Donnerstag, 14. Juli 2011

Lagune San Rafael

Die angebotenen Belustigungen auslassend (die Chilenen haben ihren lautstarken Spaß) höre ich lieber Parsefal`s Vorträgen (in Englisch, für die nicht Spanier) über Nordpatagonien und der Flora und Fauna im Besonderen zu.  Er ist die dritte Generation hier, deutsch ist die Familiensprache, seine Geschwister leben in Deutschland aber er war noch nie da. In seiner Freizeit macht er Weißwürste und Leberkäse. Chile dieser kleine 200 km breite Küstenstreifen der sich von Peru über 4.300 Kilometer bis ganz in den Süden über die Magellanstraße bis zum Cap Horn erstreckt, wird mit den Cordilleren de los Andes zu Argentinien abgegrenzt. In diesem schmalen Streifen ist der 6893 Meter  hohe Ojos del Salado der höchste aktive Vulkan der Erde und der höchste Berg in Südamerikas. Knochentrockene Wüste, kühler Regenwald, schneebedeckte Berge und 50 tätige Vulkane. Das nördliche Patagonien (wo grad der Puyehue gespuckt hat, siehe Internet Arvid) ist mit einer Person pro Quadratkilometer sehr dünn und noch nicht lange besiedelt. Fjorde, hohe Berge und teilweise fehlende Straßen oder langwierige Fährverbindungen erschweren die Mobilität. Häufiger Regen besonders im Sommer (jetzt ist Winter und es regnet auch) macht diesen Lebensraum auch nicht besonders attraktiv. Die vielen vorhandenen Bodenschätze wie Kohle und anderes sind schwer zu transportieren. Die bessere Straße, die berüchtigte Carretera Austral (teilweise Piste, keine Tankstellen usw.) verläuft auf der argentinischen Seite. Der Wald ähnelt den Kaltregenwäldern Tasmaniens und Neu Seelands mit Flechten, Moosen und Farnen aufgrund der Niederschlagsmenge. Riesige winterkahle Fuchsienbüsche säumen unseren Landausflug wieder von Chacabuca nach Aisen diesmal bei Tageslicht. Hier waren frühe europäische Glücksritter unterwegs die die legendäre „City oft he Cäsars“ in Trapananda jetzt Aisen suchten. Darwin war als Biologe bei einer von Robert Fiztroy`s Expeditionen dabei um eine sichere Passage zum Atlantik zu finden. Wie überall, die Siedler brandrodeten den Regenwald um Land für Viehzucht zu gewinnen. Heute ist Feuer das Problem vom eingeschleppten Bambus der gerade geblüht hat (kommt nur alle Dekaden vor) und dann abstirbt und trocken zu Waldbränden führt. Auch der Ausbruch vom Vulkan Hudson in 1991 bedeckte tausende Quadratkilometer mit einer hohen Ascheschicht bis hinüber nach Argentinien. Ebenso einige Wasserkraftprojekte werden abgewägt zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und Umweltschutz. Windräder sehen wir einige unterwegs. Viele Lachsproduktionsstätten im Wasser (bekanntes Problem mit Antibiotika im Futter) exportieren den Fisch hauptsächlich nach Japan und bieten viele Arbeitsplätze. Über einen großen Wasserfall „La Cascada la Virgen“ und vielem laufendem Wasser über kohlehaltige Felsen erreichen wir nach einem Tunnel (vorher strömender Regen) die trockene Pampa und die Provinzhauptstadt (44.900 EW) Coyhaique. Hier gibt es plötzlich WiFi angekündigt auf Straßenschildern und hippe Jugendliche im Gothik Style und geschnitzte Holztafeln auf denen die Indigenas und die ankommenden Siedler kämpfend dargestellt werden. Umgeben von schneebedeckten Bergen, in der Stadtmitte ein kleiner Platz mit Kirche, Baumriesen und Büsten von honorablen Männern, geht vom Kreisverkehr die Fußgängerzone ab. Artesiana Kunstgewerbe mit viel wollenen Sachen, Schokolade in Handyform, witzige gefilzte Ohrringe und viel hausgemachte Marmeladen und Liköre von den hiesigen Wildbeeren. Auf dem Rückweg gibt es ein original Lamm Barbecue mit der üblichen Salsa „pebre“ aus klein gestückelten Tomaten (die Tomaten werden hier geschält), Zwiebeln, Knoblauch, Zitrone, Öl, Koriander, Eis-, Krautsalat, Kartoffeln. Der Streit in welchem Land die „Papa“ jetzt endemisch ist, wird immer wieder angefacht durch neue noch ältere Funde. Chile beansprucht das für sich! Kleine Sopaipilla Brote ist wie Schmalzgebackenes. Der traditionelle Nachtisch Moto (eingelegte Weizenkörner, ein ganzer eingelegter Pfirsich im Glas) und dazu natürlich chilenischer Rotwein. Am Wasserfall ein kleiner „rothalsiger“ Zaunkönig“ sein Gesang ist mir vertraut und unterwegs viele kurzbeinige Gelbhals Ibise.
Das Essen an Bord ist gut, einheimisches Passa del Choclo (Maisauflauf) aber auch Lasagne, Mais in Suppe und Salat und die Portionen sind riesig, die Kabinen eng, das Bad wassersparend und meine Mitbewohner laut zu nachtschlafender Zeit. Der Lärmpegel in der kleinen Lounge durch sehr gute Livemusic, überlaute Filme, tobende Kinder, ständig lautstarke stolze Chile Ausrufe ist mir zu hoch und so schreibe ich in der „Kantine“ und während ich das tippe klappert das Geschirr, rutscht mein Computer über den Tisch wegen Seitenwind und hohen Seegang und wir werden verspätet mit einigen Seekranken ankommen. Eigentlich war der Blogeintrag hier beendet, aber der tag war noch nicht zuende. Wir kamen sehr verspätet an, und da der kleine Hafen nur einen Fährschiffanlegeplatz hat, lag da noch das ebenfalls verspätete Cargo Schiff nach Puerto Natales. Die zum Flieger mußten, wurden schon weit vor dem Hafen mit einem kleinen Boot abgeholt und nach Puerto Montt gebracht. Wir konnten entscheiden, warten oder auch mit kleinen Booten zum Pier. Statt 15 Uhr war es schon stockdunkle, regnerische 20 Uhr ob mein Zimmer dann noch frei ist? Also wieder in Schwimmwesten gehüllt, eine steile Hilfstreppe runter (ältere mit Krücken, mit Kindern/Kinderwagen und großen Koffern) ins wackelige Boot ein- und am Hafen wieder aussteigen, im Finstern aber mit helfenden Händen. Ein organisierter Bus brachte uns netterweise gleich zum Busbahnhof und dann der lokale Bus nach Puerto Varas. In der Pension wurden wir (Dominique eine Französin in Guadeloupe lebend kam mit mir) schon erwartet es war mittlerweile 23 Uhr, aber es gab dann noch ein Bierchen bei Carusso dem Wirt im Haus.
Die Chilenen waren guter Laune keine lautstarken Beschwerden und die Rufe von einem
Ansager Chi (alle wiederholen)
Ansager Le (alle wiederholen)
Ansager Chile (alle wiederholen
Dann alle „viva Chile“
hielten die Stimmung (und den Nationalstolz, auch wenn was nicht klappt) hoch.
Wie wär das bei uns?
Schiffsroute

Lamm chilenisch

ältester Baumder Erde 100 Mio Jahre
Auracaria oder Monkey Puzzle tree
weil es für Affen ein Rätsel ist drauf zu kommen

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