Sonntag, 3. Juli 2011

Rangiroa

Der Bus holt mich ab und da ich bei der Hinfahrt kein Kleingeld hatte (Münzen sind hier riesig und deshalb schwer) bezahle ich jetzt beides. Bora Bora am verschlafenen Sonntag nach dem Fest zu verlassen, zeigt schon auch, daß der High Society Lack ab ist. Die Honey Mooner mit ihren neu gold glänzenden, stolz zur Schau getragenen Eheringen, zwar weltweit vertreten sind aber eher die einfachere Touriklasse. Der Flughafen wirkt schon ein bisserl „shabby“ aber ich hab die Highclass Resort´s ja nicht gesehen.
Diesmal fliege ich zu einer anderen Inselgruppe der Tuamoto Gruppe. Berühmt durch Thor Heyerdahl der hier von Peru kommend mit seiner Kon tiki anlegte, wo genau weiß ich jetzt nicht mehr. Oder durch Moruroa und Fangataufa wo die Franzosen von 66 bis 96 über 200 meist überirdische Atomversuche machten. Die Insel Moruroa finde ich auf keiner Karte! Sie sind heute Sperrgebiet und die Lagerstätte für den ganzen Atommüll Schrott. Zurückgeblieben sind wie Hiroshima verwüstete Inseln und erhöhte Krebserkrankungen. Edwin unser Führer von Taaha hat dort gearbeitet, wollte sich aber nicht darüber auslassen. Das schöne Gemälde bei ihm – von dem er gleich sagte es sei kein Gauguin - ist von einem Kollegen aus der Zeit, der wohl gestorben ist.
Eine Insel höchstens vier Meter hoch, da fragt man sich, ob nicht die nächste Riesenwelle alles überschwappt. Das ist vor ein paar Hundert Jahren schon mal vorgekommen und so lagern hier Sandsteinböcke bis zum Gewicht von 2000 Tonnen. Es ist das zweit größte Atoll weltweit(ohne Internet kann ich das Größte nicht googeln) und das größte in Polynesien. Die andere Seite der Lagune ist wegen der Erdkrümmung nicht auszumachen (außer es sind hohe Bäume drauf) und vom Flugzeug sieht das wie ein helleres blaues Oval im dunkelblauen Meer aus, umrahmt von einem kleinen Grünstreifen. In Vaimate der Verwaltungshauptstadt und in Tiputa leben ca. 2.000 Menschen. Wenige verstreut auf einsamen Moto´s.  Die Lagune ist 80 km lang und 32 breit und es gibt auf den drei Hauptmoto’s 10 km Straße, dafür ein Wassertaxi zu den übrigen. Das besondere hier sind die Tauchgründe in und außerhalb der blauen Lagune (max. 15 bis 20 tief), der hier brütende seltene Blaukappenlori (noch nie gehört, wahrscheinlich eine Papageienart) und die Sables Roses eine Sandbank mit rosa bis lila Sand von zermahlenen Korallen. (Meine Sandsammlung muß wegen Gewicht darauf verzichten)
Ich stehe am Flughafen und niemand nimmt mich in Empfang. Es leert sich und ein quirliger, agiler offener Mann der gerade Leute hergebracht hat, kümmert sich um mich. Keiner da von meiner Pension Teina & Maria. Er fährt mich hin und auch da ist niemand. Stühle hochgestellt und einsam und verlassen. Wir fahren zurück und über Vaimate die Hauptstadt, der Weinverkostung (die geschlossen ist) und dem E-Werk mit Öl betrieben - Solar ist zu teuer - zu seiner Pension. Sie heißt Te Vahine (die Frau) Dream und er ruft bei meiner Pension an hört, daß sie mich erst morgen erwarten. Sie finden grad den Autoschlüssel nicht aber sie holen mich dann. Inzwischen schau ich mir seine Bungalows an und das wäre genau mein Geschmack. Sehr einfach, aber mit viel guten Ideen. Fußboden teilweise Korallen, Bettteil erhöht mit schönem Moskitonetz, Glaswaschbecken, Muscheltoilettendeckel, Dusche nur ein paar Natursteine gemauert alles offen. In den Ecken ist das Dach teilweise offen und wenn es regnet wird man nicht naß aber man kann den Regen im Bett liegend sehen und es ist liebevoll eingerichtet. Er ist einheimischer Chinese in 4. Generation, heißt „Norbert“ und ist mit einer Rangiroafrau verheiratet. Er gibt mir viele Informationen über das Leben hier, schade, daß ich nicht bei ihm gebucht habe. Ein Bungalow kostet ca. 180 Euro Halbpension. Er bucht gleich für mich den morgigen Tauchgang bei seinem Freund Marco. Dann werde ich abgeholt und bin traurig, das Auto ist eine alte Kiste, die Frauen polynesisch gewichtig, schmuddelig und stumm. Ich bin der einzige Gast, habe einen einfachen, simplen Bungalow aber schön direkt am Meer und das feeling ist wie bei einem Überwasserbungalow. Die Gegend erkundet, ein bisserl sauteures Obst eingekauft, aber es gab nichts anderes als mehlige Äpfel und Persimon beides Neuseeland. Der Landstreifen zwischen Lagune und Meer ist wirklich höchstens 300 Meter breit. Vor meiner Terrasse ist draußen die kleine Sandinsel mit der einzigen Palme drauf und was heute unbedingt dazu gehört: Ein Sendemast!
Der Sonnenuntergang ist schön, die Sterne sind am Himmel. Die bunten Fische sehe ich schon von der Mole aus, weshalb noch tauchen gehen. Marie fragt mich ob ich Fisch und Langusten esse (die wird es ausgerechnet hier in der billigsten Pension geben!). Das Abendessen ist gut und zu reichlich. Es stellt sich raus, Marie (18 Jahre) spricht gut englisch, spanisch, thaischn (tahitisch), Paumotu (die hiesige Sprache wohl eher ein starker Dialekt) und war auf der Hotelfachschule in Papeete, wer hätte das gedacht. Wenn man sie so übergewichtig, schwerfällig daherwatscheln sieht, glaubt man nicht, daß sie mit der Spanisch Schule schon auf der Oster Insel und in Chile war und international kochen gelernt hat. Teina & Marie sind die Großeltern und der Großvater ist der Bürgermeister. Die Eltern sind geschieden (das gibt es hier auch) und die Mutter lebt auf einer anderen Insel. Ständig laufen irgendwelche Verwandten herum. Der von ihr am Nachmittag gebackene Butterkuchen zum Dessert ist lecker aber ich kann vermutlich nicht in meiner Lieblingseinschlafstellung (auf dem Bauch) einschlafen. Aber nicht nur wegen dem vollen Bauch sondern ich hab mir wieder mal eine Schleimbeutelentzündung in der linken Schulter geholt. Ich kann den Arm nicht heben und habe Schmerzen und kein Mittel hilft, sondern ich habe das Gefühl es wird noch schlimmer damit. Ich finde keine Schlafstellung und so gehe ich nach draußen und mir bleibt der Mund offen. Der Sternenhimmel ist vergleichbar mit der Sahara. Beginnend über dem Lagunenrand spannt sich ein flaches Sternenzelt mit einer eng aneinander liegenden Ansammlung von kleinen Sternen sowas wie die Milchstraße (sieht man die hier auch?) und ist fast zum Anfassen. Das Kreuz des Südens sieht für mich zum ersten Mal eindrucksvoll aus und ich kann nun verstehen, daß es die Flagge Neu Seelands ziert. Ich sehe es über den Himmel wandern und meine Hochachtung zolle ich den Seefahrern die danach navigiert haben.

1 Kommentar:

  1. 180 Euro fuer eine billige Pension ist schon ein Ding! Beneide Dich um den Blick auf den klaren Sternenhimmel - den kann ich mir auch gut vorstellen. Schade wegen der Kamera - vielleicht bekommt Du ja doch noch eine irgendwo.

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