Sonntag, 28. Dezember 2014

Samstag der 20.12.14 auf der Insel Samosir


Ein Blick übers Wasser,  ein Fischer im Einbaum setzt Reusen aus und ich schwimme eine Runde im See. Angenehmes Wasser und ein Chin/Koreanisches Pärchen fragt mich vom Balkon aus ob das Wasser kalt ist. Sie kamen mit mir gestern an. Lita ein nettes Mädchen vom Mas Cottages hat uns angeworben.

Der Plan für heute: Roller mieten (es gibt keinen öffentlichen Nahverkehr) und nach Tomok der Hauptstadt fahren und 1000 Jahre alte Königsgräber besuchen. Ich wohne im Touri Ort Tuk Tuk (heißt wirklich so) und das ist vielleicht 15 km zu fahren. Eine Inselumrundung schenke ich mir weil 124 km auf schlechten Straßen muß ich nicht haben. Obwohl eine Gewürznelken Plantage auf der anderen Seite mich schon reizen würde. Ein kleines Frühstück und es geht los. Helm ausgesucht und Roller und auf gehts.

Eine Geländemaschine wäre bei den Straßen besser, aber langsam gehts auch durch die Schlaglöcher und Pfützenseen. Ich murmele immer vor mich hin = ich fahre links. Schöne Batakhäuser und Gräber. Ein Junge erzählt mir stolz, daß in seiner Familien Gruft 150 seiner Vorfahren ruhen.  

Plötzlich habe ich eine schöne Teerstraße -nicht sehr breit aber mit Mittelstreifen - und eine Horde Schuljungs (hier ist Samstag Schule) überholen mich (ich fahre ja langsam) im Pulk. Es geht einen Hügel hinauf und es kommt ein kleiner Suzuki Lieferwagen entgegen. Die Jungs quetschen sich nach links und drängen mich immer weiter an den linken Rand. Das Bankett sieht grasbewachsen aus aber ich will da gar nicht runter fahren, weil ich nicht sehe wie hoch der Teer ist. Es macht wusch und ich rutsche runter, das Bankett ist bestimmt 25 cm tiefer und mich schmeißt es nach rechts auf die Straße. Ich schlage mit der Schulter auf und dann mit dem Helm. Danke Helm denke ich noch. Keiner der Jungs überfährt mich und dann steh ich auf, stell den Motor ab und den Roller auf den Ständer und da merke ich schon, daß bei meinem rechten Arm was nicht gut ist. Ich taste meine Knochen ab und mir ist klar ich habe mir wohl das Schlüsselbein gebrochen. Ist es das Schlüsselbein? oder ein anderer Knochen. Die Jungs fragen ob alles o.k. ist und fahren weiter. Da steh ich nun. 

Ich schaue mich nochmal den Platz an und kann immer noch nicht verstehen was passiert ist. (Und ich greife der Geschichte vor. Als ich später nochmal an dem Platz vorbeikomme (mit Lita als Fahrerin) ist wieder ein Pulk Schuljungen und einer rutscht an der gleichen Stelle aus wie ich und fällt hin. Tut sich nichts und Lita schimpft ihn er solle aufpassen. Was mir auffällt ist, daß etwas Müll auf der Straße liegt unter anderem eine leer aussehende Plastiktüte die vorhin auch schon da war. Meine Vermutung ist, weil sie auch nicht weggeweht wurde, daß die Tüte irgendwas öliges/klebriges enthalten hat und das der Grund für den Rutscher war. Warum ich verletzt bin, hat vielleicht mit meinem Alter zu tun, daß ich nicht mehr so locker abrollen kann. ) 

Da steh ich nun, denk nicht an meine Schock Globuli (die ich immer dabei habe für solche Fälle) sondern nur noch, wie geht es weiter. Ich fahre langsam - das geht - zurück ins Hotel. Erzähle Lita was passiert ist und sie bringt mich hinten auf dem Roller zum Inselarzt. Der sagt auch gebrochen. Ich bastle mir eine Armschlinge (danke Sabine dein Tuch aus Myanmar ist dafür bestens geeignet) und es ist grad mal 10 Uhr morgens, der Tag hat gerade erst begonnen. Ich packe meine Sachen und Lita organisiert, daß das nächste Schiff mich mitnimmt und sie kommt mit mir. Wenn nur eine Person geholt wird, erhöht sich der Fahrpreis. Sie empfiehlt mir den nächsten größeren Ort der ein Krankenhaus hat. Siantar. Sie organisiert für mich alleine ein Taxi und das ist so ein kleiner Touri-Mini-8-Sitzer. Sie hängt nur am Telefon. Ich gehe noch zum ATM damit ich wenigstens flüssig bin. Sie erzählt mir, das MAS Cottage gehört der Familie Onkel und Vater und sie arbeitet mit ihrer Schwester dort. Sie ist alleinerziehende Mutter (den 4-jährigen Jungen der gerade vom Kindergarten kam, versorgt jetzt die Schwester) was in Indonesien sehr schwer ist. Der Fahrer fährt Kamikaze, Zentimeter nah an Motorrädern vorbei, Millimeter auf andere Autos auf, überholt überall und drängt den Gegenverkehr beim Überholen von der Straße. Ich bin kein solcher Notfall der das erfordert! Ich glaube der spinnt! Lichthupe und Hupe sind im ständigen Einsatz. Eine gute Stunde Horrorfahrt!

Das Krankenhaus ein Schock. Notaufnahme schmuddelig und chaotisch. Lita organisiert einen Arzt ohne Englisch der mich zum Röntgen schickt. Mädels die versuchen eine brauchbare Aufnahme zu machen aber so wie die mich hinstellen, sehe ich schon das kann nix werden. Es ist gebrochen was eine Aufnahme von dreien zeigt und ich bekomme heraus dass es der Clavicula dextra ist. Clavus/Chiave  ist Schlüssel also doch das Schlüsselbein. Ich dachte immer das wäre hinter dem sichtbaren Knochen. Man lernt nie aus. Sie können da hier auch nicht operieren, sagt der Arzt. Also wie geht es weiter.

Ich will heim. Der nächste Flughafen ist Medan wo ich ja hergekommen bin. Da ich mein Rückfahrticket ja schon gekauft habe (Lita ist sparsam - mir ist das in den Augenblick wurscht) organsiert sie, daß der Touri-Mini-Van über Siantar nach Medan zurückfährt und mich mitnimmt. Der Fahrer ist wohl eine Onkel von ihr und macht das. Deshalb hängt sie unentwegt am Telefon. Ich bezahle meine Röntgen Aufnahmen und den Arzt und schon ist auch das Taxi da. Hin- und her gerenne (die Toilette im Krankenhaus gibt mir recht daß hier kein guter Ort ist) sich zusammenzufinden und der Bus ist - oh Schreck - voll besetzt. Sie wollen mich hinten reinquetschen und ich weigere mich. Ein Junge der auf dem Beifahrersitz ist, steigt netterweise nach hinten ein und ich wenigstens meinen Arm stoßfrei halten kann. Die Fahrtzeit dürfte so 5-6 Stunden betragen (jetzt ist es 14 Uhr) und die einzelnen Personen werden dann ja noch an der Haustüre abgesetzt. Der Fahrer ist "normal" und ich überlege so vor mich hin wie es weiter gehen kann. 

Ich wähle als Zielort das Hotel Danau(See)Toba International es hat 300 Zimmer (da ist bestimmt was frei), nah beim Flughafen und ich hab ohnehin eine Buchung zwar ein paar Tage später. Als ich endlich im Hotel bin ist es 22:00 Uhr. Ich bin fix und foxy aber es gibt noch einiges zu organisieren. Zimmer gibt es und ich rufe den ADAC an. Daten aufnehmen usw. mich nervt dieses Fr. Halsbeck gerede. Kann denn niemand mehr einen Namen richtig lesen. Ich werde verbunden und hab einen unwirschen Bayern, H. Bayer am Telefon. Er will alles nochmal hören, quasselt blöd rum und ich erwähne mein Roaming 4.99 Euro pro Minute und er meint ich krieg ja 50 Euro Pauschale Telefon. Die hat er schon verbraucht. Ich muß eine Bestätigung von einem Arzt in Englisch bringen, daß der Bruch in Asien nicht fixiert werden kann. Ogott nicht hier im Krankenhaus. Lange Diskussion hin - und her. Er nennt mir die Fax Nr. und die email. amulance@adac.de. Fragt mich ob ich weiß wie man das schreibt und als sage ja, weiß ich, trotzdem buchstabiert er mir das nochmal lang und breit. a wie, m wie, u wie, l wie usw. dot de, oder falls unverständlich Punkt.de. Ich kann links nicht schreiben also schreibe ich mit dem rechten Arm. Als ich ihn stoppe wird er pampig ich frage ihn ob er sich vorstellen kann wie das ist mit einem gebrochenen Schlüsselbein alleine nach so einem Tag. Er wäre auch schon verreist. Ich lege wütend auf.  

Seit dem Frühstück hab ich nix gegessen, das Obst das Lita mir gekauft hatte (die war so nett) hab ich im ersten Taxi vergessen. Ich geh ins Restaurant trink ein großes 0,7 Bintang Bier ess einen Happen, schwierig ohne rechte Hand was zu schneiden. Auf was man alles achten muß. Dusche noch und geh ins Bett. Rückenlage, mit Kissen eine Armablage gebaut und ich wundere mich immer noch, daß die Schmerzen ganz gering sind.

Ich schlafe gut und wache in unveränderter Liege Stellung auf.

 

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