Sonntag, 3. Juli 2011

Bora Bora

Die Perle des Pazifiks. Jeder kennt den Namen aber wo genau ist den die (angeblich) schönste Insel der Welt? Nicht erst als Tony Marshall sie besang (1978), sondern schon als die Amerikaner zu den 7200 EW noch 6000 Gi’s (II. Weltkrieg) für die Operation „Bobcat“ stationierten, eine über dimensionierte Landebahn bauten und noch früher der melodramatische Stummfilm „Tabu: The Story oft he South Sea“ von Murnau (1929) mit Laiendarstellern war sie schlechthin der Traum der Südsee. Der Blick über den weißsandigen Strand, die blau/türkise Lagune (je nach Wind und Wetter wechselt die Farbe) auf den grün bewaldeten Mt. Pahia und den höchsten Mt. Otemanu (727 m, der Meeresvogel), die sich im Wasser spiegeln und vielleicht noch eine weiße Wolke am azurblauen Himmel, das ist das kitschigste aller  Postkartenmotive, aber real. Der originale Name war Vavau oder Mai de Pora die Erstgeborene (und aus Pora wurde Bora) und meinte aus der Finsternis aufgestiegen, oder besser noch, von Gott erschaffen. Es war die Insel (10 bis 40 Millionen  Jahre) die zuerst aus dem Wasser „gestiegen“ ist. Der erste Inselkönig wurde aus der Verbindung eines Steins und einer Klippe geboren. Es lebten drei Stämme hier, die sich munter bekriegten. Soviel zu einem friedlichen, wunderschönen kleinen Stückchen Erde. Die Hauptinsel (halbe Chiemseeegröße) mittendrin mit der „Hauptstadt“ Vaitape, die üblichen Marea`s, an und die kleinen Motu’s in der Lagune.
Hier ist alles Superlativ, in der Lagune mit  Chiemseegröße tummeln sich Edelresorts im, auf und am Wasser und bieten alles was das luxuriöse Urlauberherz höher schlagen läßt. Während auf kleineren Inseln das Angebot an Unterkünften eher spärlich ist, ist hier (außer an günstigen) kein Mangel. Jede Kette die was auf sich hält, unterhält hier eine Dependance. Restaurants wie das Bloody Mary’s wo die Prominenz sich sehen läßt und gesehen werden will. Da gewesen sein ist alles, aber die Unterkunft für mich, ist die Einfachste die ich finden konnte. Aber da sein wollte ich schon auch einmal.
Der Anflug ist gigantisch, der Flughafen auf dem Motu Mute ist randvoll mit Flyern in Japanisch, Koreanisch, Englisch, Deutsch und Spanisch. Die deutsche Bora Bora „Informations Broschüre“ bietet alles von der Internationalen Telefonvorwahl, Zeitunterschied (wir haben immer noch 12 Stunden, in Chile sind es dann nur noch 6 Stunden). Nach Berlin sind es 15.786 km nach Paris 15.706 km? An Dienstleistung wird von Lucette Couderc „Entspannung“ angeboten als Haus-, Yachtbesuch auch auf der Terrasse! deshalb nehme ich an, daß die Übersetzung eher Physiotherapie sein dürfte. Im englischen fehlt das ganz, ebenso der Restaurantteil, vermutlich weil die sowieso nur nach MacDonalds schielen. Den gibt es hier – erstaunlicherweise - nicht. Wartend stehen die Privatyachten von Hilton und Konsorten an der Mole, nehmen das Gepäck, bekränzen die First Class Besucher und geleiten sie an Bord. Das Fußvolk fährt mit dem öffentlichen Nahverkehrsboot über die Lagune zur Hauptstadt Vaitape. Das ist schon mal die erste Tour durch die wunderschöne Lagune. Kiter versuchen ihren Gleitschirm in den Wind zu stellen und zum Fliegen zu kommen, es scheinen wohl Anfänger zu sein, sie platschen immer wieder ins Wasser ohne je den Kontakt zum Wasser zu verlieren und in den Genuß des surfens oder fliegens zu kommen. Die Fahrt dauert eine halbe Stunde und ist ein großzügiger, kostenloser Service. Vorbei an Überwasserbungalows, schönen Yachten, Blick auf die Berge erreichen wir – es stehen tatschlich noch ein paar einfache Palmwedelgedeckte einheimischen Hütten am Strand - den geschäftigen Hauptort. Aufgereiht warten jetzt hier nicht die Transportboote sondern die Limousinen für die Second Class Besucher und der öffentliche Bus für´s Fußvolk. Apropos Bus auch auf den anderen Inseln hab ich schon dieses Transportmittel bewundert. Auf einen Mercedes Pritschen-LKW wird aus einfachem Sperrholz ein Gasttransporthäuschen aufgesetzt. Halbe Plexiglasscheiben zum Schieben, hinten ein Gitter um auch sperriges z.B. Koffer zu transportieren, einen seitlichen Einstieg, Stehhöhe nur für sehr, sehr kleine Menschen und seitlich je eine Sitzbank. Von wegen automatische Türöffner, Beleuchtung, Haltegriffen und Haltestellenanzeiger. Auf der Insel ist was geboten. Shop neben Shop, auch der Perlen Robert Wan hat in einem schönen Kolonialstilhaus eine Dependance, Avis, Europcar, Immobilienmakler (Ausländer dürfen kein Land kaufen, einheiraten ist der Trick) alles was man so braucht ist da. Wir fahren an das Headland of Matira, biegen von der Hauptstraße in eine Schlagloch gesäumte privat Sandstraße ein und sind an der Südspitze dieser schmalen Landzunge. Meinen Trolly durch Beach Sand ziehend, zwischen lautstark, vergnügt Boule spielenden Polynesiern erreiche ich die Pension Robert & Tina. Links, rechts und vorne weißer Strand. Mein Raum mit Fenstern in jede Himmelsrichtung ist unter dem Dach, umrahmt von Bougainvillea`s die üppig über den Balkon fast ins Zimmer wachsen. Das war die billigste Unterkunft die ich finden konnte, aber die Lage und die nette (nur französisch sprechende) Tina sind allererste Sahne. Zum Supermarkt gelaufen um mich selbst versorgen zu können und habe dann eine teure Flasche Wein erstanden. Weshalb ich als wenig Trinker gerade hier zuschlage? Es ist ein Domaine Dominique Auroy, ein 2010er handgeerneter Rosè Nacarat. Die Traube ist ein Muscad de Hambourg (Ralph, habe ich noch nie gehört) mit Carignan Rouge. Er weist eine gewisse Säure auf, der erste Eindruck sind reife Melonen, mineralische Essenzen und die Früchte der Südsee sind der frische Abgang. Er eignet sich als Aperitiv, zum Poison cru (rohen Kokosfischsalat) und Jakobsmuscheln. Meine Übersetzung ist etwas holprig aus dem französischen. Dieser Vin de Tahiti ist der Einzige in der Südsee produzierte Wein überhaupt und von meiner nächsten und letzten Insel –die eigentlich nur ein Atoll Rand ist - Rangiroa. Aber dort habe ich Demi Pension und werde nicht im Supermarkt einkaufen. Zum Rosè gab es als Vorspeise Rote Rüben Salat aus der Dose (Bonduelle) und Barilla Frischei Fettucine mit Barilla Sugo all‘Arrabiata. Ich werde mir Zuhause nicht die Hacken ablaufen um den Wein irgendwo kaufen zu können, aber hier ist es ein kleiner Luxus. Die hatten ein volles (l’ours d‘or) Haribo und Werthers Echte Regal. Mir fällt grad auf, ich hab gar nichts gekauft!
Die Nachbarn spielen lautstark und mit solcher Freude Boule und während ich koche, geht mit Blick auf die Lagune die Sonne unter (die ich nicht sehen kann) aber im Dämmerlicht leuchtet der Strand noch lange mit einem lumineszierenden rosa weiß im fast Dunklem. Sowas hab ich noch nie gesehen! Das ist für mich der wahre (unbezahlbare) Luxus!

Anflug I

Anflug II

vom Flughafen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen