Donnerstag, 16. Juni 2011

Vallee de Taipi

Marcel holt mich und ein französisches Rentner Pärchen (alle ohne englisch) zu einer Inselrundfahrt mit dem CatCat (4x4d, Allrad) ab. Rund ist die Fahrt nicht, es gibt nur Stichstraßen ab von der Hauptroute und die sind Schüttelpisten pur. Zuerst über den Teavaitapuhiva Pass (490m) in das Vallee de Taipi, das sich in weitem Bogen hinunter nach Hooumi  an die Küste schwingt.  Überall sind Schüsseln/Antennenmasten  und trotzdem ist WiFi fast nicht möglich. Das Tal ist das Fruchtbarste hier und hauptsächlich wird die Kokospalme (Himmelsgeschenk) angebaut und die Stämme mit einem Metallstreifen vor hochkletternden Mäusen und Ratten geschützt. Kooperativen oder einzelne Hütten zur Trocknung von Kopra sind zu sehen. Aus der Nuss werden Speisefette (für billiges Eis), Kokosflocken, Öle für Kosmetik hergestellt. Eine 10 %ige Beimischung zu Treibstoff (ohne Motorschaden) senkt die ohnehin negative Importbilanz. Besuch der Kirche und der Künstler die hier arbeiten. Die Knochen-, Samen-, und Hornschmuckstücke werden mit meinem Lieblingswerkzeug der Dremel (Mini Bohr,- Schleif-, Trennmaschine) hergestellt. Holz wird mit Handstichel und Meißel bearbeitet. Der amerikanische Schriftsteller Hermann Melville , desertierte 1841 wegen der unmenschlichen Bedingungen von einem Walfängerschiff und versteckte sich hier, in „Taipi“ sind seine Erlebnisse dokumentiert, berühmter wurde sein Cäpt`n Ahab in „Moby Dick“. Der Tsunami von Fukushima war in der Bucht mit einem Meterhohen Meeresanstieg zu spüren, Schäden sind keine ersichtlich. Hier fand 2009 das Marquesas Kulturfestival statt und so sind einige Stätten wie Kamuhei und Hikokua freigelegt und mit Stein Skulpturen der Besucher (Südsee Insulaner, Maori NZ, Osterinsler) geschmückt. Einige Marea sind immer noch „Tapu“. Felsgravuren an großen Steinen unter 500 jährigen Banyan´s zeugen von der frühen Besiedelung vor 2000 Jahren. Viel gemeißelte runde Vertiefungen in Felsen für die Tattoo Farbenherstellung. Meine Jugendlektüre „Kon Tiki“ von Thor Heyerdahl dem Norweger (und fünf weiteren Mitstreitern) der 1947 mit seiner abenteuerlichen Floßfahrt die Besiedelung von Südamerika aus beweisen wollte und nach 7.000 km im Tuamotu Atoll landete, gilt per DNA Analyse als überholt. Taiwanesen, Malayen sind eher verwandt, 40.000 Jahre alte Faustkeile wurden gefunden und die Kartoffel war hier! Vor 4.000 Jahren kam eine neue Einwanderungswelle (auch das Schwein) aus Südostasien mit der Lapita Keramik (feine geometrische Muster). Also so genaues weiß man immer noch nicht und das ist spannend. Die Polynesier hatten hochseetüchtige Auslegerboote (ohne Nägel), waren die besten Navigatoren aller Zeiten und anhand von Wind, Wetter, Sternen, Strömungen, Wasserfarbe, Wolkenformationen und dem Zug der Fische und Vögel segelten sie durch die Südsee. Karika (Ian Karika, ein Nachfahre hat das erforscht, beschrieben und nachvollzogen) ein samoanischer Seefahrer war im Konvoi mit bis zu 400 Kriegern um 1200 hier überall noch vor den großen Seefahrern. All diese frühen Kulturzeugnisse werden in einem kleinen, netten Museum in Hatiheu ausgestellt. Ein französisches Archäologen Ehepaar arbeitet hier, unterstützt von einer alten einheimischen Dame namens Yvonne, der ihre Heimat und die Geschichte Polynesiens am Herzen liegt.
Tiki in Hikokua
Dokumentiert ist auch die auf den Marchesas sehr spezielle Tattoo Kunst. Tatau kommt von „richtig schlagen“ und lautmalerisch von Capt`n Cook als Tattoo zu uns gelangt. Mit kleinen Kämmen aus Horn, oder spitzen Fischzähnen wurde die Farbe (Ruß und Kokosöl) von den „Meistern des Bilderklopfens“ unter die Oberhaut gebracht. Das heilte nach vier Wochen ab und es blieb ein durch die Haut blau scheinender, lebenslanger Schmuck. Die bedeutendste Erforschung der Muster machte der Deutsche Ethnologe Karl von den Steinen Ende des19 Jhrts. Und ein Bildband seiner Forschungen liegt hier aus, außerdem ist in Stuttgart (mein nächster verwandtschaftlicher Besuch wird auch ein Museumsbesuch werden) sein gesamtes Werk ausgestellt. Die Motive spiegeln Ereignisse aus dem eigenen Leben wieder und Geschichten der Ahnen. Auch sprechen die speziell verzierten Körperpartien eine eigene Sprache. Die Ornamentierung ähnelt der, für die Lapita Kultur typischen Keramik, und kam vermutlich von Papua Neu Guinea, Melanesien mit der ersten Besiedelungswelle hier an. Die Söhne der Götter waren verziert und so wird eine Verbindung von Mensch zu den Göttern hergestellt, eine Zuordnung zu einem Stamm, ein Initiationsritus und ein Schutz vor Bösem. Es wurden auch sehr Schmerz empfindliche Stellen an Kniekehlen, Ohrläppchen, hinter den Ohren, Lid, Zunge und im Genitalbereich verziert. Nach Gesichts Tattoo`s war die Ernährung nur über einen Trichter möglich um Entzündungen vorzubeugen.
Chez Yvonne ist das bekannteste Marchais Restaurant und sie „Yvonne“ hat ein paar kleine, teure Bungalows zu vermieten. An der, von den amerikanischen  Schriftstellern Robert Louis Stevenson (1888) und Jack London als schönste Bucht bezeichnet, wollte Club Med ein Resort einrichten, aber Yvonne war nicht bereit zu verkaufen, obwohl sie sonst sehr geschäftstüchtig ist. Ein gutes, zu üppiges typisches Mittagessen mit Maniokbratkartoffeln, frittierten Brotfruchtbällchen, Shrimps-Beignets, Fisch und Fleisch, Soße und wenig Gurken. Verdauend den Berg nach Anaho hoch gerannt, zum zugigsten, windigsten Plätzchen mit Blick auf atemberaubende Buchten. Unterwegs wilde Mangobäume geschüttelt und das Mittag Essen für den nächsten Tag aufgeklaubt. An schroffen Felsen vorbei wo ganz oben, weit sichtbar, eine weiße Madonnenstatue über Meer und Land wacht, weiter zum Aussichtsplatz Aakapa. Ein Blick zum Rhinozeros Felsen, bizarre Felsnadeln in der untergehenden Sonne und seltene Orchideen und Tauben die nur noch in wenigen Exemplaren hier vorkommen. Wildschweine und wilde Hühner überall, auch im Ort, die leider sehr früh krähen.


ich klein vor 500 jährigem Banyan in Kamuhei


die Buchten von Anaho


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