Blogs schreibe ich am liebsten gleich nach den Erlebnissen, wenn ich noch voll begeistert bin. Nun bin ich aber so angeschlagen, daß ich mich oft erst ausruhen muß wenn ich von einer Tour zurück komme. Ich bin menschlich sehr enttäuscht worden und wenn ich nach Hause komme, stehen ernsthafte Auseinandersetzungen an, was mich belastet und ich bin ernsthaft krank. Alle die mich immer so beneiden, hören nun auch mal die negativen Seiten. Ich kann mir eine solche Reise nur leisten, wenn ich auf Luxushotels verzichte und relativ einfach unterwegs bin. Wenn es mir zuhause nicht gut geht, heize ich mir den Kamin ein und setze mich in meinen Sessel und pflege mich. Unterwegs ist das anders, ein einfaches Zimmer – hier gibt es keine Heizung – und ich bin in der Wüste unter extremen Bedingungen. In der Sonne heiß im Schatten kühl und nachts saukalt. In der trockensten Wüste gibt es schon mal gar kein Wasser und heißes auch nicht immer. Haare waschen ein Akt und nur bei Sonnenschein. Ich hab mein Zimmer gewechselt nun hab ich eine Oberlichte was den Raum heller und wärmer macht. Auch Beleuchtung ist so ein Thema, die Funzeln die hier Licht darstellen sind für unsere vielleicht schon dekadenten Augen eher schummrig. Touristen erkennt man im Lokal schon daran, daß sie mit der Speisekarte unter den nächsten Beleuchtungskörper gehen. Aber ich will nicht jammern, genieße meinen etwas an Aktivitäten eingeschränkten Aufenthalt und sammle Kräfte für den Endspurt.
Lokaler Bus nach Toconao (500EW) in ein kleines Indigena Dörfchen mitten in der Wüste. Der Bus ist ein neuer Mercedes, Tiere mitbringen nicht erlaubt aber im Gepäckraum sind einige Säcke mit Alpakafellen und – Wolle und Hülsenfrüchte und einiges nicht sichtbares aber offensichtlich Agrarprodukte. Einige Mitreisende machen wohl einen verwandtschaftlichen Besuch – mit Blumengebinde – und sind auf der Rückfahrt wieder dabei. Es ist verhangen, der Sand weht und es entwickelt sich zu einem Sandsturm. Die hübsche kleine Kirche an der Plaza, mit dem separaten Glockenturm die übliche Anordnung. Die Kirche ist wie hier immer verschlossen aber durch meine Rüttelversuche an der Tür erbarmt sich eine Mesnerin die mir öffnet. Sie zeigt mir auch San Lukas den Patron. Eine der ältesten erhaltenen in Chile von 1750, erbaut (wie derganzeOrt) aus dem Vulkangestein Liparita der bei Sonnenschein bestimmt leuchtet. Die Balken, Treppe und Türen sind aus Kaktusholz und zwar von diesen Armleuchter Giganten die überall in der Wüste stehen und heute nicht mehr geschlagen werden dürfen. Das überleben in der Wüste sichert der Quebrada de Jere (Jerrybach) was ein kleiner kurzer viel Wasser führender kalter Fluß aus einer Höhle ist. Umrahmt von vielen Obstbäumen, jahreszeitlich ohne Blätter sehe ich nur Zitrusfrüchte. Der Sandsturm weitet sich aus und alles was nicht fest ist wird weggeweht, so kommt mir ein Stück Wellblech von einem Dach entgegen dem ich gerade noch ausweichen kann. Ich bin total eingesandet, das ist nicht Peeling für die Haut, sondern Sandstrahlen. Auch der Bus zurück fährt ganz langsam und es ist wie bräunlicher Nebel.
Wolken von Sand kommen aus meinen Klamotten (morgen ist die Wäsche fällig) und man sieht am heruntergefallenen roten Pfeffer, daß es auch hier gestürmt hat und noch tut. Es gibt heißes Wasser, entsanden unter der Dusche und einen kleinen nachmittags Erholungsschlaf. Es stürmt, ich döse mit Kamillenteebeuteln auf den Augen etwas ein. Zur normalen Erkältung kommt ein böser Tinnitus, Ohrenprobleme und vereiterte Augen. Tempo der Marke Elite sind nicht schneuzfest, da merkt man erst was für durchdachte Produkte wir doch haben. Ohrenbetörender Krach ober mir, die Teebeutel fliegen im hohen Bogen durch den Raum und auf meiner Oberlichte (dünnes Plexiglas) landet ein größeres Brett und anderes Baumaterial und gleichzeitig ergießen sich über mich Mauerbrösel, Schutt und Sand. Es bleibt dann liegen ohne durchzubrechen, die Katze die dort oben marschiert muss jetzt drüber steigen.
Campanile im Hintergrund die Kirche |
Kirche von hinten bei Sandsturm |
Kaktusholz |