Auf die nächste Insel gehopst, die Flüge waren einfacher zu organisieren wie die Bootsverbindungen. Die gebuchte Pension Fare Maeva ist nah an der „Hauptstadt“ Fare aber zum Laufen doch zu weit. Wir Ankömmlinge werden zum Einkaufen mitgenommen. Der kleine Ort Fare auf Huahini Nui ist wirklich noch das einfache Insel Leben. Ein kleiner Marktplatz, alte Frauen und Männer die die Produkte des Gartens verkaufen, und in leeren Wasserflaschen das Fertigprodukt Kokusnußmilch zum Kochen. Die Post hat am Samstag zu. Der große Supermarkt bietet alles, jeder kauft noch ein fürs Wochenende, ich auch damit ich nicht immer essen gehen muß. Der Strand ist nicht so schön zum Schwimmen oder ich habe den richtigen Platz noch nicht gefunden. Überhaupt in der Lagune ist das Wasser meistens zu flach und meine Technik (die ich auch in der Mühlener Bucht anwende) funktioniert hier nicht. Ich schwimme auf dem Rücken, so stoße ich mir die Knie nicht an, dafür habe ich mir den Rücken und den Arme an Korallen aufgeschrappt. Am Sunset Beach gab es einen langen Steg raus ins tiefere Wasser. Die Insel, eigentlich sind es zwei „Nui“ und „Iti“ und die Große und die Kleine sind mit einer Steinbrücke verbunden, sie sind in einer Lagune und sie sind zusammen grad mal so groß wie der Chiemsee. Hua heißt Sex und (Va)Hine Frau und mit viel Phantasie kann man an der Inselform eine schwangere Frau erkennen. Und Gott Hiro hat die Insel mit seinem Auslegerkanu durchtrennt, sie wird auch Garten Eden genannt. Die 5.600 EW leben vom Fisch, schwarzen Perlen, Vanille und Tourismus. Sie machen schöne Pareo`s und ich würde gerne allen Damen einen mitbringen aber mein letztes Paket von Tahiti ist wohl nicht angekommen. Schade ums Geld, das Porto und meine Zeit. Um 850 bereits besiedelt, Cook war hier 1769 und die königliche Familie Pomare hat hier ihre Wurzeln. 1808 kamen die ersten Missionare und nach königlichem Beschluß (wie bei uns auch) mußten alle zum Protestantischen Glauben konvertieren. Während andere Inseln komplett katholisch sind, ja wer zuerst kommt! Auf dem Tahiti Stadtplan war ein „Temple“ verzeichnet konnte ihn aber nicht finden. Nur eine Kirche (Eglise), daß eine Protestantische Kirche „Temple“ heißt war mir neu. 1897 kamen dann die Franzosen. Von hier kam auch Pouvaana A Opu der sich politisch sehr stark für die Autonomie einsetzte und die Inseln in den 50iger Jahren in Frankreich vertrat.
Ich versuchte einen Internet Zugang zu bekommen, aber niemand war an der Rezeption. Ein paar Koreaner arbeiteten mit dem PC und ich fragte nach Art der Verbindung. Das Team macht einen Film über die einheimischen Tänze hier und auf anderen Inseln. Sie gaben mir das Passwort und ich konnte Mails beantworten bis meine Batterie alle war. Später nochmal versucht, dann war wieder überhaupt kein Netz erreichbar.
Was macht ein Huahiner am Sonntag? Er geht Brunchen! Meine Pension mit Restaurant bot am Sonntag ein Brunch an, die meisten Gäste waren Einheimische. Die Kinder tobten am Pool und die 3er Band spielte Evergreens wie che sara, weiße Rosen aus Athen, das ganze Alleinunterhalter Repertoire, aber mit Ukulelen klingt´s halt doch wie Südsee. Es gab Hummer, den üblichen rohen Fischsalat mit Kokos, Taroblätterspinat (lecker)mit Hühnchen, Poi aus Papaya und Bananafritters. Das Abendessen bestand dann nur noch aus Obst. An der Rezeption gibt es in einer großen wunderschönen Schale - aus einem Stück Holz gefertigt - Obst, eigentlich war es die Babybadewanne der Besitzerin. Edel…
Einen Scooter ausgeliehen und hiesige Marea`s besichtigt. Ein kleiner Inlandsee, der vom Meer gespeist wird, beherbergt bei Maeva die größte, freigelegte restaurierte Anlage. Jedenfalls das, was noch übrig ist. Die großen Seefahrer wie Cook hatten immer Kunstmaler dabei, um das Gesehene zu dokumentieren. Diese Zeichnungen sind heute oft das Einzige, was das damalige Leben anschaulich macht, bevor die Zerstörer (Missionare, Besatzer) kamen. Ein Bild zeigt Cook und seine Mannen, bei einer Menschenopfer Zeremonie. Daneben wird ein Schwein gegrillt, für den Schmaus danach. Die Anlagen sind auf erhöhten Steinplateaus, es gab überdachte Bereiche und steinerne Altäre und Stufenpyramiden ähnlich den Inkas. Die Steinplateau’s sind heilig und auch heute noch, wird außen rum gegangen. Übrig ist nur der Unterbau der Altäre aus schönen Steinen und neuen, hölzernen geschnitzten Stelen. Die Blütezeit war das 11. und 12. Jahrhundert und ging noch bis 1500, die Entdecker erlebten schon eher eine untergehende Kultur (ähnlich die Inkas). Stammesfehden untereinander mag ein Grund gewesen sein, über andere wird nur spekuliert. Der japanische Archäologe der hier so fleißig ausgegraben hat würde sicher enttäuscht sein, das kleine Museum ist geschlossen und die Anlage Marea Mata’ire’a rahi den Berg hinauf wird wieder vom Urwald überwuchert. Einst Tane, dem Gott des Lichtes geweiht unter dem Mt. Tapu (429m). Das aktuellste ist ein weiß/roter Sendemast. Schade ein bisserl mehr Leben täte dem Ganzen sicher gut und wenn`s nur ein Standl mit Infomaterial ist. Mono’i Öl steht alleine zum Verkauf, aber kein Mensch weit und breit. Um diesen Inlandsee sind noch wirklich alte Fischerhütten, fensterlos mit Läden die nach aussen geklappt werden können. In den Gärten schöne Orchideen, im Wassergraben neben der Straße dunkelblauer Lotus wo sich die vollgefressenen, fast fluguntauglichen Riesenbienen tummeln. Das interessanteste sind Steinreusen. Ähnlich unseren historischen Weiden Werchen an der Alz wurden hier im Flachen Steinirrgärten gebaut und die Fische dann nur „eingesammelt“ wenn sie nicht mehr rausgefunden haben. Sie werden immer noch benutzt und an manchen Stellen wurden gleich Hüttchen im Wasser gebaut um in Schatten fischen zu können. Klever.
Mein kleiner Roller ist ja nicht PS stark und rauf zum Belvedere hatte ich schon bedenken ob wir das schaffen. Ein paar Bauarbeiter haben mir zugerufen „sigsag, sigsag“ und das hat dann wirklich gut funktioniert, kann man allerdings auch nur machen wenn kein Gegenverkehr ist. Die Ausblicke auf Buchten, Lagunen, Berge, tosende Wellen am Außenriff sind atemberaubend. Hinter jeder Kurve ein anderer Ausblick. Landwirtschaftliche Flächen mit Folienhäuser für Vanille, Ananas und die Spezialität hier sind Cantaloupe und Wassermelonen. Felder über Felder und in der tahitischen Baywa standen Gitterpaletten voll mit Obst zum Abtransport per Schiff bereit.
Das Einmalige hier sind knalle blauäugige heilige Ohren Aale immenser Größe, die gefüttert werden. Die Jugendlichen machen das, auch für die Touristen und erwarten „kein“ Trinkgeld dafür. Sowas hab ich auch noch nicht erlebt. In einem Bach beim Ort Faie an einer Brücke kommen sie aus den Lücken der mit Steinen befestigten Ufer, reißen das Maul auf fressen das eingeweichte Brot.
Im Örtchen gebummelt, mit Ladenbesitzerin über das langsame, beschauliche Leben hier geredet. Für 20 Euro eine neue 7/8 Hose gekauft, denn meine andere ist schon fadenscheinig und total ausgebleicht. Internet geht mal wieder nicht, aber die letzten Tage hab ich alle alten Mails aufgearbeitet, fast alle fehlenden Foto`s in den Blog gestellt, das Hotel in Madrid gebucht, Flüge von Südamerika nach Madrid gecheckt usw.
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links ein Kirchturm der wie ein Minarett aussieht, Hüttchen über Steinreusen |
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der Blauäugige reißt das Mauk ganz schön weit auf |
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eine besonders schöne Allee |