Wir landen nach dem Überflug mehrerer Maquesas Inseln auf der Hauptinsel Nuku Hiva (ca. 3000 EW). Diese Inseln zeigen sehr gut im Zeitraffer die Entstehung eines Atolls. Schroffe Berge fallen steil ins Meer ab und sind Vulkan Bergstöcke die teilweise unter Wasser sind. Die Vulkane sind vor 5 Millionen Jahren erloschen und wenn nochmal 10 Millionen Jahre ins Land gehen, dann sind die Berge abgebröckelt und haben um den Berg herum das Geröll ins Meer verfrachtet wo wiederum knapp unter der Wasseroberfläche Korallen das zusammenwachsen lassen. Die dann durch den Meeresspiegel Anstieg wieder verschwinden. Interessant wäre zu wissen, wieviele Kulturen sprichwörtlich schon untergegangen sind.
An Bord ist ein Französiches Ehepaar, sehr modisch gestylt mit schulpflichtigem Kind, noch in der Pinkphase. Kleidung und Schulranzen und auf dem lila Koffer steht Penelope. Sie haben immenses Gepäck und es wird bei uns im Stationwagen verstaut. Wir sitzen ganz eng, nur die Mutter sitzt bei uns. Wie ich mitbekomme sind sie aus Antibes, wollen auf der Insel leben, er ist der neue Arzt im neuen Taioaha‘e Hauptstadtkrankenhaus. Aber da müssen wir erst einmal hinkommen. Der Flughafen Nuku Ataha liegt 53 km entfernt am anderen Ende der Insel in der Terre Dèserte und ist nur über Piste erreichbar. Oder für eilige mit Heli, den ich aber nirgends sehe. Es gibt da eine ebene Fläche für ein Rollfeld, das Gelände ist arid und sieht ganz anders aus als beim Überflug. Dann fängt eine betonierte Piste an und wir fahren in Serpentinen immer höher und höher, es regnet und wird neblig und sattes grün von Pinienwälder –mit einigen Schirmakazien - glänzt uns entgegen und über dem Kamm geht’s nach unten auf das 800 Meter Hohe Plateau To’ovo’i, ist wie Samerberg nur etwas größer. Holsteiner und Schweizer Kühe grasen friedlich miteinander und die Alpen lassen grüßen. Ich wußte, daß hier, rund 1600 km nordöstlich keine Lagunengesäumten Koralleninseln sind, aber Heidiland hätte ich unter dem 1224 Meter Hohen Mt. Tekao grad nicht erwartet.
Meine Pensionwirtin Irene bekränzt mich mit einem Blumenkranz und ich habe ein Zimmer mit Meerblick. Sie spricht kein Englisch (wo ist Regina? mit der ich e-mail Kontakt hatte) und ist wenig bereit langsam für mich zu sprechen. Gäste zwischen englisch/holländisch helfen beim Abendessen aus.
Für den nächsten Tag haben Theres-Marie und Philipp aus Frankreich – die auch pensioniert sind - eine Tour zum dritthöchsten (1. Niagara, 2. Angel Venezuela) Wasserfall der Erde gebucht, und ich schließe mich an. Ich muß das jetzt mal glauben, denn ich kann nicht googeln, denn das Internet ist so langsam. Unser Führer ist Erique und wir brauchen eine Brotzeit und Wasser (kein Trinkwasser hier?) die wir vor Abfahrt auf dem Markt kaufen. Wir steigen an der Mole in ein kleines Boot und fahren hinaus aus der Bilderbuch Bucht. Vor den steil ins Meer abfallenden Felswänden, ist die See ganz schön kabbelig. Wir fahren in eine noch kleinere Bucht – ein paar schöne Yachten liegen vor Anker – und paddeln mit dem kleinen Beiboot ans Ufer. Schuhe wieder an, dann gehen wir ein kleines Tal entlang, wo eifrig mit der Motorsense gemäht wird. Das Tal war vor 50 Jahren noch mit 1000 Menschen besiedelt, jetzt sind es grad noch 10. Dem Land sieht man noch an, daß es bewirtschaftet wurde und wird. Erique hält sich hier Schweine auf die ein Hund aufpaßt, der uns aber heute begleitet. Die Tüte Baguettes bringt er einer alten Frau mit, die Motorsense mäht und wir bekommen auf dem Rückweg Bananen. Wir biegen um eine Ecke und da ist doch tatsächlich eine Telefonzelle. Am Weg ein Marienaltar und ein Marea. Diese Plätze sind nicht wie Maori Versammlungshäuser, sondern erhöhte Steinpodeste die heilige Plätze markieren. Sie können riesige Ausmaße haben, aber hier nur ein kleines Podest aber auch mit Tiki`s. Diese Figuren wurden auf die Marea‘s gestellt, konnten riesig sein und stellten die Verbindung Mensch und Gott her. Hier sind es ein paar kleine niedliche Hausgötter. Die Figuren sind Totenkopf ähnlich durch die leeren übergroßen Augen, die stumpfe Nase und breitem Mund (wie Botox aufgespritzte Lippen) und manchmal mit heraushängender Zunge. Die Natur-, Kulturpflanzen sind breit gefächert. Alle Arten von Zitrusfrüchten (wilde Orangen sind grün) auch Bäume die sich unter den schwer gewichtigen Pomelos biegen. Ingwer, Brotfrucht, Pistazien, Noni, Avocado, Mango, Banane, Ananas , Guaven, Papaya verschiedene Melonen, Vanille (so gut riecht es auch), Passions-, Sternfrucht Karambole, Kaffee, Chilistrauch (sogenannte Vogelpflanzen weil die durch Vögel verteilt wurden). Ein Ciderapfel der roh nicht genießbar ist (wohl aus Griechenland kommt), Waschnüsse (Christa du benutzt die doch) die aus Persien und Vorderasien sind. Das äußere der Nuß enthält Saponin, eine seifige Sustanz. Rosenholz das gut zum Schnitzen ist. Mape eine Art Kastanie die lange gekocht werden muß. Maniok (heißt wo anders Cassavat, Tapioka) und Taro. Kapok (Füllungen, Polster, Matratzen usw.) das früher ganz wichtig war und nun kaum noch gebraucht wird. Unterwegs Wälder mit dem wilden gelben Hibiskus der wuchert aber sonst zu nichts nutze ist. Der Weg ist beschwerlich, es geht über Stein und Wurzel und wir durchqueren mehrere Bäche. Ich muß jedesmal meine Lowa ausziehen und Gummilatschen an, denn es gibt scharf schneidende Muscheln. Teilweise sehr tief und reißend, ein Seil wäre hilfreich. Es ist heiß schwül und Nono’s sind unterwegs, das sind die hiesigen Sandflöhe. Also ständig mit stinkiger Chemie einsprühen, trotzdem habe ich eine Beule. Manchmal frage ich mich schon, weshalb ich mir das immer und immer wieder antue. Nach beschwerlichen Stunden sehen wir endlich den Te Vaipo oder Ahui’i Wasserfall der seine 350 Meter aber nicht zur Gänze zeigt da wir nicht näher ran kommen. Foto’s sind auch schlecht, da genau die Sonne drüber steht und meine Notlösungskamera auch nicht das Wahre ist. Aber die Szenerie ist gigantisch, wir stehen im tiefsten Dschungel über uns steht die Sonne und scheint auf begrünte, steile, erkaltete Magmastelen in einer halbrunden Caldera. In einer Höhle ganz oben in den Felsen ist der weiße Sarg eines Häuptlings bestattet und auf einem kleinen Felsvorsprung grast eine weiße Ziege. Ob die weiß, daß sie keine Gemse ist? Brotzeit am Bach und ein paar Brösel locken einen riesigen Aal an, der fast zur Gänze das Wasser verläßt. Zurück zum Boot und wir schwimmen alleine in der schönen Bucht, die Damen zum Boot und wir müssen akrobatische Verrenkungen machen um ins Boot zukommen. Die Rückfahrt ist stürmisch und ich muß mich festkrallen damit es mich nicht hin- und herbeutelt. Eine Dusche, die dreckigen Klamotten in die Wäsche, zum Halbpensions Abendessen mit Muskelkater die Treppe runter.
Sternfrucht, Karambole wächst wie Kakao am Stamm "interessant" |
einer der vielen Blüten Kränze |
sorry, nicht gedreht, der Wasserfall mal horizontal |
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