Freitag, 5. August 2011

Geysir el Tatio

Eine Tour zu den 64 Geysiren (der Tatio ist der Größte) beginnt zu der unchristlichen Zeit um vier Uhr früh, damit der Dampf auch wirklich gut rauskommt. So werden Horden von Touristen schlaftrunken eingefangen, mit Decken versorgt und zum höchstgelegenen Geysirfeld der Erde auf 4.500 Meter transportiert. Satte 12 Grad Minus erwarten uns und meine Zöpfchen die unter der Mütze hervorschauen sind sofort bereift. Jede Tour hat ihren Preis und jeder der besuchten Attraktionen noch einen Eintrittspreis, der immer einzeln und erst vor Ort bezahlt werden muß. Was für ein Umstand, das Einzige das damit verbunden werden kann ist ein Besuch der Toilette. Überhaupt Belege, bei jedem Kauf wird mit Durchschrift ein kleiner Zettel ausgefüllt (Kassenzettel per Hand in 3-facher Ausfertigung). Die Frühstückseier kochen bereits im heißen Wasser und Milch- und Schokitüten werden auch so erhitzt. Auch hier kann in die heißen Quellen gehüpft werden, diesmal zwar süß aber die Kälte beim Umziehen hält mich ab. Ich habe noch nie in meinem Leben ein Wasser versäumt in das man reinhüpfen konnte! Dampf und Geblubber an allen Ecken und Enden, unsere Eier (die waren gut) haben wohl nicht den fauligen Geruch hinterlassen. Fumarolen in den giftigen Farben grün und gelb und „gekochte“ Algen die sich offensichtlich im heißen Wasser wohl fühlen. Es gibt auch einen Frosch, ähnlich unserer Herreninsler Gelbbauchunke (schwarz mit gelben Punkten) der sich hier wohlfühlt. Eine Geo Thermal Anlage zur Erzeugung von Elektrizität wurde hier erfolgreich verhindert. Allmählich steigt die Sonne über die Bergkämme und die spürbare Wärme führt dazu, daß die Besucher sich aus den Decken und sonstigem Vermummungsstücken wie Poncho`s, Pudelmützen, Wollhandschuhen doppelten Hosen usw. schälen. Die Nasen bleiben vorerst rot vor Kälte und später dann vom Sonnenbrand. Wir fahren in ein Sumpfland – was es in der Wüste auch gibt – und in einem Teich dümpeln „Blessrallen“ (auf gut bayrisch Duckanterl, Tagua Cornuda) und Gänse Guallata Andinaund Möwen (Caiti). Wir sehen auch ein Vizchacha das wie ein feistes Kaninchen aussieht und sich perfekt zwischen den Felsen unsichtbar macht. Eine besondere Hirschart die fast ausgestorben ist und den nachtaktiven (culpeo fox) Fuchs bekommen wir nicht zu Gesicht. Ich sage immer Deutsch war meine erste Fremdsprache und das sagt auch unser Indigena Führer zu Spanisch. Er wuchs mit Kunza auf und heute gibt es hier viele Anstrengungen die alten Sprachen und Gebräuche zu erhalten. Wobei die Frage ist, welcher Zeitraum ist alt? Vor den Spaniern oder gilt auch die Zeit danach? Die bewuchslose Wüste hat in der Nähe von Wasser etwas mehr Vegetation. Dazu gehört ein über Felsen wachsendes –wie Moos aussehendes -saftig grünes Gewächs (LLareta) das zu den Pinienarten gehört und mit einem extrem schnell brennbarem Harz ausgerüstet ist. Deshalb wurde es zum Feuern (in dieser baumlosen Region) benutzt und auch fast ausgerottet. Außerdem den Strauch Rica-Rica der ebenso wie Coca zu medizinischen Zwecken eingesetzt wurden. Hauptsächlich gegen die Höhenkrankheit gegen die man nie ganz immun werden kann.
Im Dörfchen Mapuche wird an einem Art Brotbackhäuschen gerade in einer großen Reine ein LLama in Stücken für die Einheimischen gebraten und am Grill gibt es für die Touri´s Spießchen. Es werden Versuche unternommen hier wieder mehr Menschen anzusiedeln, aber auch die Schüsseln und Solar Paneele (neben dem Kreuz) auf dem Dach können nicht darüber hinweg täuschen, daß das Durchschnittsalter Altersheimgröße hat. Der Anstieg zur Kirche (wie immer geschlossen) über dem Dorf läßt mich schnaufend die Höhe und meine desolaten Atemwege bemerken.
Unser Auto hat wohl Bremsprobleme und so werden mal kurz die Bremsbacken ausgebaut und alle anderen Touristen fahren weiter. So warten wir auf einen Ersatzbus, zwischen friedlich in der Sonne sitzenden Einheimischen und in der Nähe grasenden LLamas.
Überhaupt Camelidis! Diese kleinste nur in Südamerika beheimatete Camelart war das wilde Guanaco und Vicuna (auf dem n fehlt die Wellenlinie ~ die ich nicht über das n bekomme und vermutlich beim Einstellen in Google wieder verloren geht, wichtig nur für die Aussprache nj). Das Guanaco ist die Größte Art  mit einem elegant aufgerichteten Hals und das Vicuna langbeiniger mit einem Schwanenhals. Durch Kreuzungen entstanden das Llama das hauptsächlich für das Grobe zuständig ist. Die Wolle eignet sich für Seile und grobe Decken und als Lasttier war es –Pferde gab es noch nicht – das Transportmittel schlechthin. Aber auch Grundnahrungsmittel. Das schmalere, kleinere Alpaca, das aussieht wie ein übergroßer, unproportionierter Pudel ließ sich nichts aufpacken lieferte aber die feinste, leichteste und wärmste Wolle, die in diesen kalten Höhen überlebens notwendig ist. Durch Renaturierungsprogramme werden wieder wilde Herden ausgesetzt und mittlerweile gibt es wieder 25.000 Stück. Die auseinander zu kennen wenn sie beieinander stehen ist mir unmöglich. Obwohl das LLama verdammt weitspucken kann, hat mich noch keins erwischt.
Einem Wald gleich stehen im Tal der Cardon die Armleuchter Giganten Kakteen nebeneinander. Sie wachsen nur wenige Zentimeter pro Jahr  und stehen heute unter Naturschutz.

Gräser einheitlich gekämmt

rote und grüne Algen im warmen Wasser

LLama Spiesschen
LLama

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