Montag, 22. August 2011

Toledo

Um den Papstrummel zu entgehen sind wir nach Toledo geflohen, mit uns auch viele der christlichen Besucher, denn „il Papa“ erschien erst am etwas kühleren Abend. Wir nahmen an der Messe vom Bett aus Teil. Die Italiener erzählten stolz, daß sie 900.00 an der Zahl sind und die Besucher zu den 3,3 Millionen Madridern vermutlich nochmal 2-4 Mio waren. Der Bahnhof Atocha besteht im alten Teil aus einer gußeisernen eindrucksvollen Jugendstil Halle (1888) mit bedunstetem Palmengarten und hunderten von Schildkröten im Teich. Hier werden auch im Winter Treibhaus Temperaturen gehalten. Bedunsten mit Wasser gab es nicht nur hier, sondern auch auf den Plaza`s verrieselten Ventilatoren Wasser zum Verdunsten und das taten auch die großen Sonnenschirme. Bei uns sind es eher die Heizstrahler die in der Freiluft aufgestellt werden, hier wird gekühlt. Im neuen Teil des Bahnhofs ist eine hypermoderne (1993) Schnellzug Abfertigungshalle, Bahnsteige die erst kurz vor der Abfahrt durch Glastüren und nur mit Platzkarten betreten werden dürfen. So fahren wir die 78 km nach Toledo wo der Bahnhof ausserhalb liegt. Vom offenen Doppeldecker Touri-Bus aus  die Anfahrt zur historischen Altstadt bewundert. Lange vor Madrid war hier der Knotenpunkt der Römerstraße, die Hauptstadt des Westgotenreichs, ein arabisches Emirat und eine Kastilische Residenzstadt. Wie Wasserburg in einer Fluß Schleife gelegen (Tajo) konnte sie sich gut durch die Anhöhe, zusätzliche Stadtmauern und doppelte Tore verteidigen. Juden mit Synagogen, Moslems mit Moscheen und Christen mit Kirchen lebten hier lange friedlich zusammen bevor die Inquisition alles vernichtete oder christianisierte. In der Synagoge del Transito ist heute ein Museum untergebracht und es können die religiösen Prunkstücke wie Thorarollen usw. bestaunt werden. Auch die jüdische Migration, das Leben in Europa wird sehr gut dargestellt. Es ist drückend heiß in den kleinen Gässchen und ein Limonensorbet mit oder ohne Vodka bringt nur kurzzeitig Erfrischung. Die Silhouette wird bestimmt vom quadratischen Palacio Alcazar mit markanten Ecktürmen der heute ein Armeemuseum beherbergt, der Kathedrale und den anderen sakralen Bauten die mittlerweile alle Kirchen sind. In den engen Gassen gibt es gibt es unzählige Souvenirläden die die angehenden Toreros und Flamenco Tänzerinnen ausstaffiert. Schwerte, Dolche und alle üblichen Schneidwaren mit Klingen scheinen hier eine große Handwerkstradition zu haben (vielleicht das Solingen Spaniens?). Die alten Häuser haben oft noch arabische oder hebräische Inschriften. Marzipan ist angeblich hier entstanden und im Kloster der heiligen Rita gibt es kleines Fensterchen wo nach klopfen oder klingeln eine Verkaufsschwester erscheinen sollte – tut sie aber nicht, vermutlich weil gerade 12 Uhr läuten war – und es könnte gekauft werden. War nicht möglich Rita, schade!

Toledo

Stadttor durch das Stadttor

Museum in der ehemaligen Synagoge

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