Ein Blick übers Wasser, ein Fischer im Einbaum setzt Reusen aus und
ich schwimme eine Runde im See. Angenehmes Wasser und ein Chin/Koreanisches
Pärchen fragt mich vom Balkon aus ob das Wasser kalt ist. Sie kamen mit mir
gestern an. Lita ein nettes Mädchen vom Mas Cottages hat uns angeworben.
Der Plan für heute: Roller mieten (es
gibt keinen öffentlichen Nahverkehr) und nach Tomok der Hauptstadt fahren und 1000
Jahre alte Königsgräber besuchen. Ich wohne im Touri Ort Tuk Tuk (heißt
wirklich so) und das ist vielleicht 15 km zu fahren. Eine Inselumrundung
schenke ich mir weil 124 km auf schlechten Straßen muß ich nicht haben. Obwohl
eine Gewürznelken Plantage auf der anderen Seite mich schon reizen würde. Ein
kleines Frühstück und es geht los. Helm ausgesucht und Roller und auf gehts.
Eine Geländemaschine wäre bei den
Straßen besser, aber langsam gehts auch durch die Schlaglöcher und Pfützenseen.
Ich murmele immer vor mich hin = ich fahre links. Schöne Batakhäuser und
Gräber. Ein Junge erzählt mir stolz, daß in seiner Familien Gruft 150 seiner
Vorfahren ruhen.
Plötzlich habe ich eine schöne
Teerstraße -nicht sehr breit aber mit Mittelstreifen - und eine Horde
Schuljungs (hier ist Samstag Schule) überholen mich (ich fahre ja langsam) im
Pulk. Es geht einen Hügel hinauf und es kommt ein kleiner Suzuki Lieferwagen
entgegen. Die Jungs quetschen sich nach links und drängen mich immer weiter an
den linken Rand. Das Bankett sieht grasbewachsen aus aber ich will da gar nicht
runter fahren, weil ich nicht sehe wie hoch der Teer ist. Es macht wusch und
ich rutsche runter, das Bankett ist bestimmt 25 cm tiefer und mich schmeißt es
nach rechts auf die Straße. Ich schlage mit der Schulter auf und dann mit dem
Helm. Danke Helm denke ich noch. Keiner der Jungs überfährt mich und dann steh
ich auf, stell den Motor ab und den Roller auf den Ständer und da merke ich
schon, daß bei meinem rechten Arm was nicht gut ist. Ich taste meine Knochen ab
und mir ist klar ich habe mir wohl das Schlüsselbein gebrochen. Ist es das
Schlüsselbein? oder ein anderer Knochen. Die Jungs fragen ob alles o.k. ist und
fahren weiter. Da steh ich nun.
Ich schaue mich nochmal den Platz an und
kann immer noch nicht verstehen was passiert ist. (Und ich greife der
Geschichte vor. Als ich später nochmal an dem Platz vorbeikomme (mit Lita als
Fahrerin) ist wieder ein Pulk Schuljungen und einer rutscht an der gleichen
Stelle aus wie ich und fällt hin. Tut sich nichts und Lita schimpft ihn er
solle aufpassen. Was mir auffällt ist, daß etwas Müll auf der Straße liegt
unter anderem eine leer aussehende Plastiktüte die vorhin auch schon da war.
Meine Vermutung ist, weil sie auch nicht weggeweht wurde, daß die Tüte
irgendwas öliges/klebriges enthalten hat und das der Grund für den Rutscher
war. Warum ich verletzt bin, hat vielleicht mit meinem Alter zu tun, daß ich
nicht mehr so locker abrollen kann. )
Da steh ich nun, denk nicht an meine
Schock Globuli (die ich immer dabei habe für solche Fälle) sondern nur noch,
wie geht es weiter. Ich fahre langsam - das geht - zurück ins Hotel. Erzähle
Lita was passiert ist und sie bringt mich hinten auf dem Roller zum Inselarzt.
Der sagt auch gebrochen. Ich bastle mir eine Armschlinge (danke Sabine dein
Tuch aus Myanmar ist dafür bestens geeignet) und es ist grad mal 10 Uhr
morgens, der Tag hat gerade erst begonnen. Ich packe meine Sachen und Lita
organisiert, daß das nächste Schiff mich mitnimmt und sie kommt mit mir. Wenn
nur eine Person geholt wird, erhöht sich der Fahrpreis. Sie empfiehlt mir den
nächsten größeren Ort der ein Krankenhaus hat. Siantar. Sie organisiert für
mich alleine ein Taxi und das ist so ein kleiner Touri-Mini-8-Sitzer. Sie hängt
nur am Telefon. Ich gehe noch zum ATM damit ich wenigstens flüssig bin. Sie
erzählt mir, das MAS Cottage gehört der Familie Onkel und Vater und sie arbeitet
mit ihrer Schwester dort. Sie ist alleinerziehende Mutter (den 4-jährigen
Jungen der gerade vom Kindergarten kam, versorgt jetzt die Schwester) was in
Indonesien sehr schwer ist. Der Fahrer fährt Kamikaze, Zentimeter nah an
Motorrädern vorbei, Millimeter auf andere Autos auf, überholt überall und
drängt den Gegenverkehr beim Überholen von der Straße. Ich bin kein solcher
Notfall der das erfordert! Ich glaube der spinnt! Lichthupe und Hupe sind im
ständigen Einsatz. Eine gute Stunde Horrorfahrt!
Das Krankenhaus ein Schock. Notaufnahme
schmuddelig und chaotisch. Lita organisiert einen Arzt ohne Englisch der mich
zum Röntgen schickt. Mädels die versuchen eine brauchbare Aufnahme zu machen
aber so wie die mich hinstellen, sehe ich schon das kann nix werden. Es ist
gebrochen was eine Aufnahme von dreien zeigt und ich bekomme heraus dass es der
Clavicula dextra ist. Clavus/Chiave ist
Schlüssel also doch das Schlüsselbein. Ich dachte immer das wäre hinter dem
sichtbaren Knochen. Man lernt nie aus. Sie können da hier auch nicht operieren,
sagt der Arzt. Also wie geht es weiter.
Ich will heim. Der nächste Flughafen ist
Medan wo ich ja hergekommen bin. Da ich mein Rückfahrticket ja schon gekauft
habe (Lita ist sparsam - mir ist das in den Augenblick wurscht) organsiert sie,
daß der Touri-Mini-Van über Siantar nach Medan zurückfährt und mich mitnimmt.
Der Fahrer ist wohl eine Onkel von ihr und macht das. Deshalb hängt sie
unentwegt am Telefon. Ich bezahle meine Röntgen Aufnahmen und den Arzt und
schon ist auch das Taxi da. Hin- und her gerenne (die Toilette im Krankenhaus
gibt mir recht daß hier kein guter Ort ist) sich zusammenzufinden und der Bus
ist - oh Schreck - voll besetzt. Sie wollen mich hinten reinquetschen und ich
weigere mich. Ein Junge der auf dem Beifahrersitz ist, steigt netterweise nach
hinten ein und ich wenigstens meinen Arm stoßfrei halten kann. Die Fahrtzeit
dürfte so 5-6 Stunden betragen (jetzt ist es 14 Uhr) und die einzelnen Personen
werden dann ja noch an der Haustüre abgesetzt. Der Fahrer ist
"normal" und ich überlege so vor mich hin wie es weiter gehen kann.
Ich wähle als Zielort das Hotel
Danau(See)Toba International es hat 300 Zimmer (da ist bestimmt was frei), nah
beim Flughafen und ich hab ohnehin eine Buchung zwar ein paar Tage später. Als
ich endlich im Hotel bin ist es 22:00 Uhr. Ich bin fix und foxy aber es gibt
noch einiges zu organisieren. Zimmer gibt es und ich rufe den ADAC an. Daten
aufnehmen usw. mich nervt dieses Fr. Halsbeck gerede. Kann denn niemand mehr
einen Namen richtig lesen. Ich werde verbunden und hab einen unwirschen Bayern,
H. Bayer am Telefon. Er will alles nochmal hören, quasselt blöd rum und ich
erwähne mein Roaming 4.99 Euro pro Minute und er meint ich krieg ja 50 Euro
Pauschale Telefon. Die hat er schon verbraucht. Ich muß eine Bestätigung von
einem Arzt in Englisch bringen, daß der Bruch in Asien nicht fixiert werden
kann. Ogott nicht hier im Krankenhaus. Lange Diskussion hin - und her. Er nennt
mir die Fax Nr. und die email. amulance@adac.de. Fragt mich ob ich weiß wie man
das schreibt und als sage ja, weiß ich, trotzdem buchstabiert er mir das
nochmal lang und breit. a wie, m wie, u wie, l wie usw. dot de, oder falls
unverständlich Punkt.de. Ich kann links nicht schreiben also schreibe ich mit
dem rechten Arm. Als ich ihn stoppe wird er pampig ich frage ihn ob er sich
vorstellen kann wie das ist mit einem gebrochenen Schlüsselbein alleine nach so
einem Tag. Er wäre auch schon verreist. Ich lege wütend auf.
Seit dem Frühstück hab ich nix gegessen,
das Obst das Lita mir gekauft hatte (die war so nett) hab ich im ersten Taxi vergessen.
Ich geh ins Restaurant trink ein großes 0,7 Bintang Bier ess einen Happen,
schwierig ohne rechte Hand was zu schneiden. Auf was man alles achten muß.
Dusche noch und geh ins Bett. Rückenlage, mit Kissen eine Armablage gebaut und
ich wundere mich immer noch, daß die Schmerzen ganz gering sind.
Ich schlafe gut und wache in
unveränderter Liege Stellung auf.