerheiligste betreten. Inzwischen kann ich den Garten und die Aussicht genießen. Atemberaubend über Stadt und Hafen und von hier wurde immer das Neue Jahr begrüßt. Ein Audio Führer erklärt alle Sammelstücke die sich über die Stockwerke verteilen. Künstler Freunde haben gestaltet – oft nach Neruda`s Ideen - und so ist das Haus nicht nur ein Wohnhaus, sondern ein Museum eines in der Welt herumgekommenen (er hat Chile unter anderem in Burma, Spanien, Frankreich usw. Diplomatisch vertreten) Sammlers. Steile Treppen im Haus, Panoramafenster in jedem Stockwerk, nur der Heli Landeplatz konnte nicht mehr realisiert werden. Über dem Bett die äthiopische Geschichte (wie Comicstrip) der Königin von Saba. Ein bequemer Schaukelsessel ein offener Kamin, ein großer Eßtisch für die vielen Gäste und für den Hausherrn eine intime Bar um die Gäste mit Whiskey und Rotwein zu bewirten. Sein Schreibzimmer ganz oben im Haus einfach und simpel. Ein kleiner Schreibtisch ein paar Bücher, eine alte Reiseschreibmaschine. So ist Nobel Preis honorierte Literatur entstanden.

überhängend

Cerro

über Mimosen hinweg

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