Sonntag, 31. Juli 2011

Toconao

Blogs schreibe ich am liebsten gleich nach den Erlebnissen, wenn ich noch voll begeistert bin. Nun bin ich aber so angeschlagen, daß ich mich oft erst ausruhen muß wenn ich von einer Tour zurück komme. Ich bin menschlich sehr enttäuscht worden und wenn ich nach Hause komme, stehen ernsthafte Auseinandersetzungen an, was mich belastet und ich bin ernsthaft krank. Alle die mich immer so beneiden, hören nun auch mal die negativen Seiten. Ich kann mir eine solche Reise nur leisten, wenn ich auf Luxushotels verzichte und relativ einfach unterwegs bin. Wenn es mir zuhause nicht gut geht, heize ich mir den Kamin ein und setze mich in meinen Sessel und pflege mich. Unterwegs ist das anders, ein einfaches Zimmer – hier gibt es keine Heizung – und ich bin in der Wüste unter extremen Bedingungen. In der Sonne heiß im Schatten kühl und nachts saukalt. In der trockensten Wüste gibt es schon mal gar kein Wasser und heißes auch nicht immer. Haare waschen ein Akt und nur bei Sonnenschein. Ich hab mein Zimmer gewechselt nun hab ich eine Oberlichte was den Raum heller und wärmer macht. Auch Beleuchtung ist so ein Thema, die Funzeln die hier Licht darstellen sind für unsere vielleicht schon dekadenten Augen eher schummrig. Touristen erkennt man im Lokal schon daran, daß sie mit der Speisekarte unter den nächsten Beleuchtungskörper gehen. Aber ich will nicht jammern, genieße meinen etwas an Aktivitäten eingeschränkten Aufenthalt und sammle Kräfte für den Endspurt.
Lokaler Bus nach Toconao  (500EW) in ein kleines Indigena Dörfchen mitten in der Wüste. Der Bus ist ein neuer Mercedes, Tiere mitbringen nicht erlaubt aber im Gepäckraum sind einige Säcke mit Alpakafellen und – Wolle und Hülsenfrüchte und einiges nicht sichtbares aber offensichtlich Agrarprodukte. Einige Mitreisende machen wohl einen verwandtschaftlichen Besuch – mit Blumengebinde – und sind auf der Rückfahrt wieder dabei. Es ist verhangen, der Sand weht und es entwickelt sich zu einem Sandsturm. Die hübsche kleine Kirche an der Plaza, mit dem separaten Glockenturm die übliche Anordnung. Die Kirche ist wie hier immer verschlossen aber durch meine Rüttelversuche an der Tür erbarmt sich eine Mesnerin die mir öffnet. Sie zeigt mir auch San Lukas den Patron. Eine der ältesten erhaltenen in Chile von 1750, erbaut (wie derganzeOrt) aus dem Vulkangestein Liparita der bei Sonnenschein bestimmt leuchtet. Die Balken, Treppe und Türen sind aus Kaktusholz und zwar von diesen Armleuchter Giganten die überall in der Wüste stehen und heute nicht mehr geschlagen werden dürfen. Das überleben in der Wüste sichert der Quebrada de Jere (Jerrybach) was ein kleiner kurzer viel Wasser führender kalter Fluß aus einer Höhle ist. Umrahmt von vielen Obstbäumen, jahreszeitlich ohne Blätter sehe ich nur Zitrusfrüchte. Der Sandsturm weitet sich aus und alles was nicht fest ist wird weggeweht, so kommt mir ein Stück Wellblech von einem Dach entgegen dem ich gerade noch ausweichen kann. Ich bin total eingesandet, das ist nicht Peeling für die Haut, sondern Sandstrahlen. Auch der Bus zurück fährt ganz langsam und es ist wie bräunlicher Nebel.

Wolken von Sand kommen aus meinen Klamotten (morgen ist die Wäsche fällig) und man sieht am heruntergefallenen roten Pfeffer, daß es auch hier gestürmt hat und noch tut. Es gibt heißes Wasser, entsanden unter der Dusche und einen kleinen nachmittags Erholungsschlaf. Es stürmt, ich döse mit Kamillenteebeuteln auf den Augen etwas ein. Zur normalen Erkältung kommt ein böser Tinnitus, Ohrenprobleme und vereiterte Augen. Tempo der Marke Elite sind nicht schneuzfest, da merkt man erst was für durchdachte Produkte wir doch haben. Ohrenbetörender Krach ober mir, die Teebeutel fliegen im hohen Bogen durch den Raum und auf meiner Oberlichte (dünnes Plexiglas) landet ein größeres Brett und anderes Baumaterial und gleichzeitig ergießen sich über mich Mauerbrösel, Schutt und Sand. Es bleibt dann liegen ohne durchzubrechen, die Katze die dort oben marschiert muss jetzt drüber steigen.

Campanile im Hintergrund die Kirche

Kirche von hinten bei Sandsturm

Kaktusholz

Donnerstag, 28. Juli 2011

San Pedro de Atacama

Das Dörfchen auf 2.440 Metern Höhe (3212 EW) ist die Touri Attraktion in Chile. Eine klassische schachbrettartige Straßenanordnung rund um die  Plaza de Armas wie sie von den spanischen Eroberern bei der Gründung angeordnet wurde. Um die Plaza das Rathaus, die Kirche, das älteste Gebäude (1540) das noch auf den spanischen Eroberer Pedro di Valdivia zurückgeht sind weiß getüncht dafür ist dann das Dach wieder Lehmputz wie auch die würfeligen braunen Adobebauten mit Innenhof. Diese Art der Stadtplanung ist eine Erfindung des Griechen Hippodamus von Milet im 5Jhrt. vor Christus, vom römischen Baumeister Vitruvius beschrieben und erlebte eine Renaissance bei den Überseestadtgründungen der Spanier.
Als der Kunstdünger noch nicht erfunden war, wurde hier Nitrat abgebaut und war Haupteinnahmequelle heute sind es die internationalen Touristen, ein Koreaner mit einer Mongolin sind mir begegnet und sie waren erstaunt, daß ich beide Länder schon bereist habe. Überproportional im Ort vertreten sind die Reiseagenturen, denn alle Attraktionen sind in der näheren und ferneren Umgebung und oft nicht einfach in der trockensten Wüste der Erde zu finden. Umrahmt wird das ganze von leicht mit Schnee gepuderten Bergen wovon der Licancabur mit 5.950 Metern der höchste tätige Vulkan der Erde ist. Aber von meinem Standpunkt (2.440) aus ist das auch nicht mehr so erhabend. Ein schönes Museum mit vielen interessanten Stücken das der belgische Priester und Hobby Archäologe Gustavo le Paige zusammengetragen hat. Die trockene Wüste erhält sogar Textilien über tausende von Jahren. Eine bekannte Mumie wurde gerade aus dem Museum entfernt und den Atacamenos zurück gegeben. Die von Schamanen benutzen Schnüfflerutensilien sind so zahlreich und die benutzen Drogen nur vage mit Tabak und Coca Blättern angegeben. Wenn ich mich an Carlos Castanedas Bücher erinnere gab es schon mehr Halluzigene Pflanzen in der Wüste. Im Tresorraum sind auch ein paar massive Goldschätze zu sehen, sonst eher das dünne Gold das die Spanier so enttäuscht hat, denn in Europa war bis dahin Gold immer massiv.
Staubige kleine Straßen, Artesania Läden mit schönen Sachen, Restaurants und Verleihfirmen für Räder und Sandboard Zubehör für den Fun in den Dünen. Die Skis sind normale Völkl, Fischer usw. auch die Bindung ist gleich, statt schneenaß mit Sand eingestaubt.
Ich habe mir eine Grippe geholt, kann nicht schlucken, huste, rotze und fühle mich elend. Die einzig kleine Farmacie mit unmöglichen Öffnungszeiten hat nicht viel zu bieten. Meine Reiseapotheke auch nicht, da ich eher mit der Rache Montezumas oder ähnlichem gerechnet habe. Also schlafe ich das weg, soweit das mit verstopfter Nase möglich ist. Allerdings verändert das meine Reisepläne denn ich wollte von hier eine Tour nach Uyuni in Bolivien machen. Fünf Tage im Allrad über 5.000 Meter hohe Pässe, Salzwüsten, farbenfrohe Seen aber auch schlafen in simpelsten Refugios, die Höhe und die Kälte das kann ich jetzt nicht aushalten.

nicht gedrehter Goldtopf massiv

Rathaus mit dem Licancabur

San Pedro links oben mit Lammfellhose

Donnerstag, 21. Juli 2011

Casablanca

Nicht in Marokko sondern hier in Chile ist das Casablanca Tal das größte Weinanbaugebiet zwischen Santiago und Valparaiso. Zu vielen anderen in ganz Chile. Durch die sich selbst versorgenden Priester der spanischen Eroberer hat Weinanbau eine lange Tradition. Chilenische Weine haben Weltklasse durch viel französisches und spanisches Winzer Knowhow wie Rothschild und Konsorten die auch hier modernst produzieren. Die Eichen Fässer kommen nach wie vor aus Frankreich. Der Weltmarkt Anteil liegt bei 5 % und durch das sehr gute Preis Leistungs Verhältnis ein enormes Export Potential. Das Klima ist ideal (es sind keine Verrenkungen zum Frostschutz nötig wie in Neu Seeland, oder Bewässerung in Australien) die Böden optimal, die Sonnenscheindauer exzellent, Niederschlag dosiert und - bis jetzt - schädlingsfrei. Die in Europa und mittlerweile auch anderswo grassierende Phylloxera Reblaus hat hier noch nicht zugeschlagen. So gibt es hier Sorten z.B. den Carmenere (aus der Bordeaux Gegend) der in Europa ausgestorben ist und auch wegen zu viel Feuchtigkeit nicht wiederangebaut wird. Er ist ein vollmundiger, würziger Roter und eine Riserva ist schon was Leckeres. Aber auch andere Sorten wie Syrah, Pinot Noir und die weißen Klassiker sind hervorragend. In einem Supermarkt war die teuerste Flasche bei 12 Euro aber es gibt schon auch ein paar Edelmarken. Der kleine Getränkemarkt hier in der Straße mit Gitter statt Tür hat Tag- und Nacht geöffnet, mit Klingel macht man sich bemerkbar klärt mich gleich der Besitzer auf.
Gegenüber meinem (Schnecken) Caracol Hostal ist ein stylisches (das Wort mag ich eigentlich nicht, aber es trifft es genau) Restaurant mit einer schönen Holztür und geschmiedeten Löffeltürgriffen. Oft nur Empanadas mit Queso auf der Straße essend, einen chilenischen Apfel (auch bei uns grad erhältlich bevor unsere eigene Ernte kommt, die Sorten sind gleich) dazu, gehe ich ab und zu auch mal schlemmen. Eine Vorspeise auf gut Glück bestellt und es kommt ein schöner Salat mit etwas fleischlich gebratenem drauf. Auch jetzt weiß ich nur spanisch Molleja aber in keiner anderen Sprache (es ist eine Schande) wie Bries (in Frankreich fand ich mal die Übersetzung Bröschen) heißt. Auch hier eine seltene Delikatesse und mit der Besitzerin reden wir über die Innerei und die Zubereitung. Einen Fisch auf Gemüse und Quinoa (das bei uns immer nur im Müsli ist) und Madeleines zum Nachtisch mit leckerem Wein. Das Glas ist mir auch unbekannt nicht Riedel Kufstein sondern Stölzle Lausitz. Was mir so alles unbekanntes Deutsches begegnet.




Vina del Mar

Vina del Mar, das Weekend Dorado für gut betuchte Santiagoneser ist mit Valparaiso zusammen gewachsen und mit der teils oberirdischen Metro erreichbar. Etwas Monte Carlo oder Cote d`Azur Atmosphäre mit weißem Spielcasino, Paradepferdedroschken an der Uferpromenade. Porsche`s und viel Geld ist zu gewinnen wird suggeriert. Normale Spielhallen mit einarmigen Banditen gibt es auch überall und Spielcasino`s waren auch in Puerto Varas und Santiago. Kein Ziel für mich aber hier in der sogenannten Garten Stadt gibt es auch einen botanischen Garten, der leider etwas außerhalb ist und nicht an den öffentlichen Verkehr angeschlossen ist. Ein Taxifahrer macht mir ein gutes Pauschalangebot und das erweist sich als Glücksfall, denn der Garten ist 63 Hektar groß und er darf mit einem speziellen Ticket mit dem Auto befahren werden. Zu Fuß hätte ich nicht alles sehen können. Die Bäume sind gut beschriftet und der den ich suche ist in einem speziellem Gehege es sind ganz viele kleine die grade gehackt werden. Der Toromiro von der Osterinsel! Von den Blättern der Akazie ähnlich, blüht er derzeit nicht, sonst  gelb. Überall dagegen gelb blüht gerade die ähnliche Mimose. Ein Spezial Gelände ist der Isla Juan Fernandez gewidmet, die ich ja leider verpasse aber so sehe ich wenigstens einige der nur dort vorkommenden Pflanzen. Der Schwarzhalsschwan dümpelt in einer Lagune hier. Drei Gefiederte (Schwan, Zaunkönig, Ibis) die es auch bei uns gibt aber hier zusätzlich mit andersfarbigem Hals!
Das Museum Fonck (gegründet von dem Deutschen Physiker Dr. Franzisco Fonck) hat einen Osterinsel Moai im Vorgarten und viele Originale die auf Rapa Nui nicht zu sehen waren. Auch hier ein Schild, daß berühren „Tapu“ ist in allen nur erdenklichen Sprachen. Die Ausstellung ist interessant gestaltet und Ziel unzähliger rumwuselnder Schulklassen. Die Schrift wird erläutert, die Zeremonienutensilien, Werkzeuge, die gesellschaftlichen Hierarchien und die Petroglyphen. Nicht nur die Rapa Nui Indigenas werden ausführlich dargestellt sondern auch die Mapuche, Chimu und andere Volksgruppen. Was da an individuell künstlerisch gestalteter Keramik gezeigt wird ist beeindruckend auch von der Entstehungszeit her. Auch erotische Gefäße sind darunter! Eine ausgestellte gruselige Mumie wird auf 8.000 vor Christus datiert, also noch vor den Ägyptern. Im ersten Stock wird es noch unheimlicher, die vielen aufgespießten Insekten, ausgestopften Puma`s (die fast oder schon ganz ausgestorben sind) und ein zweiköpfiges Lamm sind schon Raritäten. Die Gefährlichkeit einiger Spinnen und die entstehenden Krankheiten werden bildlich dargestellt. Die Sammlung hat schon etwas abartiges. Das ganz gruselige ist eine genaue bildliche Anleitung – Schritt für Schritt – wie ein Schrumpfkopf hergestellt wird mit einigen echten Exemplaren.

Ich laß mir den Appetit nicht verderben und genehmige mir vor dem Essen einen Pisco Sour als Apero und als Nachtisch ein Eis auf die Faust, aus einer Eisdiele die viele bunte  Sorten führt. Die Portionen sind riesig und als Krönung wird das ganze Hörnchen noch in flüssige Schokolade getaucht, über dem Schokoladeneis abgekühlt und dann kopfüber in einen Becher gestellt. Zuviel des Guten! Aber ich lauf ja wieder den Berg rauf……

Mumie

Schrumpfköpfe

Lamm

Valparaiso

Perugia liegt auf fünf, Rom auf sieben und Valparaiso auf zweiundvierzig (42) Hügeln (Cerro). Pablo Neruda sagte: „Wie absurd du bist, du kämmtest dich nie, du hattest nie Zeit dich zu kleiden, das Leben hat dich immer überrascht“. Die hier lebenden Mapuche wurden zweimal überrascht erst von den aus dem Norden kommenden Inka´s und dann von den Spaniern. Umschlagplatz für „Schätze“ die vor dem Panamakanal ums Kap Horn mußten, machten es zu einer boomenden Stadt, die auf die Hügel hinaufwachsen mußte. Der Hafen ist immer noch Zentrum und die Region bis Santiago (dazwischen die riesigen Weinanbaugebiete) die am dichtesten besiedelte Region in Chile und Weltkulturerbe. Die Häuser die sich farbenfroh oft gefährlich über Kanten hängend die Berge hinaufziehen sind abenteuerlich. Treppauf und –ab ist angesagt oder die „Ascensor“ Zahnradbahn Aufstiegshilfen aus den Jahren 1883 (Original mit Dampf) bis 1906 sind elektrifiziert zu benutzen. Allerdings die „Spirito sancto“ (Nomen est Omen) ist außer Betrieb. An der See entlang eine oberirdische Metro, diverse Bustypen und ein Oberleitungstrambahnbus aus dem Jahr 1947 der Nostalgie ist. Die nettesten Kleinbusfahrer der Reise überhaupt, bieten mir den Schaffnersitzplatz an und wenn ich nur vage weiß wo ich rauskommen will klemmen sie sich meinen Stadtplan ans Lenkrad und fahren lesend, mit rasender Geschwindigkeit – auch wenn andere Verkehrsteilnehmer quietschend bremsen müssen - die steilen Serpentinen nach unten, zeigen mir noch die Richtung in die ich dann laufen muß. Auch auf der Straße wenn ich im Plan schaue werde ich immer gefragt ob ich Hilfe brauche. Im Hafenviertel (der Führer warnt vor Taschendieben) sieht es schon verlassen aus z.B. das ehemals schöne Gebäude des Fischmarkts (Mercado Puerto). Danach die himmelblau renovierte Ex-Intendencia Valparaiso am heroischen Denkmal für die Gefallenen von Iquihue deren am gestrigen Tag mit einem nationalen Feiertag gedacht wurde. Es sind Winterschulferien und so sind viele chilenische Familien unterwegs. Die Kirchen sind meistens geschlossen aber die sehenswerten Friedhöfe sind offen. Häuser für Familien sind das und die Namen aller Welt vertreten. Nach jeder Ecke aus ist die Aussicht noch gigantischer und der schönste Platz ganz oben auf dem Cerro Carcel (ehemaliges Gefängnis, das Projekt des brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer wurde gestoppt) ist die Plaza Bismarck und die Av. Alemania führt wieder zum Hafen. Überhaupt sind die Deutschen Schulen die gebräuchlichsten. Die haben an der Pisa Studie wahrscheinlich nicht teilgenommen. Ich wohne auf dem Cerro Bellavista und nach einem Tag Stadtbummel ist der Anstieg über die steilen Treppen Mühsal. Zur Labsal am Wegesrand gibt es das „Museo da Cielo aperto“ (offener Himmel) wo angesagte Künstler Häuser und Wände mit schönen Graffiti gestaltet haben. Eine Stadt zum verlieben…… (wenn auch nicht für Fußkranke)

Ganz oben auf dem Cerro Bellavista ist „La Sebastiana“ ein weiteres Pablo Neruda Haus. Die zahlreichen Besucher werden mit Nummern versehen und nach entsprechender Wartezeit darf man das Allerheiligste betreten. Inzwischen kann ich den Garten und die Aussicht genießen. Atemberaubend über Stadt und Hafen und von hier wurde immer das Neue Jahr begrüßt. Ein Audio Führer erklärt alle Sammelstücke die sich über die Stockwerke verteilen. Künstler Freunde haben gestaltet – oft nach Neruda`s Ideen - und so ist das Haus nicht nur ein Wohnhaus, sondern ein Museum eines in der Welt herumgekommenen (er hat Chile unter anderem in Burma, Spanien, Frankreich usw. Diplomatisch vertreten) Sammlers. Steile Treppen im Haus, Panoramafenster in jedem Stockwerk, nur der Heli Landeplatz konnte nicht mehr realisiert werden. Über dem Bett die äthiopische Geschichte (wie Comicstrip) der Königin von Saba. Ein bequemer Schaukelsessel ein offener Kamin, ein großer Eßtisch für die vielen Gäste und für den Hausherrn eine intime Bar um die Gäste mit Whiskey und Rotwein zu bewirten. Sein Schreibzimmer ganz oben im Haus einfach und simpel. Ein kleiner Schreibtisch ein paar Bücher, eine alte Reiseschreibmaschine. So ist Nobel Preis honorierte Literatur entstanden.

überhängend

Cerro

über Mimosen hinweg

San Juan Fernandez

Eine weitere Trauminsel, die leider nicht realisierbar ist. Die 14 Flugpassagiere kommen nicht zusammen, das monatliche Boot ist auch nicht machbar. Ich hätte sogar auf mich genommen vom Flugplatz 40 Minuten zum Hafen runter zu laufen, mit dem Boot um die Insel zufahren um den Hauptort San Juan Bautista mit den 300 EW zu erreichen. Die Insel liegt 667 km vor der Küste ist seit 1935 ein Unesco Biosphärenreservat und war seit der Entdeckung 1576 durch den Portugiesen Fernanandez ein Posten für Piraten, Schiffbrüchige und flüchtige chilenische Revolutionäre (1814). Der Humboldtstrom fließt vorbei und durch die Küstennähe hat sich hier eine besondere Klimazone ergeben. Sowohl subtropisch und arid gibt es hier über 130 Pflanzen und sechzehn Vögel die hier endemisch sind und eine anderswo ausgestorbene Robbenart. Das wäre schon sensationell. Ebenso daß die (original italienische) Slow Food Organisation die Lobster Fischerei hier unterstützt und Fischer gerne einen Gast im Boot mitnehmen.
Ein spektakulärer Tauchspot zur Dresden, die im späten 1. Weltkrieg von den Engländern hier versenkt wurde und die Überlebenden (ein Deutsches Haus ist noch erhalten) sich eine Weile hier aufhalten mußten (z.B. Canaris als junger Kadett) wäre ein weiteres Highlight.
Durch die Piraten hier wird ein riesiger Goldschatz in einer verunkenen Galeere aus dem Jahr 1713 vermutet und der spleeniger amerikanische Millionär Bernard Keiser suchte zehn Jahre nach ihm. Außer ein paar Malteser Ritterkreuz Münzen in Silber wurde nicht viel gefunden. aber es bleibt der Traum!

Und natürlich der Mirador de Selkirk. Der Schotte Alexander Selkirk wurde hier nach Unstimmigkeiten mit dem Käpt`n eines privat Schiffes 1704 ausgesetzt und lebte hier von den Ziegen und anderem Getier, kleidete sich in die Felle und wartete jahrelang auf Erlösung. Die Ziegen waren für die Aufstockung des Proviants der vorbeikommenden Schiffe ausgesetzt. Vom Mirador aus entdeckte er 1708 die „Duke and Duchness“. Der Käpt`n beschrieb Selkirk als fellgewandeten „Wilden“ und nahm ihn mit zurück nach Schottland. Seine niedergeschriebene Geschichte hat viele  Dichter (auch Nobelpreis Gewinner JM Coetze) inspiriert und die bekannteste ist von Daniel Defoe „Robinson Crusoe“.
Wer hat das nicht gelesen?


Fruttillar

Ich fahre mit dem lokalen Kleinbus bei Sonnenschein nach Fruttillar (EW 14.551) auch am Llanguihue  See gelegen. Es war im 19. Jhdt. das Hauptziel der Deutschen Einwanderer in Chile und es gibt eine Art Amerang Museum mit Deutscher Unterstützung gebaut. Eine Mühle mit oberschlächtigem Wasserrad, Wohnhäuser, Friedhof und viel Historie in drei Sprachen. Arvid sagte, daß einige eklatante Fehler bewußt oder/oder beschönigend in der Präsentation enthalten sind. Das Land war bereits von den Mapuche urbar gemacht worden, die seit 11.000 Jahren (nach der letzten Eiszeit) nachweisbar in der Region lebten. Es wurde allerdings so dargestellt, daß die Einwanderer in verlassenes, aufgegebenes Land gekommen sind und wie die Übernahme stattgefunden hat, darüber wurde in der sonst ausgezeichneten Dokumentation nichts berichtet. Für mich auch interessant die dargestellten Hintergründe der Auswanderung. 49 feudal regierte Kleinststaaten, ein vereinigtes Deutschland kommt nicht zustande, die beginnende Industrialisierung löst die traditionellen Handwerkerzünfte auf, mehrere Mißernten und die Unsicherheit und die Unzufriedenheit der Lebensbedingungen ermutigt viele den Rufen einiger bereits in Chile (und anderswo) ansässigen Auswanderern zu folgen. Briefwechsel ist erhalten. Eine Briefwaage der Marke Columbus ist ausgestellt, eine solche ziert auch meinen Schreibtisch und wird gelegentlich noch benutzt. Überall in der Region wo Deutsche Gemeinschaften entstanden sind, wird immer noch der Tatendrang und die gute Organisation hervorgehoben. Es wird mir mehrmals mit Deutsch weitergeholfen, weil Englisch nicht gesprochen wird. Das Wort Küchen=Kuchen, „am See“, „man spricht Deutsch“ finde ich überall. Österreichische Wurstfabrik, Hotel Salzburg und das (angeblich) südlichste Opernhaus der Welt am See. www.teatrodellago.cl. Ein Hypermodernes Kulturzentrum mit derzeitigem Festival. Auch die Bamberger Sinfoniker und eine Klezmer Gruppe kommen zum Festival aus Deutschland. Leider paßt keine der Aufführungen für mich und so kann ich auch - wegen Proben - den Konzertsaal nicht besichtigen. Bei Hagelregen auf die Busrückfahrt gewartet.

es klappert die  Mühle in Chile

das fehlt mir wirklich

Konzertsaal

ich versteh google nicht, bilder werden gedreht manche doppelt
es wird zeit dass ich nach hause komme

5 Sterne Spa

schwer

leicht

verhangener Blick vom Speisesaal
Auf individuellen Reisen nehme ich immer den einfachsten Transport, einfache Pensionen und Altstädte sind auch oft eher „einfach“ und so kommt oft ein falscher Eindruck von einem ärmlichen Land zustande. Die Upper Class lerne ich (außer ich habe einen solchen Servas Gastgeber) auch nicht kennen. Das Museen de la Moda und das Ralli waren in einer betuchten Wohngegend aber außer hohen, Alarmgeschützten Mauern hab ich da auch nicht viel gesehen. So bin ich mal nicht in ein einfaches Aquas Calientes Bad gefahren sondern in ein 5 Sterne Spa Resort die auch Tagesgäste annehmen. Mit umsteigen in der geschäftigen Stadt Osorno zum Resort Puyehue mit dem gleichnamigen Vulkan der gerade ausgebrochen war. Es war aber absolut nichts von der gespuckten Asche zu sehen, oder der viele Regen hat sie schon weggewaschen. Das meiste ging in Argentinien runter die Grenze ist nicht mehr weit. Eine Anlage über dem gleichnamigen See (es gibt hier soviele wie bei uns an der Seenplatte nur größer) mit einem gepflegten Park und vielen teuren Allrad auf dem Parkplatz. Ein Tagespass beinhaltet auch die Verpflegung tagsüber und das habe ich genossen. Vorspeisen wie Sushi, Variationen von Salaten, Hirsch mit Backpflaumen und ein doppeltes Nachtischbuffet. Eines war die “light“ Version. Ein übliches Armbändchen weist mich als dazugehörig aus, nur leider fehlt mir der flauschige Bademantel. Während alle noch beim Essen oder beim Mittagsschläfchen sind, habe ich in den verschiedenen Pools mit bis zu 39 Grad bei schöner Entspannungsmusik gedümpelt. Um am Poolrand auszuspannen ist es mir zu kalt, ein paar wenige Heizstrahler oder offene Kamine sind die einzig sichtbare Heizquelle. Es sind meistens Familien mit 2-3 Kindern. Eine Massage genossen, danach frischen Saft geschlürft und Tee getrunken. Zum 5 Uhr Tee noch einen superguten Kuchen gegessen und mich wieder auf den Weg zum Bus gemacht. Meine Masseurin fährt mit in den nächsten Ort und sie arbeitet 6 Tage die Woche je 7,5 Stunden, ich traute mich nicht nach dem Lohn zu fragen. Der Kleinbus ein „Volksbus“ ist ein VW, ich wußte gar nicht, daß die sowas produzieren. Der nächste Bus hat Verspätung und so erlebe ich den Trubel an einem Freitagabend vor einem Feiertag am Busterminal in Osorno. Es gibt keine genaue Plattform und keine aktuelle Anzeige für Busse. Die einzelnen Gesellschaften haben bestimmte Plätze. In dem Fall „Jac-Bus“ Plattform 1-5 und so laufe ich immer – wie alle anderen auch – hin und her um zu schauen welcher Bus grad angekommen ist und wohin er als nächstes fährt. Das führt dazu, daß ein ständiges Gedränge der Suchenden und Ankommenden ist und die wartenden Abholer dazwischen und das Gepäck. Ich komme gut geknetet spät aber relaxed (so hieß meine Massage) und gecremt wieder in die Hosteria Outsider.


Donnerstag, 14. Juli 2011

Lagune San Rafael

Die angebotenen Belustigungen auslassend (die Chilenen haben ihren lautstarken Spaß) höre ich lieber Parsefal`s Vorträgen (in Englisch, für die nicht Spanier) über Nordpatagonien und der Flora und Fauna im Besonderen zu.  Er ist die dritte Generation hier, deutsch ist die Familiensprache, seine Geschwister leben in Deutschland aber er war noch nie da. In seiner Freizeit macht er Weißwürste und Leberkäse. Chile dieser kleine 200 km breite Küstenstreifen der sich von Peru über 4.300 Kilometer bis ganz in den Süden über die Magellanstraße bis zum Cap Horn erstreckt, wird mit den Cordilleren de los Andes zu Argentinien abgegrenzt. In diesem schmalen Streifen ist der 6893 Meter  hohe Ojos del Salado der höchste aktive Vulkan der Erde und der höchste Berg in Südamerikas. Knochentrockene Wüste, kühler Regenwald, schneebedeckte Berge und 50 tätige Vulkane. Das nördliche Patagonien (wo grad der Puyehue gespuckt hat, siehe Internet Arvid) ist mit einer Person pro Quadratkilometer sehr dünn und noch nicht lange besiedelt. Fjorde, hohe Berge und teilweise fehlende Straßen oder langwierige Fährverbindungen erschweren die Mobilität. Häufiger Regen besonders im Sommer (jetzt ist Winter und es regnet auch) macht diesen Lebensraum auch nicht besonders attraktiv. Die vielen vorhandenen Bodenschätze wie Kohle und anderes sind schwer zu transportieren. Die bessere Straße, die berüchtigte Carretera Austral (teilweise Piste, keine Tankstellen usw.) verläuft auf der argentinischen Seite. Der Wald ähnelt den Kaltregenwäldern Tasmaniens und Neu Seelands mit Flechten, Moosen und Farnen aufgrund der Niederschlagsmenge. Riesige winterkahle Fuchsienbüsche säumen unseren Landausflug wieder von Chacabuca nach Aisen diesmal bei Tageslicht. Hier waren frühe europäische Glücksritter unterwegs die die legendäre „City oft he Cäsars“ in Trapananda jetzt Aisen suchten. Darwin war als Biologe bei einer von Robert Fiztroy`s Expeditionen dabei um eine sichere Passage zum Atlantik zu finden. Wie überall, die Siedler brandrodeten den Regenwald um Land für Viehzucht zu gewinnen. Heute ist Feuer das Problem vom eingeschleppten Bambus der gerade geblüht hat (kommt nur alle Dekaden vor) und dann abstirbt und trocken zu Waldbränden führt. Auch der Ausbruch vom Vulkan Hudson in 1991 bedeckte tausende Quadratkilometer mit einer hohen Ascheschicht bis hinüber nach Argentinien. Ebenso einige Wasserkraftprojekte werden abgewägt zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und Umweltschutz. Windräder sehen wir einige unterwegs. Viele Lachsproduktionsstätten im Wasser (bekanntes Problem mit Antibiotika im Futter) exportieren den Fisch hauptsächlich nach Japan und bieten viele Arbeitsplätze. Über einen großen Wasserfall „La Cascada la Virgen“ und vielem laufendem Wasser über kohlehaltige Felsen erreichen wir nach einem Tunnel (vorher strömender Regen) die trockene Pampa und die Provinzhauptstadt (44.900 EW) Coyhaique. Hier gibt es plötzlich WiFi angekündigt auf Straßenschildern und hippe Jugendliche im Gothik Style und geschnitzte Holztafeln auf denen die Indigenas und die ankommenden Siedler kämpfend dargestellt werden. Umgeben von schneebedeckten Bergen, in der Stadtmitte ein kleiner Platz mit Kirche, Baumriesen und Büsten von honorablen Männern, geht vom Kreisverkehr die Fußgängerzone ab. Artesiana Kunstgewerbe mit viel wollenen Sachen, Schokolade in Handyform, witzige gefilzte Ohrringe und viel hausgemachte Marmeladen und Liköre von den hiesigen Wildbeeren. Auf dem Rückweg gibt es ein original Lamm Barbecue mit der üblichen Salsa „pebre“ aus klein gestückelten Tomaten (die Tomaten werden hier geschält), Zwiebeln, Knoblauch, Zitrone, Öl, Koriander, Eis-, Krautsalat, Kartoffeln. Der Streit in welchem Land die „Papa“ jetzt endemisch ist, wird immer wieder angefacht durch neue noch ältere Funde. Chile beansprucht das für sich! Kleine Sopaipilla Brote ist wie Schmalzgebackenes. Der traditionelle Nachtisch Moto (eingelegte Weizenkörner, ein ganzer eingelegter Pfirsich im Glas) und dazu natürlich chilenischer Rotwein. Am Wasserfall ein kleiner „rothalsiger“ Zaunkönig“ sein Gesang ist mir vertraut und unterwegs viele kurzbeinige Gelbhals Ibise.
Das Essen an Bord ist gut, einheimisches Passa del Choclo (Maisauflauf) aber auch Lasagne, Mais in Suppe und Salat und die Portionen sind riesig, die Kabinen eng, das Bad wassersparend und meine Mitbewohner laut zu nachtschlafender Zeit. Der Lärmpegel in der kleinen Lounge durch sehr gute Livemusic, überlaute Filme, tobende Kinder, ständig lautstarke stolze Chile Ausrufe ist mir zu hoch und so schreibe ich in der „Kantine“ und während ich das tippe klappert das Geschirr, rutscht mein Computer über den Tisch wegen Seitenwind und hohen Seegang und wir werden verspätet mit einigen Seekranken ankommen. Eigentlich war der Blogeintrag hier beendet, aber der tag war noch nicht zuende. Wir kamen sehr verspätet an, und da der kleine Hafen nur einen Fährschiffanlegeplatz hat, lag da noch das ebenfalls verspätete Cargo Schiff nach Puerto Natales. Die zum Flieger mußten, wurden schon weit vor dem Hafen mit einem kleinen Boot abgeholt und nach Puerto Montt gebracht. Wir konnten entscheiden, warten oder auch mit kleinen Booten zum Pier. Statt 15 Uhr war es schon stockdunkle, regnerische 20 Uhr ob mein Zimmer dann noch frei ist? Also wieder in Schwimmwesten gehüllt, eine steile Hilfstreppe runter (ältere mit Krücken, mit Kindern/Kinderwagen und großen Koffern) ins wackelige Boot ein- und am Hafen wieder aussteigen, im Finstern aber mit helfenden Händen. Ein organisierter Bus brachte uns netterweise gleich zum Busbahnhof und dann der lokale Bus nach Puerto Varas. In der Pension wurden wir (Dominique eine Französin in Guadeloupe lebend kam mit mir) schon erwartet es war mittlerweile 23 Uhr, aber es gab dann noch ein Bierchen bei Carusso dem Wirt im Haus.
Die Chilenen waren guter Laune keine lautstarken Beschwerden und die Rufe von einem
Ansager Chi (alle wiederholen)
Ansager Le (alle wiederholen)
Ansager Chile (alle wiederholen
Dann alle „viva Chile“
hielten die Stimmung (und den Nationalstolz, auch wenn was nicht klappt) hoch.
Wie wär das bei uns?
Schiffsroute

Lamm chilenisch

ältester Baumder Erde 100 Mio Jahre
Auracaria oder Monkey Puzzle tree
weil es für Affen ein Rätsel ist drauf zu kommen

Puerto Varas

Mit dem Nachtbus Richtung Süden gefahren und in der Hosteria Outsider in der Deutschen Stadt, beim Österreicher Arvid Puschnig am Lago Llangquihue (10 x Chiemseegröße) Station gemacht. Über die ausführliche, informative österreichische Internetseite (www.chilereisen.at) bin ich hier gelandet. Habe den falschen Nacht Bus gebucht, nicht den, in dem wirklich ein Bett zur Verfügung steht. Komme gerädert an und gehe am Inland See entlang der riesengroß ist und älperrisches Flair hat. Deutscher Club, schindelverkleidete Häuser, Schwarzwaldkirchenkopie, Uferpromenade und in Salzburg T-Shirts gewandete Serviererinnen in einem Kaffeehaus. Die Kuchen stellen in Variation und Größe das Winkl-Stüberl in Schatten und die Trinkschokoladenliste (mein Favorit mit Baileys) ist ellenlang. Von der nächsten Stadt Puerto Montt (17 km weiter und am Meer) Nordpatagonien gibt es ein Schiff in den Süden. Im Internet sieht es nicht so aus, aber vielleicht geht doch noch was. Ich packe meinen kleinen Rucksack, lasse mein großes Gepäck mit einer Nachricht dem noch schlafenden Arvid und fahre bei strömenden Regen zur Schifffahrtsgesellschaft Navimag. Südpatagonien mit Puerto Natales und Puerta Arena ist zeitlich nicht drin, das nächste Cargo fährt erst in ein paar Tagen. Am Nachmittag geht die Evangelistas Fähre/Schiff zum kalbenden Gletscher in der Lagune San Rafael, es kommt wieder zurück und es ist noch ein Kojenbett frei. Chilenisches Kreuzfahrtschiff, was mich da wohl erwartet? Koje mit Mutter und erwachsenen Sohn Rodrigez aus Santiago. Witzige Einführung mit Vorstellung der „ausländischen Gäste“ die beklatscht werden. Einige Franzosen, wenige andere Südamerikaner, zwei junge Taiwanesinnen und Texanerinnen, je ein Irländer, Russin, Neu Seeländerin und meine Deutsche Wenigkeit. Persifal einer der „Animatoren“ spricht Deutsch. Einfache Ausstattung, Kantinenartiger Speisesaal mit Selbstbedienung aber vergnügte Mitfahrer, die begeistert die angebotenen Spiele mitmachen.
Wir winden uns durch enge Passagen, sehen wenig von den hohen Bergen wegen tiefhängender Regenwolken und landen in Chacabuco an, nachdem wir von Lotsen in den kleinen Hafen geschleppt wurden. Es gibt Gelegenheit zum Landgang, während die vielen LKW’s und Container mit Aufschrift Hamburg Süd ausgeladen werden. Lokaler Bus nach Aisen (der englische Entdecker sagte Ice end) in den 40.000 EW zählenden Ort, der bei beginnender Dunkelheit und Regen bis auf den Walmart Style Supermarkt (Sonntag geöffnet) sehr verschlafen aussieht.
Es wird enger und wir sehen bei durchbrechenden Sonnenstrahlen einige kantige Berge und die Gletscher San Rafael und in weiter Ferne den San Quentin ins Meer kalben. Das riesengroße gewaltige Eisfeld bleibt uns verborgen.  Rasselnd wird der Anker geworfen und wir werden auf die Bootsfahrt zum Gletscherrand mental und kleidungsmäßig vorbreitet. Das Wasser hat nur 1 Grad und die Verweildauer darin ist ohne gesundheitliche Schäden nur 4 Minuten. Die Tiefe ist 500 Meter und herabfallende Eisbrocken lösen hohe Wellen aus. Während der Fahrt nicht aufstehen, keine Eisbrocken rausfischen, denn aggressive Seelöwen schnappen schon mal zu. Eingekleidet mit einer seetüchtigen Schwimmweste auch befestigt durch den Schritt warten wir auf die Boote. Die englischsprachige Gruppe muß als erstes bei ganz schönen Wellengang von der Fährenklappe ins Boot steigen und dann von einem wackeligen Boot zum anderen – mit hilfreichen Händen –klettern. Es sind drei große Boote und ein Begleitboot mit Arzt (Hauptzweig Pathologie) und wir fahren Richtung Gletscherabbruchkante an unglaublich blauen, im grünen Wasser schwimmenden Eisbrocken und tieffliegenden kleinen weißbauchigen Kormoranen vorbei. Da die Eisbrocken unter Wasser 2/3 ihrer Größe haben schrappen wir schon mal mit unheimlichem geknirsche, gespritze  und gewackel über einen und erreichen das uns eiskalt anhauchende Eisschollenwasser. Die Kulisse ist arktismäßig mit vor uns aufsteigenden Spalten des Gletscherabbruchs, ums Boot herum mehr Eis denn Wasser und dazu das Geknacke. Die kleinen Eisstücke sind glasklar mit kleinen Einschlüssen und wir trinken aus mitgebrachten Navimag Gläsern „Whiskey on the (Gletscher) Rocks“. Salude!
Die blaue Farbe des Gletschereises und der großen Eisbrocken ist unwirklich und die Wahrnehmung fürs Auge gibt mehreren Spekulationen Gelegenheit sich zu präsentieren. Eine Volpertingermäßige spricht vom Gletscherdrachen mit blue eyes! Die tatschliche Farbe ist in der Entstehung begründet. Eis ist über lange Zeit komprimierter Schnee (Schnee enthält 80 % Luft, Eis nur 20 %, 1 L Wasser = 910 g Eis), das Älteste hat die kleinsten komprimiertesten Luftblasen eingeschlossen und ist von der Reflektion her, dem Glas (grün) verwandt. Die Luftblasen brechen das Licht und das kristallklare Eis erscheint uns blau. Kein Mirakel aber faszinierend wie ein Regenbogen. Angesäuselt (das Glas dürften wir als Souvenir mitnehmen), durchfroren, naß bis auf die Haut (mein Neuseeländer Anorak taugt nix) klamm und erregt klettern wir wieder abenteuerlich in unser großes hoffentlich sicheres Fährschiff.  

in der Lagune

blaues Eis imgrünen Wasser

vor dem Gletscher

Museen Santiago

Santiago (4.946.345 EW, 543 Höhenmeter) hat ein kleines feines, weltweit einzigartiges Museum Präcolumbianischer Kunst in einem schönen Kolonialhaus mit Innenhof. Diese Privatsammlung zeigt besonders schöne Stücke der indigenen Bevölkerung ganz Südamerikas vor Ankunft der Europäer. Die angenommene Besiedlung vom Norden her über die Behringstraße vor 12.500 Jahren ist gerade in aktueller Diskussion, weil ältere „Footprints“ im Süden nachgewiesen werden konnten, aber noch (Nordamerika) angezweifelt werden. Gebrauchs Keramik aber auch keramische Musikinstrumente (Flöten) und Pfeifen die zum Rauchen von Drogen bei schamanischen Riten verwendet wurden. (In guter Erinnerung ist mir die Einladung zu einem internationalen Schamanentreffen in Ecuador wo ich am Rande dabei sein durfte) Traditionelle farbenfrohe textile Hüte und Mützen die auch heute noch in Gebrauch sind. Asiatisch anmutende Gesichter? Und die hölzernen „Chemamull“ Statuen der „Mapuche“ die nach den positiven Ansprachen und Zermonien am Grab verblieben um den Geist als Ahne für die Nachwelt zu erhalten. Die Mapucho (Che = Leute, Mapu = vom Land) ist heute noch die größte indigene Gruppe in Chile.

Das Museo La Merced ist in einem kleinen Klosterkomplex mit verwunschenem grünen Innenhof neben der Kirche und ist die älteste christliche Gründung. Die wenigen Räume beherbergen klerikale Kunst und viele kitschige Engelchen. Ein Raum ist dem Spirit der Osterinsel gewidmet und die Stücke sind Originale z.B. eine Rongo Rongo Schrifttafel und zeremonielle Stäbe und wunderschöne Holzfiguren eine kleine mit einem umgedrehten Kopf ist außergewöhnlich. Wahrscheinlich sofort von den Priestern aus dem Verkehr gezogene Fruchtbarkeitssymbole weiblich (Uterus) und männlich, löblich ist, daß sie aufbewahrt wurden.

Museo de la Moda mit Haute Couture der reichen Chilenen der 50er Jahre inklusive besonderer Roben und Designer Einrichtung. Leider war ein Teil geschlossen.

Museo Ralli ein privates non Profit Museum moderner Kunst von Harry Recanati einem Banker. Das erste in Uruguay Punta del Este (87), Chile Santiago (92), Israel Caesarea (93) und Spanien Marbella (2000). Die Ausstellungen variieren zwischen den Ländern. Sehr viele Lateinamerikaner, Chagall, Dali, Rodin. Eine Engländerin Beryl Cook (1926-2000) die eher etwas naiv, mit wohlproportionierten Personen malt und die vom Witz her unserer Anna Stuffer vom Samerberger Künstlerkreis sehr nahe kommt.

Palacio Cousino (ich schreibe alles ohne die im spanischen üblichen Akzente)
Ein feudales Gebäude von 1878 der Familie Cousino-Goyenechea die durch Kohle, Silber und Wein reichgeworden ist. Leider ist es wegen Schäden seit dem großen Erdbeben von 2010 geschlossen. Eine nette Dame erklärt mir anhand einiger aufgestellter Informationstafeln das Interieur (böhmische Kristalllüster, chinesische Vasen, massiv goldenes Besteck, italienischer Marmor usw.) während wir aussen herum gehen, den schönen Wintergarten bewundern. Der Portraitmaler der Familie war kein anderer der auch Sissy in Österreich gemalt hat. Wie mobil bereits zu dieser Zeit die Menschen waren!

Das Kunstmuseum war auch geschlossen.

Kunst in der Stadt ist all gegenwärtig z.B. am Flußufer entlang stehen große eindrucksvolle Skulpturen und jede Metrostation ist ein eigenes kleines Themenmuseum. An einer Strecke bin ich an jeder Haltestelle ausgestiegen und hab das besichtigt.

Zu den Museen hat Zenaida sehr informativ geschrieben, denn da waren sie noch geöffnet.

Mapuche Grab Statue

der Putzmann vor der Kunst

Dali (leider seitlich)

Donnerstag, 7. Juli 2011

Santiago de Chile

Nach der Osterinsel lande ich auf dem chilenischen Festland in der Hauptstadt Santiago de Chile. Das Erste was mir auffällt sind viele vergnügte, lachende junge Verkäufer für Taxifahrten und das am Sonntag Abend. Am nächsten Tag eine Bus Touritour durch die Stadt gebucht und ein paar „Highlights“ abgeklappert. Der „Cerro Santa Lucia“ ist ein felsiger Berg inmitten der Stadt und im19. Jhdt. hat Bürgermeister Vicuna Mackenna ihn zu einem schönen Park umgewandelt. Beim weiblichen Sicherheitsdienst mit Kugelsicherer Weste muß man sich in eine Liste eintragen. Mit Neptun und anderen nicht funktionierenden Brunnen, sich nach oben windenden Treppen und exotischer Bepflanzung, wo heute noch Kolibris davon profitieren. Bereits Charles Darwin bewunderte den Rundblick 1833 (Gedenktafel) aber die Aussicht auf die schneeigen Gipfel der Cordilleras de los Andes (wie bei Föhn gleich hinter der Stadt) ist im21. Jhdt. über Smog und viele Wolkenkratzer hinweg, aber immer noch gigantisch. Eine Schulklasse beim Ausflug tobt herum und die roten Sweater mit schwarz und goldenen Ärmelstreifen sind auf der Rückseite mit „Deutsche Schule“ beflockt. Sie sprechen gut Deutsch und stellen sich gerne für ein Gruppenfoto und das Mädchen links vorne zeigt stolz das Emblem. Eine Einsiedelei die wegen Sicherheitsgründen geschlossen, viel treppauf und –ab (wie am Wendelstein) und Polizeiwagen deren Scheiben mit Gitter geschützt sind, nur der Fahrer hat ein kleines Stück uneingeschränkte Sicht. Vorbei an der Escuela Militar wo grad die Wachablösung à la Buckingham Palast abläuft, die Bärenmützen sind weiße Federmützen und zu den schwarzen Uniformen sieht das schneidig aus.
Im Stadtteil Bellavista der große Parque Metropolitana mit noch einer schönen Aussicht vom Cerro de San Cristobal die mit einer steilen Zahnradbahn durch den Zoo erreicht werden kann. Große weiße Madonna am Gipfel aber die weiterführende Gondelbahn fährt gerade nicht. Unten am Hang ist das Haus La Chascona von Literatur Nobelpreisträger Pablo Neruda. Gebaut als Liebesnest für seine - erst Geliebte - und spätere dritte Frau Matilde Urrutia. Die anderen Frauen haben an anderen Orten ihre Häuser. Das Museum ist (Montag) geschlossen und so bewundere ich die Stelen mit seinen Gedichten die ich nicht lesen kann. Aber eines meiner Lieblingsbücher ist ein kleiner Band seiner Liebesgedichte. Naja bei der Erfahrung! Der Stadtteil ist voll mit schöner Graffitikunst an den Mauern und Cafe`s, Musikbars  und Shops die alle den, nur in Afghanistan und Chile vorkommenden Lapislazuli, in jedweder Verarbeitung anbieten. Der Mercato Central mit seinem Fischmarkt und den vielen kleinen Essensbüdchen und größeren Restaurant ist quirlig, und lädt zum Essen ein. Ein „Pisco sour“  das Nationalgetränk gehört dazu (Brandy aus Trauben, der Saft der kleinen Limone de Pica und etwas Puderzucker). Muscheln, Seeigel, Lobster, Krebse in allen Variationen und Fische aller Größen. So total unbekanntes Meeresgetier wie in Korea und Japan finde ich hier nicht. Einen günstigen Rückflug finde ich nicht also buche ich über Internet das hervorragend und kostenlos funktioniert.


ich hab die Fotos gedreht ?

Moai

Den Krater Rano Kau und den heiligen Ort Orongo mit den kleinen vorgelagerten Moto`s Kari Kari besichtige ich mit Cecilia und anderen Gästen. Orongo war auch eine Ortschaft die wegen ihrer Halbinselartigen Lage gut verteidigt werden konnte. Der Krater ist innen mit Wasser gefüllt und hat Inselchen die mit Schilf bewachsenen sind und das Material für den Bootsbau lieferten. Der fruchtbare Kraterrand war früher mit Nutzpflanzen bewachsen, heute ist es zu beschwerlich. Schön sind die Petroglyphen aber nichts darf aus der Nähe besichtigt werden. Reihen von Kugelrunden Löchern die zur Mitsommersonne erkennen lassen, daß da eine Systematik dahinter lag, aber wozu bleibt ein Mysterium. Gruselige Höhlen (Ana) in denen es mir die Nackenhaare aufstellt und Gänsehaut erzeugt, verlasse ich trotz allerschönster Aussicht aufs tosende Meer schnell wieder.
Eine jeden dritten Abend stattfindende Vorführung von Tanz und Gesang besuche ich auch. Gute Tänzer mit Körperbemalung und Stringtanga toben artistisch kämpfend und schreiend über die Bühne und Balzen um die Hüftroutierenden Inselschönheiten herum. Die Kostüme sind exotisch schön, die Tanzdarbietung sehr gut, aber eher „Attraktion für Touristen“. Aber wenn es Insulanern eine Einnahmequelle bietet ist das ein positiver Ansatz.

Zur Inselerkundung leihe ich mir einen kleinen Jeep und besichtige meistens ziemlich alleine die wichtigsten Stätten. Diese gigantischen Steinfiguren stehen auf einer Plattform Ahu, sind umrahmt von einem kahlen Steingarten und sind Tapu. Die Gesichter sind – bis auf Ahu Akivi eine Stelle im Landesinneren – alle dem Land zugewandt und sind aus einem Stück grauen Vulkangestein gearbeitet und auf dem Kopf trohnt ein Pukao ein roter Hut mit Bommel. Die überlangen Hände liegen unter dem Nabel flach am Bauch und alles darunter ist unter der Erde. Heute nicht mehr, weil sie ja auf Bodenhöhe abgebrochen waren. So stehen in Tongariki 15 (Fünfzehn) solcher Giganten, die Hüte sind meistens nicht wieder aufgesetzt. In einer kleinen Bucht vor dem im Hintergrund tosenden Meer stehen diese Giganten unterhalb des Vulkankraters Rano Raraku wo sie, liegend aus dem Berg gemeißelt wurden, was an unfertigen ersichtlich ist. Dieser äußere Kraterrand ist saftig grüne Wiese und dazwischen stehen oder liegen Torsi rücklings, oder meistens bäuchlings im Gras. Alle diese Bruch-Giganten haben die es nicht geschafft an den eigentlichen Aufstellungsort zu kommen. Hier wandere ich an Wegen teilweise in Augenhöhe an ihnen vorbei. Die Einlagen aus weißem Perlmutt das Auge, schwarzer Perlmutt für die Iris sind im Original nicht enthalten. Bei nachgemachten sieht das auch aus Entfernung grimmig und - vielleicht zur damaligen Zeit - furchteinflößend aus. Auch „Tattoos“ auf der Brust wie z.B. ein großes seetüchtiges Segelschiff ist dabei. Einer war wohl ein Prototyp denn er ist knieend mit erhobenem Gesicht dargestellt. Normalerweise sind alle gleich, die Nase ist spitz nicht polynesisch breit, das etwas vorgereckte Kinn und der Mund zugespitzt, wie der vom HB-Männchen. Unterwegs immer wieder Petroglyphen, Beobachtungstürme (Tupa), Krematorien (Avanga), Bootshäuser (Hare Vaka), Häuser (Hare) die aber alle nur noch ansatzweise erkennbar sind. Ein paar Kugeln die sehr umstritten sind, was sie sein sollen, ob sie überhaupt alt sind usw. ich finde sie als Ensemble sehr schön.
Plötzlich zeigt mein Benzinanzeiger Reserve an und ich bemerke, daß mein Autochen nicht vollgetankt war. Mitten in der Insel und die einzige Tankstelle nur in der Hauptstadt. Keiner hat einen Kanister dabei und so fahre ich meist rollend - es geht meistens Bergab - zurück. Da es aber nur 17 km waren fahre ich doch nochmal zur anderen Seite an den Palmen gesäumten Sand Strand von Anakena. Am einzigen Badestrand der Insel (einen kleinen Pool? gibt es in Hanga Roa) sehe ich die Moai die Heyerdahl mit der angenommenen Aufstellungsmethode aufgerichtet hat und die einzigen Imbisbüdchen an der Strecke. Eine schlechte Piste und durch tiefe Wasserlöcher bei beginnendem Regen komme ich nach Aku Akivi. Vor meiner Insel Ankunft muß es wohl ziemlich stark gegossen haben, aber die letzten Tage war strahlender Sonnenschein, was sich jetzt wohl wieder ändert.
Das kleine Museum in Hanga Roa bietet eine übersichtliche Darstellung der Inselgeschichte dokumentiert durch den Priester Sebastian Englert der hier lange gewirkt hat. Die Schaustücke sind alle Repliken. Zur Zeit ist eine Ausstellung vom unruhig um die Welt reisenden französischen Schriftsteller Pierre Loti der hier nur fünf Tage auf der Insel war und eine sehr gute zeichnerische und schriftliche Dokumentation geliefert hat. Der Gehrock den ein Insulaner gegen ein Original Rongo Rongo eingetauscht hat ist ausgestellt. Das ziert vermutlich das Elternhaus (Museum) von Loti in Rochefort der dort jedes Zimmer entsprechend der bereisten Ländereingerichtet hat. Diese Rongo Rongo sind längliche Holztafeln die die einzige Schrift (eher Hieroglyphen) Polynesiens enthalten und die immer noch nicht zur Gänze entschlüsselt sind und angeblich schon Hotu Matua der Entdecker mitbrachte. Angelhaken jeder Größe aus Knochen, obsidianische Schneidewerkzeuge z.B. eine super im Wellenschliff gearbeitete Säge, Lanzenspitzen und steinerne Anker. Loti´s Ausstellung ist interessant und die Damen im Museum sind zu einem Ratsch über Gott und die Welt und über das Leben auf der Insel aufgelegt.

Der Feuerwehr fährt Mercedes, viele Reiter sind unterwegs, die Lädchen sind Touristisch, viele Restaurants in der Nebensaison geschlossen, der Gemüsemarkt klein aber mit netten älteren Damen die ihre angebauten Produkte anbieten. Das Geläute der katholischen Kirche ist ein wunderschönes Glockenspiel oder Corillion und erklingt zum Angelus Und paßt wie die Faust aufs Auge zu den heidnischen Symbolen.

warum google das dreht? ungewöhnliche Steinkugeln

14 Moai der 15. bin ich in Tangariki

da ist die einsame Insel

Rapa Nui

Seit ich als Kind und Jugendliche Reiseabenteuerbücher verschlungen habe, war „der Nabel der Welt“ mein sehnlichster, aber abgelegenster Favorit schlechthin. Als Nabel bezeichnen die Insulaner ihre Insel Rapa Nui und der Holländer Jakob Roggeveen der am Oster Sonntag 1722 hier anlandete taufte sie auf Osterinsel. Von Chile aus sind es 3.700 km, nach Pitcairn (Meuterei auf der Bounty) etwas kürzer, dann die Marchesas und Tahiti. Nur die chilenische Fluggesellschaft LAN hat eine Route Santiaogo de Chile, Osterinsel, Tahiti/Papeete und retour.
Diese Insel muß zum Besiedeln erst einmal gefunden werden! Polynesier wahrscheinlich von den Marchesas haben das geschafft. König Hotu Matua wird der Legende nach als Gründer bezeichnet und Rapa bedeutet Vater. Aber sie hat durch die isolierte Lage im weiten blauen Meer auch nicht richtig an der Süd Pazifik Migration der Menschen, Tiere und Pflanzen teilgenommen. Selbst Birdplants, so nennt man durch Vogelflug verbreitete Samen kamen wenige hier an. Die Insel ist weder geologisch (drei erloschene Vulkankrater haben andere Inseln auch) noch durch Flora und Fauna besonders speziell. Und da die Ufer bis zu 3.000 Meter steil ins Meer abfallen sind es auch nicht die Fischgründe. Auch die, für die Seefahrt notwendige Proviantaufstockung war die Insel nicht ergiebig und für den Handel nicht attraktiv. O-Ton aus dem Logbuch James Cook und Baron von Krusenstern der 1804 hier war, er berichtet von 20 stehenden Moai. Was ist die Attraktion heute? Im Negativen zeigt sich hier, wie der Mensch es schafft (woanders ist das nicht so sichtbar weil der Raum größer ist) sich selbst seine Lebensgrundlage zu zerstören. Daniel Goeudevert hat zu diesem Thema ein aktuelles Buch über unsere Gesellschaft geschrieben: „Das Seerosenprinzip“.
Durch religiösen Fanatismus der über hunderte von Jahren aufrecht erhalten werden konnte, wurden zwischen (unsicher 500) eher wahrscheinlich 800 und 1700 diese steinernen Kolosse geschaffen. Die Bevölkerung wuchs von 4.000 sprunghaft auf 20.000 an und kriegerische Auseinandersetzung um Land und Macht wurden brutal ausgetragen z.B. Feinde wurden durch Kanibalismus eliminiert. Die ersten Seefahrer berichten bereits von umgeworfenen Moai und zerstörten Plattformen (Ahu). Erdbeben, Tsunami und die normale Erosion dieses Vulkangesteins haben das ihre dazu getan. Auch Sklavenhändler haben hier Beute gemacht und die eingeschleppten Krankheiten dezimierten die Bevölkerung auf 100. Die Insel wurde annektiert von Chile, verkauft an einen Schafzüchter und den Insulanern war der Aufenthalt nur noch in der Stadt Hanga Roa erlaubt. Missionare haben versucht den „Aberglauben“ auszurotten. Erst in den 60iger Jahren bekamen die Insulaner chilenische „Rechte“, 2008 wurde der Status eines besonderen Territoriums geschaffen und wegen ihrer erschwerten Lage müssen sie keine Steuern bezahlen. Außer der Stadt gehört das Land Chile und ist nun Nationalpark, was aber immer wieder zu Unruhen führt. So auch in den Nachrichten kurz bevor ich kam. Immer wieder schielen die Amerikaner danach und das macht es für die Bevölkerung der Insel  -der immer übel mitgespielt wurde - nicht einfacher. Wirklich „Einheimische“ sind gemischt mit Einwanderern aller Herren Länder. Meine Vermieterin C. (ecilia) Cardinali hatte einen italienischen Großvater. Zu den 3.000 Insulanern kommen ca. 50.000 Touristen jährlich aber die Verweildauer liegt bei 2-3 Tagen und selten kommen Besucher mehrmals.

Weltweit einzigartig sind die kolossalen „Moai“ Steinfiguren. Weshalb, wieso und vor allem WIE sie entstanden sind, macht es so mythisch. Wieviele Theorien hier aufgestellt, ausprobiert und wieder verworfen wurden und immer noch zu neuen Spekulationen Anlaß geben, ist endlos. Die illustre Liste der Forscher ist lang und die unsäglichen Werte die weltweit in Museen verbreitet sind, noch länger. Die erste weibliche amerikanische Ethnologin Katherine Routledge hat 1914 geforscht, ein Belgier hat 1936 einen Moai nach Brüssel mitgenommen, Thor Heyerdahl hat nach seiner Kon Tiki Expedition am Strand von Anakena eine Zeltstadt aufgebaut und ein Jahr hier gelebt (Buch: Rapa Nui). Er hat Schätze wieder zurück gegeben. Sicher ist auf jeden Fall, daß die Insel aller Bäume beraubt wurde (Transport für die Kolosse) und heute spärlich bewachsen ist mit ausufernden Guaven Büschen, schön rotblühenden Seibu, strauchartigen  Poinsettias (Weihnachtsstern, Euphorbia pulcherrima) eingeschlepptem australischen Eukalyptus und minderwertigem Grasland. Das Wenige das angebaut wird wie Taro, Maniok und etwas Obst und Gemüse kann die Insel nicht ernähren. Die dürren Rinder sind für den Eigenbedarf. Die vielen Pferde sind ein Problem, denn durch Ausscheidung der Guavensamen verbreiten die sich immer mehr.  Der einheimische Taromiro (Saphora taromiro, Schnurbaum, die ersten Botaniker erkannten eine Akazie) der nur noch im Gewächshaus – das leider immer geschlossen hatte– vorhanden ist und ein Wiederanpflanzung bisher erfolglos war. Er wurde hier vor 35.000 Jahren nachgewiesen, kam nicht mit den Menschen. Im Bonner Botanischen Garten gibt es einen, der aus im Krater gefundenen Samen über Göteburg (Heyerdahl zu uns kam). Es wird fast nichts produziert, die einzige Einnahmequelle ist der Tourismus und die Hilfe von außen, um dieses Weltkulturerbe zu erhalten. So haben die Japaner nach einem Erdbeben und nacholgendem Tsunami 1996 die umgefallenen Moai wieder aufgestellt, wo sie weiter dem natürlichen Abbau ausgesetzt sind. Der schwarze und rote Vulkanstein ist nicht der Härteste und die Seeluft, Wind und Wetter tun das übrige dazu.
Zwiespältig bin ich, aber mich faszinieren immer wieder von Menschenhand erschaffene gigantische Werke, unabhängig welche Ideologie dahinter stand (Stonehenge, Macchu Picchu, Angkor What, Pyramiden usw.).
Nah bei meiner Pension ist der Friedhof mit vielen weißen Kreuzen und traditionell behauenen Steinen und vielen bunten Plastikblumen. Der Name Tiki ist der Häufigste.
Da stehen auch drei große Moai am Ahu Tahai und fünf am Ahu Ko Te Rico und alle Touristen pilgern zum Sonnenuntergang auf die Wiese davor. Es ist unglaublich was hier für Fotomotive gestellt werden. Liegend in Gartenzwergstellung sowohl und/oder Fotograf und Fotografierter, Filmaufnahmen vom Vogelflug usw. Pisa mit dem schiefen Turm ist harmlos dagegen. Auf der Wiese sind die traditionellen Vertiefungen wo früher z.B. Bananen windgeschützt angepflanzt wurden, aber heute sind sie eher verunkrautet. Die erhaltenen Steingedeckten unterirdischen Häuser dürfen nicht betreten werden was auch sinnvoll ist, denn die Luke knapp über der Oberfläche ist klein. Die Bootartigen geflochtenen Behausungen sind nicht erhalten.

Vogelmenschen Tischdecke

am Palmenstrand von Anakena

die Produktionsstätte

fotos kommen